Status: beantwortet
Antwort des Umweltreferats vom 27.06.2023
Klimaschutz 2030 plus – 6
Sehr geehrte Frau Oberbürgermeisterin,
Mobilitäts- und Stadtplanung ist ein probates Instrument örtlicher Klimaschutzmaßnahmen. Seit den 60er Jahren verfolgte die Stadtplanung das Leitbild der “Stadt der kurzen Wege“. Während zuvor Wohnen, Arbeiten, Einkaufen etc. räumlich eher getrennt gedacht wurde und vor dem Hintergrund der autogerechten Stadt schlüssig erschien, geht es heute vorrangig um Verkehrsvermeidung, was durch eine angepasste Stadtplanung unterstützt werden kann. Konkret soll Stadtplanung darauf abzielen, Distanzen zwischen Wohnen, Arbeiten, Einkaufen, Bildung, Freizeit und Erholung zu verkürzen und dadurch das Verkehrsbedürfnis zu reduzieren. Zudem ist Versiegelung ein zentrales Problem – nicht zuletzt vor dem Hintergrund des Klimawandels, der mit Extremwetterlagen wie Hitze oder Starkregen einhergeht. Versiegelte Flächen potenzieren die damit verbundenen Problemlagen, denn sie heizen sich im Verhältnis zur Umgebung wesentlich stärker auf (Hitzeinseln) und lassen Regenwasser nicht versickern, weshalb die Kanalisation bei Regen schneller ihre Kapazitätsgrenze erreicht (Überschwemmungen). Um neben den in städtischem Eigentum befindlichen Flächen auch auf privatem Grund die Klimaresilienz zu fördern, sollen geeignete Beratungsangebote für Grundstückseigentümer*innen eine entsprechende Sensibilisierung bewirken und dadurch die Bereitschaft für eine klima- und umweltgerechtere Freiflächengestaltung erhöhen.
Um Mobilitäts- und Stadtplanung konsequent auf Klimaschutz auszurichten, stellen die Fraktionen von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und CSU folgenden Antrag:
Begründung:
Verkehrsvermeidung ist ein zentraler Baustein auf dem Weg zu einer klimafreundlichen Stadt, denn Verkehr, der gar nicht erst entsteht, verursacht die geringsten Emissionen. Um also unsere Klimaziele erreichen zu können, ist die “Stadt der kurzen Wege” mit multifunktionalen Quartieren ein tragfähiger Ansatz und als solcher bereits heute Bestandteil der Zukunftsleitlinien für Augsburg. Eine an diesem Leitbild orientierte Stadtplanung verringert die räumlichen Distanzen zwischen einzelnen Funktionen und fördert gezielt Fuß- und Radverkehr. Alle täglichen Wege (Schule, Kita, Ärzte, Nahversorgung etc.) sollen ohne Auto innerhalb von 10 Minuten bewältigt werden können. Dadurch kann zudem eine Zersiedlung der Räume verringert und die allgemeine Lebensqualität deutlich gesteigert werden. Zudem haben Beratungsangebote großes Potenzial, die Neuversiegelung wirksam zu begrenzen. Um bei Grundstückseigentümer*innen eine freiwillige Bereitschaft für eine geeignete, klima- und umweltgerechte Freiflächen(um)gestaltung zu erzeugen, soll die Stadt geeignete Beratungsangebote installieren. Oft scheitert Klimaschutz bzw. Klimawandelanpassung an mangelndem Wissen und Unkenntnis. So kann beispielsweise darauf hingewiesen werden, dass bei Kfz-Abstellflächen Rasenpflastersteine anstatt Asphaltflächen das Abflussverhalten positiv beeinflussen und bei der Gartengestaltung heimische, klimaresiliente Arten und naturnahe Wiesen einen deutlichen Mehrwert bringen. Gemeinsam mit den Eigentümer*innen sollen die bevorstehenden Herausforderungen gemeistert werden. Häufig ist nur ein “kleiner Schubs” nötig, um Verbesserungen zu erzielen. Ein gutes Beratungskonzept kann vor diesem Hintergrund viel bewirken.
Mit freundlichen Grüßen