Zu einem regen Austausch kam es am gestrigen Sonntag, 7. Mai, beim diesjährigen fem*forum zum Thema “Frauen im Sport – bewegen und vernetzen”. Das Ergebnis von Vortrag und Podiumsdiskussion war eindeutig: Frauen erleben im Sport noch zu viele strukturelle Hürden und Diskriminierungen, hinzu kommt unzureichende Aufmerksamkeit und Wertschätzung durch die Medien. Dies gilt auch für den Behindertensport. Beides werde nicht ernst genommen oder ernsthaft abgebildet.

Marie Rechthaler, stellvertretende Fraktionsvorsitzende sowie bildungs- und frauenpolitische Sprecherin: “Das fem*forum hat gezeigt, dass wir im Sportbereich noch viel zu tun haben und der Zusammenhalt von Frauen dafür unabdingbar ist. Wir müssen an einem Strang ziehen, wenn wir Frauen im Sport, sowohl im Laienbereich als auch bei den Profis, voranbringen und sichtbarer machen wollen. Dafür braucht es Sporträume: Schulen als bekannte Bildungsorte sind ein guter Ausgangspunkt, um Mädchen langfristig für Sport zu begeistern. Das hat positive Auswirkungen auf das Familiensystem und die Gesundheit, die das ganze Leben lang anhalten können.”

Stephanie Schuhknecht, Mitglied des bayerischen Landtags, ergänzt: “Bei der Förderung von Mädchen und Frauen müssen auch Kooperationen mit Vereinen unterstützt und frühzeitig initiiert werden. So könnten perspektivisch auch mehr Positionen mit Frauen besetzt werden. Durch die Einbindung in Strukturen können die Bewegung und Motivation von Mädchen gestärkt werden. Ein Konzept, in das sich die Förderung integrieren ließe, wäre im Kooperativen Ganztag, wo Freude am Sport vermittelt werden kann.”

Der Augsburger Sportreferent, Jürgen K. Enninger, bezeichnete sich in seinem Grußwort als “Anwalt für Frauen im Sport”. Er wolle bewusst Frauen fördern und ist mit diesem Ziel Sport- und Kulturreferent geworden. Dafür hat er beispielsweise das Projekt “Mädchen an den Ball” angestoßen, das Mädchen und junge Frauen sowohl sportlich als auch in ihrer Selbstentfaltung fördert. Außerdem hat er Fördermittel für Diversitätsförderung im Sportbereich eingerichtet.

In einem Vortrag von Dr. Ulrike Röger-Offergeld, Dozentin am Institut für Sportwissenschaft an der Uni Augsburg, wurde deutlich: Mädchen und Frauen erreichen statistisch signifikant weniger die Bewegungsziele der WHO als Jungen und Männer. Noch drastischer ist dies, wenn sie aus einkommensschwachen Familien kommen oder einen Migrationshintergrund haben. Deswegen ist Bewegung und Sport für diese Gruppen besonders wichtig: Augsburger Erfolgsprojekte wie “Stark durch Bewegung” oder “Mädchen an den Ball” leisten dafür einen wichtigen Beitrag.

Die Podiumsdiskussion, moderiert von der GRÜNEN Landtagsabgeordneten Stephanie Schuhknecht, bot Eindrücke aus der Sportwelt aus weiblicher Sicht: Elena Lilik, deutsches Nationalteam Canadier Einer Frauen und Kanu Einer Frauen, berichtete, wie eine von Sportlerinnen neu entwickelte Paddeltechnik von den Männern erst belächelt, dann jedoch aufgrund der Vorteile übernommen wurde. Sponsoring sei als Frau, selbst im Profisport, schwieriger zu erhalten als für Männer. Mathilda Quantz, stellvertretende Leiterin des Deutschen Kleinwuchssport, ergänzte ihre Perspektive aus dem Behindertensport. Für den Bereich gebe es generell wenig Sichtbarkeit und die Medien griffen eher die Spiele von Männern auf. Um Frauen den Zugang zu Sport zu erleichtern, plant sie ein Trainingslager ausschließlich für Frauen. Damit wolle sie die Hemmschwelle abbauen, sich an neuen Sportarten auszuprobieren. Petra Kleber, stellvertretende Abteilungsleiterin des Frauen- und Mädchenfußball beim TSV Schwaben, zeigte am Beispiel von Platzwarten, wie wichtig Frauen in allen Positionen im Sportbereich sind. Sie wies darauf hin, dass andere Länder schon weiter seien, was die Gleichbehandlung von Frauen- und Männersport, auch medial, angehe.

Aus dem Publikum, das aus vielen Sportfunktionärinnen bestand, kamen zahlreiche Anregungen und Ideen. So gelte es, gerade bei Kindern und insbesondere Mädchen anzusetzen, um die Berührungsängste für viele eher männlich besetzte Sportarten abzubauen. Dafür brauche es vor allem eine bessere mediale Sichtbarkeit für Frauensport.

All die Anregungen nimmt die GRÜNE Stadtratsfraktion mit in die politische Arbeit und wird sich dafür einsetzen, Frauen noch weiter zu fördern. Ein Antrag der GRÜNEN Stadtratsfraktion zum Gendermonitoring war ein erster Vorstoß in diese Richtung, der im Sport- und Kulturausschuss leider keine Mehrheit erhalten hat.

Beteiligte Personen