Status: in Bearbeitung

Sehr geehrte Frau Oberbürgermeisterin,

der Mangel an Arbeitskräften, insbesondere an qualifizierten Fachkräften, entwickelt sich immer mehr zu einem Hemmschuh für die Wirtschaft in Deutschland. Auch der Wirtschaftsraum Augsburg mit seinen erfolgreichen und innovativen Unternehmen ist hiervon betroffen, wie regelmäßige Firmenbesuche und Gespräche mit Unternehmern und Arbeitnehmervertretern zeigen. Insbesondere gilt dies für die heimischen Hightech-Unternehmen und Start-Ups, die oftmals Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen mit sehr speziellen Qualifikationsprofilen benötigen.

Ein Instrument zur erleichterten Arbeitskräfteanwerbung kann die Verbesserung der Kommunikationsmöglichkeiten mit der Stadt Augsburg sein. Die Möglichkeit, mit der Behörde in der weltweit verbreiteten Verkehrssprache Englisch zu kommunizieren, kann hierzu entscheidend beitragen Auch wenn einige komplexe Rechtsfragen notwendigerweise in der Amtssprache rechtssicher behandelt werden müssen, so wäre es doch zugleich möglich, in manchen Situationen durch entsprechend zertifizierte Mitarbeitende eine rechtssichere Kommunikation auf Englisch zu ermöglichen. Hierfür könnten Beschäftigte der Stadt Augsburg gezielt qualifiziert werden. Die Möglichkeit, diese Qualifikation zu erwerben, kann eine zusätzliche attraktive Weiterbildungsmöglichkeit für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadt Augsburg darstellen.

Ergänzend zur Ausbildung und stetigen Weiterqualifizierung der vorhandenen Arbeitskräfte sind Unternehmen in Augsburg, nicht zuletzt im Hightech- und Startup-Bereich darauf angewiesen, zusätzlich Mitarbeitende weltweit zu rekrutieren. Es handelt sich dabei beispielsweise um Absolventen und Absolventinnen hochspezialisierter – fast immer englischsprachiger – Studiengänge an international renommierten Universitäten. Diese potentiellen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für Augsburger Unternehmen haben sehr selten solide Deutschkenntnisse. Angesichts der Tatsache, dass im angesprochenen Unternehmenssegment Englisch fast immer entweder alleinige oder neben Deutsch gleichberechtigt benutzte Firmensprache ist, stellen fehlende Deutschkenntnisse im Arbeitsalltag im Unternehmen kein Problem dar – können aber im Austausch mit Behörden eine Hürde sein. Derzeit stellen die Betriebe für die Begleitung bei Behördengängen teils extra Mitarbeitende ab. Englischsprachige Angebote können hier Aufwand und Kosten senken helfen. Aber auch Pflegekräfte oder pädagogisches Personal aus dem Nicht-EU-Ausland und weitere hier ansässige Menschen, die noch keine vertieften Deutschkenntnisse erworben haben, könnten von der Möglichkeit der Kontaktaufnahme in Englisch profitieren. Der Fachbereich Migration und Aufenthalt in der Stadtverwaltung würde so die Bürgerfreundlichkeit erhöhen und seinem Anspruch, eine Willkommenskultur zu leben, noch stärker gerecht werden.

Als eine Maßnahme, um hochqualifizierten Fachkräften aus dem Ausland die Aufnahme einer Arbeit in einem Mitgliedsstaat der Europäischen Union attraktiv zu machen, hat die Europäische Union im Jahr 2009 die „Blaue Karte EU“ eingeführt. Seit 2012 ist die Blaue Karte EU in Deutschland der zentrale Aufenthaltstitel für akademische Fachkräfte aus dem Ausland. Personen aus mehreren Staaten außerhalb der EU können somit bei Vorliegen eines Arbeitsvertrags erleichtert einreisen und schnell mit der Arbeit beginnen. Nach Absenkung der Einkommensgrenzen durch den Bundesgesetzgeber im vergangenen Jahr bringt die Blaue Karte EU alle Voraussetzungen eines effektiven Instruments im Eintreten gegen den Arbeitskräftemangel mit sich. Die Verwaltung soll vor diesem Hintergrund ihre Erfahrungen mit der Blauen Karte berichten und darlegen, welchen Beitrag die Stadt Augsburg zur erhöhten Bekanntheit und Nutzung dieser sinnvollen Maßnahme leisten kann.

Vor diesem Hintergrund stellen die Fraktionen CSU und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN folgenden Antrag:

  1. Die Stadt Augsburg erarbeitet ein Konzept zur Erhöhung der Mehrsprachigkeit des Fachbereichs Migration und Aufenthalt im Bürgeramt. Um Zutrittshürden zu senken wird hierbei angestrebt, dass Bürgerinnen und Bürger und Unternehmen auch in Englisch in Kontakt zur Behörde treten können. Dieses Konzept zeigt auf, wie die Abwicklung der Behördenkontakte in Englisch rechtssicher gestaltet werden kann, welcher Qualifikationsbedarf bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Fachbereichs Migration und Aufenthalt besteht und wie diesem – ggf. schrittweise – entsprochen werden kann.
  2. Die Verwaltung erstattet Bericht über die Erfahrungen mit der Blauen Karte EU und zeigt auf, wie oft dieses Instrument zur stark vereinfachten Einreise von hochqualifizierten Mitarbeitern aus dem Nicht-EU-Ausland in der Praxis genutzt wird. Die Verwaltung zeigt ebenso auf, ob es aus ihrer Sicht bei diesem Verfahren Verbesserungs-, insbesondere Vereinfachungspotential gibt.

Mit freundlichen Grüßen

csu fraktion
  • Leo Dietz
  • Matthias Fink
  • Peter Uhl
  • Hans-Peter Pleitner
  • Bernd Zitzelsberger
  • Horst Hinterbrandner
grüne fraktion
  • Peter Rauscher
  • Dr. Denis Anan
  • Dr. Stefan Wagner
  • Marie Rechtaler
  • Dr. Pia Haertinger

 

Beteiligte Personen