Status: beantwortet

Antwort des Amtes für Grünordnung, Naturschutz und Friedhofswesen vom 04.11.2021

Sehr geehrte Frau Oberbürgermeisterin,

gerade in den letzten Jahren sind im Friedhofswesen aufgrund gesellschaftlicher Entwicklungen bedeutende Veränderungen festzustellen. Diese haben maßgebliche Auswirkungen auf die Gestaltung, die Verwaltung, die Bewirtschaftung und v.a. die Finanzierung von Friedhöfen.

In Augsburg haben wir 9 städtische Friedhöfe, die die Trauer- und Bestattungskultur tragen. Es gilt, diese zum einen zu bewahren und zum anderen behutsam weiterzuentwickeln.

Um diesen Wandel zu gestalten, wird die Verwaltung beauftragt, ein Zukunftskonzept für die Grabstätten in der Stadt zu erarbeiten. Ziel ist die Reduzierung oder Gestaltung von Brachflächen, die Reduzierung von Kosten und die Nutzung von freien Flächen.

Da gerade der größte Stadtteil Lechhausen mit dem neuen Ostfriedhof die genannten Problematiken aufweist, soll mit diesem als Pilotprojekt begonnen werden.

Begründung:

Friedhöfe sind ein klassischer Bereich der kommunalen Daseinsvorsorge und werden immer mehr nicht nur Beisetzungsorte für Verstorbene, sondern vielmehr Erinnerungsorte, Orte der Besinnung, Orte der Begegnung. Zudem wird die Gestaltung des Friedhofes zum Erholungswert, gerade im innerstädtischen Bereich der Großstädte, beitragen. Mit ihren Parkanlagen werden Friedhöfe die wichtige Funktion grüner Oasen übernehmen und somit wichtiger Bestandteil von Stadt- und Raumplanung sein; denn sie leisten für den Stadtteil einen wichtigen sozialen, ökologischen und klimatischen Beitrag. Friedhöfe fördern die Pflege der Gemeinschaft und die Kommunikation und sie stellen einen beachtlichen Wirtschaftsraum dar. Sie sind für das kulturhistorische Erbe wichtige Zeitzeugen, die die gesellschaftliche Entwicklung in der Stadt widerspiegeln.

Geänderte Lebensformen und Lebensgewohnheiten wie demografischer Wandel, verändertes Traditionsbewusstsein, flexibles Wohnen oder wirtschaftliche Engpässe führen zu neuen Ansprüchen an unser Friedhofswesen, die wir heute beginnen müssen, zu gestalten. Mobilität zum Beispiel ist ein fester Bestandteil der Lebensweise unserer Gesellschaft geworden und begünstigt auch die Auflösung ortsgebundener Familienstrukturen. Die Frage der Grablegung und Grabpflege bekommt daher eine andere Bedeutung, was die Ansprüche an unsere Friedhöfe verändert. Für die Friedhofsverwaltung stellt die Situation eine neue Herausforderung dar. Einerseits werden Urnengräber oder Rasengräber trauernden Angehörigen nicht gerecht, andererseits gibt es auf vielen Friedhöfen mehr und mehr Freiflächen und Lücken durch aufgelöste Grabstätten, die nicht mehr belegt werden. Dadurch fehlen Einnahmen und es entstehen zusätzliche Kosten für die Pflege brachliegender Flächen. Auch wachsende Bestattungsalternativen auf dem freien Markt begünstigen diese Situation. Immer mehr private Träger kommen mit Angeboten für alternative Bestattungslösungen auf die Stadt zu. Hier braucht es eine klare Entscheidungsgrundlage, die am Bedarf der Bürger/innen ausgerichtet ist, um Make or Buy Entscheidungen treffen zu können. Als moderne Großstadt sollte Augsburg auf diese Bedürfnisse eingehen.

Neue Lösungen sollten unter Einbeziehung der lokalen Bestattungsunternehmen, den Gärtnereien, den Kirchen, den Steinmetzen und der Stadtteilbevölkerung entwickelt werden und folgende Punkte inkludieren:

  1. Status Quo und wirtschaftliche Bewertung des aktuellen Leistungsportfolios
  2. Darstellung von Leitlinien
  3. Künftiges Leistungsportfolio, Entwicklung neuer Grabangebote im Miteinander von städtischen und privaten Friedhofsträgern/Kooperationen
  4. Umgang mit Leerständen auf Basis der Marktanforderungen und der Biodiversität
  5. Leistungsbausteine zu Make or Buy-Effekten (Angebote priv. Träger)
  6. Kundenorientierung (Kommunikations- und Öffentlichkeitsarbeit)

Es braucht demnach ein großstädtisches Gesamtkonzept, das bedürfnisorientierte Angebote für Angehörige ermöglicht, unsere Friedhöfe als Begegnungsort, Ruheort sowie Ort der Erinnerung erhält und das dabei gleichzeitig Kostenneutralität anstrebt.

Mit freundlichen Grüßen

grüne fraktion
  • Verena von Mutius-Bartholy, Fraktionsvorsitzende
  • Peter Rauscher, Fraktionsvorsitzender
  • Dr. Deniz Anan, stv. Fraktionsvorsitzender
  • Dr. Pia Haertinger, stv. Fraktionsvorsitzende
  • Franziska Wörz, stv. Fraktionsvorsitzende
  • Sabrina Koch, Stadträtin
  • Dr. Stefan Wagner, Stadtrat
csu fraktion
  • Leo Dietz, Fraktionsvorsitzender
  • Ruth Hintersberger, stv. Fraktionsvorsitzende
  • Peter Uhl, stv. Fraktionsvorsitzender
  • Claudia Haselmeier, Stadträtin
  • Horst Hinterbrandner, Stadtrat

Beteiligte Personen