VON VERENA VON MUTIUS-BARTHOLY, JÜRGEN ENNINGER UND SERDAR AKIN

Ein Kulturabend am Gaswerk, ein Fußballspiel organisiert von Akteur*innen des Jugendhauses im Stadtteil, die Hochzoller Kulturtage, Senor*innen auf dem Trimm-dich-Pfad am Lech, das Straßenfest im Bismarckviertel, das Freibad im Bärenkeller, eine Kunstausstellung auf den Lechkanälen in der Altstadt: Kultur und Sport sind die Elemente, die die Stadtgesellschaft zusammenbringen und deswegen zentrale Treiber der Stadtentwicklung!

Wenn wir darüber nachdenken, wieso sich bestimmte Stadtteile wie entwickelt haben, gehört dazu auch immer die Frage, welche Infrastruktur für Kultur und Sport dort vorhanden ist. Kultur und Sport schaffen Räume und Treffpunkte. Sie stehen für Bewegung – des Geistes oder des Körpers. Mit diesen beiden Elementen steigen Kreativität und Attraktivität der Quartiere. Aufbauend auf dem Stadtentwicklungskonzept wurden das Kulturentwicklungskonzept und der Sport- und Bäder-Entwicklungsplan in der letzten Legislaturperiode, auch aufgrund unseres ganzheitlichen Ansatzes Politik zu machen, auf den Weg gebracht. Diese Konzepte gilt es nun im Rahmen der Stadtentwicklung mit Leben zu füllen. Das Kulturentwicklungskonzept hat sich zum Ziel gesetzt, die Entwicklung von Kultureinrichtungen systematisch zu erfassen. Denn die Dimension der Auswirkungen auf die Stadtentwicklung, die Renovierungen, Errichtungen, Öffnungen solcher Infrastruktur haben, wurde in vielen Fällen Jahre lang nicht diskutiert. Einzelinteressen standen häufig im Fokus. Umso wichtiger ist es bei der Entwicklung städtischer Kultureinrichtungen, die Öffnung und Kooperationsbereitschaft zu fördern und zu überlegen, wie genau die Einrichtungen als Orte der gesamten Stadtgesellschaft wahrgenommen werden können; zu sogenannten Dritten Orten, in denen ein Aufenthalt – auch konsumfrei – für Jede*n möglich ist.

Das Kulturentwicklungskonzept hat zu einem in der Planung befindlichen offenen Staatstheater geführt, das kein „Bunker“ ist, sondern ein Anker für eine belebte Innenstadt und das Theaterviertel. Bei den Museen wurden Maßnahmen wie der kostenlose Eintritt in Dauerausstellungen festgelegt, um Hemmschwellen abzubauen. Wir freuen uns, dass diese auch im Koalitionsvertrag verankerte Forderung während des Programms „Sommer in der Stadt“ bereits umgesetzt werden kann und hoffen, auch zeitnah einen Weg für die langfristige Umsetzung und Finanzierung aufzeigen zu können. Von der Innenstadt wollen wir nun in die Stadtteile. Uns ist es besonders wichtig, dass die Stadtteilkultur gestärkt wird. So schaffen wir Identifikation. Dazu werden wir schrittweise mit allen Akteur*innen ins Gespräch kommen. Denn Kultur in den Stadtteilen ist da, aber damit sie Motor von Stadtentwicklung sein kann, müssen wir die Vernetzung stärken und die bestehenden Einrichtungen und Gruppen systematisch erfassen. Wir wollen temporäre Experimentierräume schaffen und einen Etat für Stadtteilkultur etablieren. Und auch in den Stadtteilen müssen wir Pop-up-Nutzungen für den Einzelhandel, die Gastro und die Kultur ermöglichen.

Das Gaswerkareal bildet dabei einen wegweisenden Baustein. Oberhausen und Kriegshaber werden über diesen kulturellen Mittelpunkt neu vernetzt und bekommen eine neue Wahrnehmung in der Gesamtstadt. Das Gaswerk zeigt aber auch exemplarisch, welche Bedeutung der Sport für die Entwicklung eines Stadtteils hat. Mit den neu gestalteten Wiesen inklusive Joggingrunde und der „SportBox” wird sich die Identität von Oberhausen verändern. Die Bereitstellung von Freizeit- und Sportflächen ist das Ziel des seit 2015 erarbeiteten Sport- und Bäder-Entwicklungsplans. Die Ausarbeitung auch mit Vereinen und Expert*innen hat gezeigt, dass die drei Säulen des Sports Vereins-, Freizeit- und Schulsport entscheidend sind für Lebensfreude, Lebensqualität und Gesundheit. Sie können die Entwicklung eines Stadtteils neu definieren. Sport führt dazu, dass Menschen unterschiedlichen Alters, Geschlechts und unterschiedlicher Herkunft zusammen kommen und eine neue Gemeinschaft bilden. Gerade weil der individuelle Freizeitsport zunimmt, wird es immer wichtiger, diese Begegnungs- und Aufenthaltsorte bereitzustellen. Wir sehen es als unsere Aufgabe an, den Entwicklungsplan nun mit Leben zu füllen, z. B. mit geöffneten Schulsportflächen. So können wir in den Stadtteilen schnell und unkompliziert neue Identifikationsmöglichkeiten schaffen, vorhandene Infrastruktur einem breiteren Publikum zur Verfügung stellen und die Stadtviertel beleben. Wichtig ist uns vor allem, dass die Flächen für alle Augsburger*innen offen stehen, denn so können wir das gesellschaftliche Miteinander in den Stadtteilen stärken. Ein weiteres Defizit, den der Plan von 2015 erkennt, sind die fehlenden Bewegungsgeräte für Fitness und Gesundheit in der Stadt. Damit einher geht ein gewisser Grad an Exklusivität für Bewegung. Dies gilt es in den kommenden Jahren peu à peu abzubauen. Als ersten Schritt schaffte die Stadt im Juni 2021 die erste „SportBox” an, die ihren Platz auf dem Gaswerkareal im Stadtteil Oberhausen gefunden hat. Sie ermöglicht es Sportinteressierten nach unkomplizierter Registrierung via App, hochwertige Sportgeräte kostenfrei zu nut- zen. Die „SportBox” befindet sich in der Pilotphase. Sollten die Augsburger*innen das An- gebot gut annehmen, könnten weitere Boxen für andere Stadtteile angeschafft werden.

Wir sind überzeugt, dass gerade Kultur und Sport Treiber*innen der Stadtentwicklung sein müssen. Studien belegen, dass bei der Entscheidung für einen Umzug nach Augsburg gerade das Freizeit- und Kulturangebot entscheidende Faktoren sind – und somit auch für die Anwerbung von Fachkräften. Das wiederum führt zu einer kulturell noch diverseren Stadt, in der sich Kreativität besser freisetzt und die sozialen Zusammenhalt lebt!

Beteiligte Personen