Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,

in der Stadt Augsburg bestehen zur Zeit nur wenige Möglichkeiten für Graffiti-künstlerInnen legal ihrem Hobby nach zu gehen. Illegale Graffiti sind ein Ärgernis für viele BürgerInnen und durch das wilde Sprayen entstehen beachtliche Schäden an privaten und öffentlichen Gebäuden und Einrichtungen. Um diesen Sachbeschädigungen entgegen zu wirken und den KünstlerInnen eine adäquate Alternative zu Illegalität zu bieten, stellt die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen folgenden

Antrag:

Die Verwaltung wird beauftragt:

  1. Weitere Flächen im Stadtgebiet Augsburg für legales Graffiti, nach dem Vorbild des Projektes „Wiener Wand“ freizugeben.
  2. Diese Flächen und deren Grenzen durch ein einheitliches Symbol auszuweisen.
  3. EineN festen AnsprechpartnerIn für die Freigabe von weiteren Graf-fitiflächen in der Verwaltung zu benennen.
  4. Informationsmaterial und eine Internetpräsenz über die Lage von legalen Graffitiflächen im Stadtgebiet, sowie zur Bekanntgabe von Nutzungsregeln zu erstellen.

Des Weiteren soll geprüft werden:

5.       In wie weit die Aufgabe der Betreuung der Flächen der Vereinigung „Die Bunten“ übertragen werden kann.

6.       In wie weit die Vereinigung „Die Bunten“ damit beauftragt werden kann, weitere mögliche Flächen zu suchen und diese in Zusammenarbeit mit der Verwaltung für legales Graffiti freizugeben und auszuweisen.

Begründung:

Graffiti werden in der Bevölkerung oft als Schmierereien wahrgenommen. Durch Graffiti an privaten Gebäuden entstanden laut Polizeipräsidium Schwaben Nord im Stadtgebiet Augsburg in den Jahren 2006 100.000€, 2007 175.000€ Schaden. Graffiti ist ein Teil der urbanen Jugendkultur und kann nicht mit Verboten oder der Androhung von Strafen verhindert werden. Vielmehr muss eine moderne Stadt die Elemente der Jugendkultur aufnehmen und hierfür Freiräume schaffen. Die Stadt Wien hat dies mit dem Projekt „Wiener Wand“ gemacht, dessen Beispiel Augsburg folgen sollte. Durch das Auszeichnen von legalen Graffitiflächen gingen die Sachbeschädigungen an privaten Gebäuden spürbar zurück. Zudem fühlen sich die SprayerInnen mit ihrer Kunst ernst genommen und begreifen sich als Teil der Stadtgemeinschaft.

Viele JugendsozialarbeiterInnen und LehrerInnen führen mit ihren Klassen Graffitiworkshops durch. Eine geeignete Fläche zu finden fällt jedoch schwer und es ist erst die Genehmigung einzuholen, diese Fläche besprühen zu dürfen. Diese Verwaltungsgänge erübrigen sich durch die gekennzeichneten legalen Flächen. Die ehrenamtliche Jugendarbeit, die Arbeit der Jugendhilfe und der LehrerInnen wird dadurch gestärkt und vereinfacht.

Durch die Betreuung der Flächen durch die Vereinigung „Die Bunten“ werden die Verwaltungskosten minimiert und das gesellschaftliche Engagement der jungen Bürgerinnen und Bürger gestärkt. Zudem erwarten wir durch die Mitverwaltung der Graffitiszene durch „Die Bunten“ die ver-stärkte Einhaltung der Nutzungsregeln. Das Projekt soll in der Anfangszeit verstärkt durch Workshops an Schulen, in der Jugendarbeit und bei Jugendkulturfestivals wie dem „Modular“ begleitet werden. Des Weiteren verweisen wir auf den angehängten Projektbericht „Wiener Wand“, sowie die Projektseite der Stadt Wien: www.wienerwand.at

Mit freundlichen Grüßen

Christian Moravcik           Verena von Mutius        Reiner Erben                          Eva Leipprand
Stadtrat                                      Stadträtin                            Fraktionsvorsitzender      Stadträtin

Martina Wild                                   Dieter Ferdinand
stv. Fraktionsvorsitzende           Stadtrat

Beteiligte Personen