Status: beantwortet | Antwort des Referats 3 vom 03.03.2020

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,

der Druck auf den Wohnungsmarkt in Augsburg hat nicht nachgelassen und allein mit Neubau von Wohnungen wird eine Entspannung auch nicht gelingen.
Es  fehlt bezahlbarer Wohnraum, gerade auch für Familien. Gleichzeitig leben viele Senior*innen in Wohnungen, die eigentlich viel zu groß für sie sind; in denen sie früher z.B. mit ihrer Familie gelebt haben, die Kinder aber inzwischen ausgezogen sind. Viele dieser Wohnungen sind nicht altersgerecht, nicht barrierefrei, ohne Aufzug.
Experten fordern eine bessere Nutzung des Wohnbestandes. Helfen könnten hier beispielsweise „Wohnungstauschprojekte“, die in manchen Städten bereits angeboten werden.
Wir möchten ein Beratungs- und Unterstützungsangebot schaffen, das Alternativen aufzeigt und Hilfestellung bei einem evt. Wohnungswechsel gibt. Da es den Menschen meist ein Bedürfnis ist, in ihrem gewohnten Umfeld zu bleiben, bietet es sich aus unserer Sicht an, vor allem mit Wohnungsbaugesellschaften zusammenzuarbeiten, die vor Ort einen größeren Wohnungsbestand mit verschiedenen Wohnungsgrößen haben.
Angesichts der Wohnungsmarktsituation kann der „Wohnungstausch“ einen kleinen Baustein in einer aktiven Wohnungspolitik darstellen.

Unsere Fraktion stellt daher folgenden

Antrag

  1. Die städtische Wohnbaugruppe entwickelt ein Konzept „Wohnungstausch“ für die von ihr verwalteten Wohnungen.
  2. In der städtischen Fachstelle für Wohnen wird eine „Wohnungstauschbörse“ eingerichtet.
  3. Sollte diese Wohnungstauschbörse, wie auf der städtischen homepage angekündigt, inzwischen doch schon eingerichtet worden sein, bitten wir um einen ersten Erfahrungsbericht (https://www.augsburg.de/buergerservice-rathaus/wohnen-und-bauen/offensive-wohnraum-augsburg/optimierung-vorhandener-wohnpotenziale)

Begründung

Seit 1987 ist die durchschnittliche Wohnfläche pro Einwohner*in um über ein Drittel gestiegen und statistisch leben mittlerweile in jeder Wohnung weniger als 2 Personen. Für Ältere kommt ein Umzug oft aus Kostengründen nicht in Betracht, weil dann ein älterer und oft günstigerer Mietvertrag aufgegeben werden müsste. Eine neue Wohnung wäre nicht nur kleiner, sondern meist auch noch teurer.
In Zeiten wie diesen, in denen insbesondere in größeren Städten die Nachfrage nach bezahlbarem Wohnraum das Angebot bei Weitem übersteigt und neuer Wohnraum nicht schnell genug geschaffen werden kann, plädieren viele Experten für eine bessere Nutzung des Bestandes. Als eine Möglichkeit wird die  “Wohnungsrotation” vorgeschlagen. So analysiert das Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) in einem Gutachten zur Verbesserung der Situation auf dem Wohnungsmarkt: “Würden nur zehn Prozent der insgesamt 4,1 Millionen selbst genutzten Wohnungen als Einliegerwohnung oder zur Untervermietung genutzt, ständen kurzfristig mehr als 410 000 Wohnungen in städtischen Räumen zur Verfügung“. Allerdings ist der Umbau in eigenständig vermietbare Einliegerwohnungen meist mit größeren Änderungen verbunden. Die Schaffung eines separaten Eingangs, eigener Sanitäranlagen und einer eigenen Küche – all das bedeutet einen erheblichen Aufwand, sowohl finanziell als auch organisatorisch. Viele ältere Menschen schrecken davor zurück, vor allem wenn sie nicht auf Einnahmen aus einer Vermietung angewiesen sind.
Größere Reserven stecken möglicherweise in Mietwohnungen, die nicht in vollem Umfang genutzt werden. „Würden derartige Wohnungen verstärkt durch Umzüge frei, könnten Potenziale etwa für Familien gehoben werden“, stellt das IW fest. Dabei verweisen die Wissenschaftler auf eine Studie der Schader-Stiftung, wonach etwa ein Drittel der Menschen über 55 Jahren bereit ist umzuziehen, gerade auch, weil sie ihre Wohnung als zu groß empfinden.
Eine Möglichkeit hier Unterstützung zu leisten kann die „Wohnungstauschbörse“ der Wohnbaugruppe und der Fachstelle für Wohnen und Unterbringung sein. Auf der städtischen homepage wird eine solche Hilfe und Beratung durch die Stadt bei  Wohnungstausch und Umzug angekündigt. Wir wollen, dass dieses Projekt jetzt umgesetzt wird.

 

Beteiligte Personen