Status: in Bearbeitung

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,

unsere Fraktion unterstützt grundsätzlich das Anliegen, im öffentlichen Raum der Friedensstadt Augsburg ein Mahnmal zur Erinnerung an die Opfer von Völkermord zu errichten.
Im Rahmen der Bearbeitung eines Antrags der CSU-Fraktion zur Errichtung eines Völkermord-Mahnmals für die Assyrer/Aramäer (Suryvoye) hat die Verwaltung Kriterien zur Schaffung eines Denkmals zur Erinnerung an die Opfer von Völkermord im öffentlichen Raum erarbeitet. Dies begrüßt unsere Fraktion vom Grundsatz her nachdrücklich.
Ein Kriterium für die Schaffung eines Denkmals zur Erinnerung an Opfer von Völkermord soll danach sein, dass die Voraussetzungen der  UN-Völkermordkonvention vorliegen (https://www.voelkermordkonvention.de/uebereinkommen-ueber-die-verhuetung-und-bestrafung-des-voelkermordes-9217/).
Allerdings ist es leider eine Tatsache, dass es allein in der jüngeren Vergangenheit  (1904 – 1995) sieben – mit dem Völkermord an den Jesiden 2014 im Irak- acht Völkermorde gegeben hat, die diese Kriterien erfüllen (https://www.voelkermordkonvention.de/voelkermorde-in-der-vergangenheit-9167/ .

Unsere Fraktion hält es daher für angebracht, ein gemeinsames städtisches Mahnmal für die Menschen zu schaffen, die Opfer von Völkermorden der jüngeren Vergangenheit geworden sind, um für all diese Menschen einen gemeinsamen würdigen Erinnerungsort  zu schaffen.

Unsere Fraktion stellt folgenden

Antrag

  •         Die Stadt errichtet – soweit möglich – unter Einbeziehung der Vertretungen der betroffenen Gruppen auf einem städtischen Friedhof eine gemeinsame Gedenkstätte für alle Menschen, die einem Völkermord zum Opfer gefallen sind.
    ·         Auf diesem gemeinsamen Mahnmal sind die (UN-anerkannten) Völkermorde einzeln aufzuführen.
    ·         Für die Errichtung und den Unterhalt kommt die Friedensstadt Augsburg auf.

Begründung

Das Anliegen der in Augsburg lebenden Aramäer, Assyrer, Chaldäer und Maroniten, einen Erinnerungsort und ein entsprechendes Mahnmal zur Erinnerung an den Völkermord zu haben, kann unsere Fraktion verstehen.
Die Erinnerung daran, dass Menschen in der Lage sind, anderen Menschen unendliches Leid zuzufügen und diese aufgrund ihrer Zugehörigkeit zu einer bestimmten nationalen, ethnischen, rassischen oder religiösen Gruppe als solche ganz oder teilweise zu zerstören, ist Voraussetzung dafür, dass Aufklärung über diese Verbrechen stattfindet. Nur mit Erinnern, Aufklären und Diskussion kann die Friedensstadt einen Beitrag dazu leisten, dass Völkermord geächtet wird. Dieses Erinnern und die Aufklärung über diese Verbrechen gehören zum Bildungsauftrag und zur Erinnerungskultur der Friedensstadt Augsburg. Um diesem Auftrag umfassend gerecht zu werden, muss all den Menschen gedacht werden, die Opfer von Völkermord geworden sind. Aus diesem Grund befürworten wir eine gemeinsame Gedenkstätte.

Völkermorde in der jüngeren Vergangenheit:

1904 — 1908 Völkermord an den Herero und Nama in Deutsch-Südwestafrika
zwischen 35.000 und 65.000 Herero-Opfer, ca. 10.000 Nama-Opfer
1915 — 1916 Völkermord an den Armeniern im damaligen Osmanischen Reich
zwischen 300.000 und 1.500.000 Opfer
1939 – 1945 Völkermord an den Juden.
zwischen 5.600.000 und 6.300.000 Opfer
 1939 – 1945 Völkermord an den Sinti und Roma — Porajmos
unbekannte Anzahl der Opfer, sie soll sechsstellig sein
 1965 und 1972 Völkermord in Burundi durch die Tutsi an den Hutu
zwischen 100.000 und 250.000 Opfer
 April — Juli 1994 Völkermord in Ruanda
zwischen 500.000 und 1.000.000 Opfer
Juli 1995 Völkermord an Bosniaken durch das Massaker von Srebrenica
ca. 8000 Opfer
August 2014 Völkermord an den Jesiden im Irak

Beteiligte Personen