von Martina Wild und Verena von Mutius
Alle Kinder und Jugendlichen sollen gerechte Startchancen bekommen. Das ist die Voraussetzung, um ihnen einen guten Start ins Leben und Teilhabe in unserer Gesellschaft zu ermöglichen sowie Bildungsarmut zu verhindern. Kinder brauchen hierfür in Kitas, Schulen, Familienstützpunkten und Jugendtreffs gute Bedingungen: gute Betreuung bis in den Nachmittag, gut ausgebildete Pädagog*innen, funktionierende Gebäude und moderne Ausstattung. Denn eine gerechte Gesellschaft braucht gute Bildung für Alle.
Steigender Bedarf an Kinderbetreuungsplätzen
Auch in Augsburg fehlen immer noch zahlreiche Krippen-, Kindergarten- und Hortplätze. Die Gründe hierfür sind vielfältig: Augsburg ist attraktiv und erlebt einen Zuzug, die Geburten nehmen zu, der Bedarf nach längeren Betreuungszeiten und nach der Vereinbarkeit von Beruf und Familie steigt kontinuierlich an, hinzu kommen die neue Einschulungsregelung des Freistaates und die Rechtsansprüche auf Betreuung bei Kindergarten- und Schulkindern. Deshalb wurde bei der Stadt Augsburg eine Task Force eingerichtet, deren Aufgabe es ist, weitere Platzkapazitäten zu schaffen – von Neubauten über Erweiterungen bis zu Modul- und Containerbauten. Weitere Plätze werden zudem in der Großtagespflege geschaffen. Die vergangenen Jahre haben aber auf jeden Fall deutlich gezeigt, dass eine kontinuierliche Überprüfung und Anpassung des Bedarfs und der Ausbauziele erforderlich ist. Wir GRÜNE wollen daher ein kontinuierliches Monitoring System einführen und wie in anderen Kommunen die Bedarfsplanung jährlich fortschreiben. Des Weiteren fordern wir die Einrichtung einer zentralen Anmeldeplatt- form für Kita-Plätze in Augsburg.
Gute Kinderbetreuung
Kindertagesstätten sind wichtige Bildungs- und Betreuungseinrichtungen. Für uns haben daher eine kindgerechte Betreuung, kleinere Gruppen, mehr Erzieher*innen in den Kitas, eine weitere Pädagogische Qualitätsbegleitung der Kitas sowie flexible und ausreichend lange Öffnungszeiten Priorität. Aus unserer Sicht ist in den Kitas gerade die Zeit, die Fachkräfte für die Kinder haben, entscheidend dafür, dass sich Kinder wohlfühlen und individuell gefördert werden können. Im Mittelpunkt stehen zudem qualifizierte, zufriedene und ihrer verantwortungsvollen Arbeit entsprechend gut bezahl- te Fachkräfte. Notwendig ist es dabei, gerade auch die Arbeitsbedingung für die Erzieher*innen zu verbessern und die Zeit für die vielfältigen alltäglichen Arbeiten wie Sprachstandserhebung, Leitungsaufgaben sowie Elterngespräche entsprechend anzuerkennen. Auch müssen die Erzieher*innen, zum Beispiel im Umgang mit traumatisierten Kindern oder in der Sprachförderung, kontinuierlich aus- und weitergebildet werden. Wir GRÜNE wollen eine gute frühkindliche Bildung. Wir wollen daher eine Qualitäts- offensive in unseren Kitas – zugunsten der Kinder, der Familien und der Mitarbeiter*innen. Vor Kostenfreiheit stehen dabei für uns an erster Stelle der Ausbau der Kitas und eine bessere Qualität.
Angesichts der hohen Nachfrage nach qualifiziertem Personal, stehen die Träger der Betreuungseinrichtungen in einem Konkurrenzkampf um das Personal. Inzwischen gibt es aufgrund GRÜNER Initiativen bei der Stadt Augsburg ein Konzept, wie Menschen für die Arbeit im Bereich der städtischen Kinderbetreuung gewonnen und gehalten werden können. Hierzu zählen verschiedene Maßnahmen: Es soll eine städtische Fachakademie für die Ausbildung von Erzieher*innen eingerichtet werden, Unterstützung gibt es bei Qualifizierung und Wiedereinstieg und ebenfalls Hilfe bei der Wohnungssuche. So hat die Stadt inzwischen fünf Appartements angemietet, die an Mitarbeiter*innen in der Kinderbetreuung für einen gewissen Zeitraum untervermietet werden. Um Fachkräfte zu gewinnen, wurde die praxis- optimierte Ausbildung und auch ein Assistenzkräftemodell für Quereinsteiger*innen auf den Weg gebracht. Hinzu kommen Aktivitäten gezielter Personalakquise.
Wir GRÜNE wollen unsere Augsburger Schulen für die Zukunft fit machen und ihre Lern – und Aufenthaltsqualität verbessern. Denn unsere 70 Schulen müssen aufgrund sich ändernder Anforderungen wie Inklusion, Heterogenität, Ausbau von Ganztagsbildung sowie Digitalisierung weiterentwickelt werden. Klar ist zudem: statt stinkender Toiletten, Schimmel und geschlossenen Turnhallen brauchen unsere Kinder und Jugendlichen ein gutes und modernes Bildungsumfeld. 2014 wurde deshalb ein Programm zur Ertüchtigung der Augsburger Schulen mit einem Volumen von 300 Millionen € bis 2030 beschlossen. Das kann aber nur der Anfang sein, weitere Mittel sind nötig, um Schulen zu sanieren und neu zu bauen. Wir GRÜNE wollen hierfür auch eine adäquatere Schulbaustruktur mit mehr Personal sowie eine kommunale Schulbaurichtlinie. Wir wollen Architektur und Pädagogik in Einklang bringen und die Schulfamilie als Expert*innen vor Ort rechtzeitig in den jeweiligen Planungsprozess einbeziehen.
Wir GRÜNE haben den Anspruch, unsere Augsburger Bildungslandschaft zu gestalten: Schulen als Lebens- und Lernraum zu entwickeln, Bildungsakteure zu vernetzen, Schulen und ihre Pausenhöfe ins Quartier und zu Trägern hin zu öffnen. Denn Bildung ist mehr als Schule. Gute Beispiele sind die in Kitas und Grundschulen aktiven Stadtteilmütter, “Bildung Löwenstark” (Jugendstütz- punkt, Elterncafe und Bürgerwerkstatt an der Löweneckschule) und die Freizeitsportanlage OASE. Das Projekt “Augsburger Bildung gemeinsam verantworten” und das Bildungsbüro weisen hierfür den Weg, der aus unserer Sicht aber konsequenter zu beschreiten und um eine integrierte Bildungsentwicklungsplanung zu ergänzen ist.
Ganztag ist für uns GRÜNE mehr als die reine Betreuung von Kindern und Jugendlichen. Dazu gehören auch Jugendarbeit, Schulsozialarbeit, Digitalisierung, Sprachförderung, Präventionsangebote, Inklusion, interkulturelle und kulturelle Aktivitäten, Beteiligungsmöglichkeiten und Umweltbildung wie auch Elternarbeit und Familienbildung. Gute Bildungsorte profitieren von diesem umfassenden Bildungsverständnis. Wir GRÜNE wollen eine Qualitätsoffensive für unsere Schulen. Wir wollen eine qualitative Rahmenplanung für die Ganztagsangebote und Schulkindbetreuung.
Wir GRÜNE wollen Kitas, Schulen und Jugendtreffs in benachteiligten Stadtquartieren mit mehr pädagogischem Personal und mehr Mitteln ausstatten, damit individuelle Förderung gelingt und mehr Bildungsgerechtigkeit entsteht. Nötig hierfür ist eine am Bedarf orientierte Förderung dieser Bildungsorte. Wir sorgen dafür, dass die Unterstützung dort ankommt, wo sie besonders gebraucht wird.
FAMILIENZENTRUM PETER UND PAUL
Das Familienzentrum Peter & Paul besteht aus einer integrativen Kita mit Hort, Kindergarten und Kinderkrippe sowie dem Familienstützpunkt. Es ist Kontakt- und Anlaufstelle und ein Ort der Begegnung, an dem Kinder und Familien aus allen Kulturen zusammenkommen. Durch vielfältige Bildungsangebote werden Kinder und Familien gestärkt und unterstützt.
ZWERGENHAUS INNINGEN
Beim Zwergenhaus in Inningen wird zum Beispiel auf einer Dachterrasse nun ein zusätzlicher Raum für eine neue Kindergartengruppe mit 25 Plätzen geschaffen. Ein größerer Neubau einer Kita entsteht an der Schwimmschulstraße. Hier baut die Stadt aktuell eine 3-stöckige Kita in Holzbauweise für zwölf Krippen-, 100 Kindergarten-und 25 Hortkinder.
SCHULE IN DER WERKSTATT IM SOZIALRAUM NORD-WEST
Die Schule in der Werkstatt ist ein gemeinsames Projekt von Schule und Jugendhilfe. Lehrer*innen und Sozialpädagog*innen arbeiten Hand in Hand, um Jugendliche mit schulverweigern- dem Verhalten zu unterstützen, wieder in den geregelten Schulunterricht und zu einem Abschluss zurückzufinden. Die Schüler*innen der 7., 8. oder 9. Jahrgangsstufe stammen aus 11 Volksschulen und einer Förderschule im Nord-Westen von Augsburg.
THEATERPÄDAGOGISCHES ZENTRUM
Das Theaterpädagogische Zentrum des Jungen Theaters realisiert in Augsburg Theater mit Schüler*innen. Es geht dabei um in den Schulalltag integrierte und an der Schulpraxis orientierte Kreativ- und Präventionsangebote für Schulen. Beispiele der Projekte sind “KRASS – Hauptsache Radikal”, das Impulstheaterstück “MOBB STOPP” und “PIT – Prävention im Team”.
LECKERES UND GESUNDES ESSEN IN KITA S UND SCHULE
Mit den längeren Bildungs- und Betreuungszeiten in Kita und Schule rückt auch das Essen in diesen Bildungsorten in den Fokus. Denn hier kann Ernährung „erschmeckt“ und „erlernt“ werden und ein Bewusstsein für gesundes Essen geschaffen werden, für die Herkunft und Produktion der Lebensmittel und für die Auswirkungen unseres Essverhaltens auch auf Klima und Umwelt. Bereits im Jahr 2007 hat der Stadtrat auf GRÜNE Initiative hin einen Grundsatzbeschluss zum Thema „Biostadt Augsburg“ gefasst. Ziel dessen ist es, in städtischen Einrichtungen, wie z.B. in Kindertagesstätten und Schulen, den Anteil an Bio- Lebensmitteln auf 30% zu erhöhen und verstärkt saisonale und regionale Lebensmittel zu verwenden.
Wir GRÜNE haben regelmäßig nach dem aktuellen Sachstand gefragt und Fortschritte eingefordert. Mittlerweile gibt im Kita-Bereich durchaus Weiterentwicklungen: Der Gesamt-Bio-Anteil aller städtischen Kitas erhöhte sich von 10 % (in 2015) auf 23 % (in 2018). Ernüchternd ist dagegen die Verpflegungssituation an Schulen: Die drei großen Caterer, die 62% der Schulen in Augsburg versorgen, verwenden gar keine oder nur punktuell Bio-Produkte. Die kleineren Caterer haben von zwischen 10% und 20% Bio-Lebensmittel im Einsatz. Damit ist das Ziel von 30% Bio-Lebensmittel auch nach 11 Jahren noch in weiter Ferne. Deshalb fordern wir, dass bei zukünftigen Ausschreibung das gewünschte Speisenangebot mit Hinweis auf die vom Stadtrat gewünschten Qualitätskriterien aufgenommen werden, so wie dies beispielsweise in München erfolgreich praktiziert wird.