Status: in Bearbeitung

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,

die Einwohnerzahl der Stadt Augsburg steigt stetig an. Daraus resultiert nicht nur ein erhöhter Bedarf an Wohnraum, sondern auch an Kinderbetreuungseinrichtungen und an Orten der Schulkindbetreuung – dies hat ja gerade auch die gemeinsamen Sitzung des Bildungs- und des Jugendhilfeausschusses im Mai 2017 gezeigt. Welche Konsequenzen die wachsende Stadt für die Augsburger Schullandschaft im Detail hat, wurde bisher nicht dargelegt.

Neben diesen aktuellen Entwicklungen steht die Stadt  Augsburg nach wie vor vor der großen Herausforderung, die Bildungschancen und Bildungsteilhabe aller jungen Menschen zu fördern. Wie Augsburger Bildungs- und Sozialberichte aufzeigen, geschieht diese Herausforderung in einer Situation weiter zunehmender Heterogenität (Inklusion, Migration, Milieu) in den Augsburger Bildungsorten. Dies erfordert ein Zusammenwirken von Schule und außerschulischen Partnern.

Zahlreiche Kommunen wie z.B. Köln, Heidelberg, Nürnberg oder München haben seit etlichen Jahren eine kommunale Schulentwicklungsplanung.  Ziel dieser kommunalen Schulentwicklungsplanung soll die Sicherung des benötigten Schulraumes und die Bereitstellung der Sachmittel (Einrichtung, Lehr- und Lernmittel) sein, aber auch Bildung ganzheitlich zu denken und moderne Bildungskonzepte zu Grunde zu legen um ein pädagogisch leistungsfähiges Schulsystem zu ermöglichen. Darüber hinaus soll der in Augsburg gut begonnene Weg der gemeinsamen Aushandlung des Bedarfs an Ganztagsbildung im Grundschulbereich in die Schulentwicklungsplanung integriert und weiterentwickelt werden. Über die Prognose der zukünftigen Schülerzahlentwicklungen sowie einer Verständigung mit den staatlichen Stellen über pädagogische Konzepte und deren räumliche Auswirkungen sollen notwendige Investitionen und organisatorische Maßnahmen bereits im Vorfeld erkannt werden, um dadurch rechtzeitig Entwicklungsprozesse einzuleiten, die den Bedürfnissen der Schülerinnen und Schüler Rechnung tragen.

Bildungsreferent Hermann Köhler kündigte im vergangenen Sommer die Erarbeitung eines Schulentwicklungsplans an (AZ-Berichterstattung). Wir halten diesen für eine zukunftsfähige Entwicklung unserer Bildungslandschaft für dringend erforderlich. Leider liegt uns bis heute keine Planung oder kein Grundsatzbeschluss vor.

Unsere Fraktion stellt daher folgenden

Antrag

  1. Die Verwaltung wird beauftragt einen Schulentwicklungsplan zu erarbeiten. Dieser soll  auf der Basis der Aushandlung mit den staatlichen Stellen über pädagogische Konzepte incl. Ganztagsbildung und deren räumliche Auswirkungen und der Grundlage einer Prognose über die zukünftigen Schülerzahlentwicklungen erarbeitet werden und dabei die nötigen Investitionen und organisatorische Maßnahmen für die nächsten 10 Jahre, insbesondere den Bedarf an Plätzen in den verschiedenen Schularten  darstellen.
  2. Die Verwaltung wird beauftragt, Schulentwicklungsplanung und Jugendhilfeplanung zu einer integrierten Bildungsentwicklungsplanung zusammenzuführen.
  3. Der Schulentwicklungsplan soll alle 2 Jahre fortgeschrieben werden und jeweils den zuständigen Gremien zur Beratung vorgelegt werden. Dies soll auch für die Bildungsentwicklungsplanung gelten.

Begründung

Kommunale Schulentwicklung besteht vor allem in der Sicherung des benötigten Schulraumes. Dazu gehört der Unterhalt der schulischen Gebäude einschließlich der Anlagen für den Schulsport sowie die Bereitstellung der schulischen Unterrichts- und Fachräume, die nach den Lehrplänen und Stundentafeln notwendig sind, aber auch der Neubau oder die Erweiterung von Schulen. Neuen Schulraumbedarf lässt zudem die Stadtentwicklung Augsburgs unter dem Blickwinkel der jetzt schon stetigen Bevölkerungszunahme und der Ausweisung neuer Wohnbauflächen entstehen. Zudem gilt es, selbstverständlich gerade auch die notwendigen räumlichen Voraussetzungen für neue Bildungsangebote und Lernformen, die Umsetzung der Inklusion und den Ausbau der Ganztagsbildung zu schaffen. Dabei sind non-formale Bildungssituationen, die wesentlich zum Bildungserfolg beitragen, auch über die Schulentwicklung mit zu denken. Denn Schule allein stößt an ihre Grenzen. Wie auch der 14. und 15. Jugendbericht der Bundesregierung aufzeigen, steht das Zusammenwirken von schulischen und außerschulischen Partnern vor neuen Herausforderungen, die auch eine neue Schulentwicklungsplanung erfordern.
Deshalb gilt es, rechtzeitig Schulentwicklungsplanung und Bildungsentwicklungsplanung zu organisieren, um Engpässen entgegenzuwirken und vorausschauend den notwendigen Raumbedarf zu sichern. Der Schulentwicklungsplan sowie der Bildungsentwicklungsplan stellen dabei wichtige Arbeitsgrundlagen für die Verwaltung und für die Politik dar, um Entscheidungen vorzubereiten, die optimale Lern- und Lehrbedingungen für die Schulen garantieren.

Mit den Bildungsberichten, der Entscheidung, Bildungsregion in Bayern zu werden, dem Konzept zur Weiterentwicklung der Kinder- und Jugendarbeit und dem referatsübergreifenden Bildungsmanagement “Augsburger Bildung gemeinsam verantworten” hat die Stadt wichtige Schritte eingeleitet, um eine ganzheitliche Bildungsentwicklung voranzubringen. In der kommunalen Bildungslandschaft ist dabei immer der Aspekt der Zusammenarbeit und der Vernetzung der Akteure vor Ort von zentraler Bedeutung.

Viele der bereits im Rahmen der bisherigen Bildungsberichte und der Bildungsregion in Angriff genommenen und nun im Kontext von “Augsburger Bildung gemeinsam verantworten” weiter bearbeiteten Themenfelder stellen Aufgaben dar, die auch in Zukunft eine Weiterentwicklung, ein planvolles Vorgehen und ein konstruktives Miteinander sämtlicher Akteure, die im engeren und weiteren Sinne mit Bildung befasst sind, voraussetzen. So hat der  2. Bildungsbericht Zusammenhänge zwischen sozio- ökonomischer Situation, Familien in der Krise und Bildungsteilhabe untersucht.

Diese Arbeit braucht eine datenbasierte Grundlage, Steuerung via Indices, Bildungsmonitoring und eine weiterentwickelte Bildungsberichterstattung. Damit werden die Steuerungsmöglichkeiten für eine kommunale Bildungsentwicklung präzisiert und die Grundlage gelegt für eine ganzheitliche Bildungsentwicklung, die auch eine Schulentwicklungsplanung einschließen soll.

Dies macht deutlich, dass wir als weitere Arbeitsgrundlage dringend einen Schulentwicklungsplan im o.g. Sinne sowie eine integrierte Schul- und Jugendhilfeplanung/ Bildungsentwicklungsplanung brauchen, um die begonnene Arbeit sinnvoll weiterführen zu können.

Mit freundlichen Grüßen

Martina Wild                      Cemal Bozoğlu                                          Fraktionsvorsitzende     Stv. Fraktionsvorsitzender

Stephanie Schuhknecht         Verena von Mutius            Antje Seubert                     Stv. Fraktionsvorsitzende       Stadträtin                               Stadträtin

Beteiligte Personen