Im Umweltausschuss am 13.03.2023 wird abschließend über Baumfällungen und Ausgleichspflanzungen am Herrenbach seit 2018 berichtet.

Bilanz:

  • Für die 46 Bäume, die leider gefällt werden mussten, wurden inzwischen 136 neue Bäume gepflanzt. Ein externes Gutachten hatte 132 Ersatzbäume gefordert.
  • Einige neue Baumstandorte befinden sich an Ort und Stelle sowie in unmittelbarer Nachbarschaft.
  • Es wurden durchweg standortangepasste Baumarten ausgewählt – eine Mischung aus Klimabäumen (z.B. Tulpenbaum, Blauglockenbaum), heimischen Bäumen (z.B. Waldkiefer, Feldahorn) und unterschiedlichen Wuchsklassen.

Warum mussten die 46 Bäume überhaupt gefällt werden?

  • Unsere blauen Adern, die Augsburger Flüsse, Bäche und Kanäle, haben u.a. mit Blick auf die Klimakrise eine zentrale Bedeutung, denn sie verbessern nachweislich das Mikroklima und erhöhen dadurch unsere Klimaresilienz. Es handelt sich dabei aber auch um ein kompliziertes System, das einen verantwortungsvollen Umgang erfordert, um Risiken zu minimieren.
  • Der Herrenbach ist einer der ältesten und mit rund 21 Kubikmetern Wasser pro Sekunde auch einer der wasserreichsten Kanäle im gesamten Stadtgebiet. Die gefällten Bäume standen auf dem Damm direkt am Ufer bzw. nahe am Ufer. Ein Sturm hätte leicht zu Baumstürzen führen können. Der Wurzelteller hätte womöglich ein Loch in die Kanalwand gerissen. Weil der Kanal über dem Niveau der benachbarten Wohnbebauung und Kleingartenanlage fließt, hätten 30.000 Kubikmeter Wasser das Gebiet überschwemmt – mit verheerenden Folgen für Menschen und Gebäude! Und das vor dem Hintergrund, dass Extremwetterlagen mit dem Klimawandel in ihrer Häufigkeit zunehmen werden.
  • Alle erdenklichen Alternativen wurden geprüft – die Fällungen waren das letzte Mittel, um die Bedrohungslage für die Bürger*innen zu beseitigen. Beispielsweise wurde versucht, bei Sturm präventiv Wasser abzulassen. Ein Test hat jedoch ergeben, dass die Maßnahme erst zeitverzögert greift und die drohende Gefahr nicht abwenden kann. Auch eine temporäre Hochwasserschutzwand und mobile Absperrsysteme wurden zusammen mit dem THW und dem Amt für Brand- und Katastrophenschutz in Betracht gezogen und schließlich ausgeschlossen.

So viele wie nötig, so wenige wie möglich und alles mit Augenmaß!

  • Die Stadt muss den Schutz der Bevölkerung sicherstellen, soll aber gleichzeitig wertvolle Naherholungsflächen und Lebensräume für Fledermäuse, Vögel und Insekten erhalten – ohne Kompromisse geht das nicht. Dennoch wurde ein guter Weg gefunden.
  • Umweltreferent Reiner Erben hat ein externes Gutachten in Auftrag gegeben, das eine gute Entscheidungsgrundlage für ein möglichst schonendes Vorgehen lieferte. So konnten etwa mehr als die Hälfte der ursprünglich geplanten (96) Fällungen verhindert werden. Es wurden nur kranke (Eschentriebsterben) und akut gefährdende Bäume entnommen.
  • Um die negativen Folgen für das Ökosystem maximal zu begrenzen, wurde einiges unternommen. Beispielsweise wurde ein Wespennest in unmittelbarer Nähe zu seinem Standort erhalten. Da die Fällungen während der Vogelbrutzeit erfolgen mussten, war neben einer Ausnahmegenehmigung von der Höheren Naturschutzbehörde ein besonders behutsames Vorgehen notwendig und angebracht. Die vier Säulenpappeln, in denen Brutpaare gefunden wurden, wurden deshalb zunächst nicht gefällt, sondern lediglich stark zurückgeschnitten.
  • Positiv ist außerdem das hohe Maß an Transparenz während des gesamten Prozesses zu bewerten. Interessierte Bürger*innen wurden mittels mehrerer Informationsveranstaltungen im Pfarrheim Don Bosco und Wurfsendungen an alle betroffenen Haushalte über einzelne Schritte und Entscheidungen auf dem Laufenden gehalten. Auch auf der städtischen Homepage konnten und können umfangreiche Hintergrundinformationen abgerufen werden.

Perspektive:

  • In der Grünanlage am Herrenbach werden auch künftig regelmäßige Kontrollen stattfinden und sukzessive Verjüngungsmaßnahmen durchgeführt, um die Strauch- und Baumkulisse am Herrenbach auf Dauer zu erhalten. Durch junge und standortangepasste Baumarten, die in ausreichender Entfernung (mindestens 4,5 Meter) zur Uferwand gepflanzt werden, sollen die Verkehrssicherheit auf den Wegen und die Funktionsfähigkeit des Dammes gewährleistet werden.
  • Für die 46 gefällten Bäume am Herrenbach wurden 136 neue gepflanzt. Es war allerdings nicht ganz einfach, geeignete Standorte in der Nähe zu finden, da im Untergrund häufig Wasserrohre, Strom- und Gasleitungen oder Kabel für die Telekommunikation verlegt sind und nicht ausreichend Platz für die Wurzeln zur Verfügung steht. Um der Klimakrise und damit einhergehenden Hitzewellen zu begegnen, brauchen wir aber dringend mehr Stadtgrün – besonders in den dicht besiedelten Vierteln, in denen leider auch das Platzproblem am ausgeprägtesten ist. Um potenzielle Standorte zu identifizieren und für Baumpflanzungen zu sichern, hat Umweltreferent Reiner Erben 2022 deshalb ein Baumkonzept für die nördliche Innenstadt vorgelegt.
  • Eine Umsetzung von neuen zusätzlichen Baumpflanzungen ist nun erfreulicherweise möglich, weil das Umweltreferat einen erfolgreichen Projektantrag gestellt hat und vom Bund Fördermittel im Umfang von mehr als 8 Mio. Euro für smarte Stadtgrünentwicklung (“SMartes Stadtgrün für ein klimaresilientes Augsburg”) erhält.

Beteiligte Personen