Die aktuelle Debatte zur Umgestaltung des Bahnhofsvorplatzes Ost und der damit zusammenhängenden Fällung von Baumbestand finden wir notwendig und berechtigt. Deshalb haben wir hier einen Themencheck mit unserer Fraktionsvorsitzenden Verena von Mutius-Bartholy und unserer baupolitischen Sprecherin Christine Kamm vorbereitet.

Ausserdem Fand am Freitag, 12. August 2022, 16 Uhr ein Vor-Ort-Besuch mit Christine Kamma und unserem energiepolitischen Sprecher Dr. Stefan Wagner geben. Mehr Infos dazu findet ihr hier. 

Welche Vorgeschichte hat die nun anstehende Umgestaltung?

Christine Kamm: Für die verkehrliche Neuordnung und Neugestaltung der Bahnhofsvorplätze einschließlich ihres Umfeldes wurde von der Stadt und der Deutschen Bahn im Jahr 2015 ein städtebaulicher Realisierungswettbewerb mit Ideenteil ausgeschrieben. Für uns GRÜNE hat zu dieser Zeit Cemal Bozoglu in der Wettbewerbsjury mitgewirkt, die Jury hat damals einstimmig das Atelier Loidl Landschaftsarchitekten aus Berlin mit dem ersten Preis ausgezeichnet. Damals schon wurde im Ideenwettbewerb ein Konzept bevorzugt, das aus Baumschutzperspektive eines der besten war. Der Entwurf erhält weitgehend den vorhandenen Altbaumbestand der Platanen, was als großer Gewinn angesehen wird.  Erst im weiteren Verwaltungsverlauf und in der Abstimmung mit der Deutschen Bahn und den einzelnen Ämtern sieht die Planung aufgrund von verkehrlichen und rechtlichen Erwägungen eine Fällung vor. 

Was ist der aktuelle Planungsstand zum östlichen Bahnhofsvorplatz?

Verena von Mutius-Bartholy: Aufgrund der zunehmenden Klima- und Umweltveränderungen sehen wir GRÜNE die Fällung jedoch sehr kritisch und daher nur als absolute ultima Ratio. Aus diesem Grund haben wir den von der Bauverwaltung vorgelegten Beschluss beim letzten Bauausschuss wieder von der Tagesordnung nehmen lassen. Im weiteren Fortgang wollen wir nun nochmal ganz genau die verkehrlichen Vorgaben prüfen lassen, welche Bäume gefällt werden müssen und welche durch eine Umplanung und eine gemeinsam abgestimmte Vorgehensweise mit dem Landschaftsarchitekten gerettet werden könnten.  

Wie geht es weiter mit den Planungen?

Christine Kamm: Aktuell ist mit einem Baubeginn der Verkehrsflächen ab 2025 und der Freianlagen (Platzflächen) ab 2027/28 zu rechnen. Wege zum Erhalt der Altbäume müssen nun gesucht und die verkehrlichen Vorgaben überprüft werden.  Evtl. muss die Anzahl der Autostellplätze angepasst werden, um Bäume zu erhalten. Klar ist, dass die Klimaanpassung von uns ein Umdenken bei der Gestaltung von öffentlichen Plätzen einfordert.  

Was kann man aus dem aktuellen Fall für zukünftige Vorhaben lernen?

Verena von Mutius-Bartholy: Aus unserer Sicht sollte bei zukünftigen Ideenwettbewerben grundsätzlich eine klimaresiliente Stadtplanung verpflichtend im Fokus der Planungen stehen und auch im weiteren Verlauf von der Verwaltung ernst genommen werden. Hier werden wir prüfen, wie das besser umsetzbar ist. Dabei wollen wir einen speziellen Fokus auf bestehende Grün- und Baumbestände sowie auf die Vermeidung von Hitzeinseln legen. Gerade die aktuell erfassten Daten und entwickelten Konzepte wie der Hitzeplan oder die Klimastudie müssen bei der Stadtplanung maßgeblich berücksichtigt werden. Unser Ziel ist der Erhalt möglichst vieler Bäume.

Beteiligte Personen