VON MARTINA WILD UND MARIE RECHTHALER
Ganzheitliche Stadtentwicklung muss auch die Bildungslandschaft im Blick haben, denn gerade hier werden entscheidende Weichen für die Zukunft gestellt! Wir verstehen Schulen als verbindende Lernorte für das gesamte Viertel, sehen in Pausenhöfen potenzielle Entfaltungs- und Begegnungsräume, möchten Bildung ganzheitlich, sozial gerecht und dezentral organisieren und zeitgemäße Bildungskonzepte entwickeln und umsetzen.

Bildung ist der Schlüssel für eine gute, selbstbestimmte und sozial gerechte Zukunft. Internationalen Vergleichsstudien zeigen, dass Schulen in Deutschland v. a. Kinder aus bildungsfernen Familien, mit Behinderung oder einer anderen Familiensprache als Deutsch nicht ausreichend fördern. Für uns GRÜNE ist gute Bildung eine zentrale Zukunftsaufgabe. Darum entwickeln wir unsere Kitas und Schulen weiter und machen sie zukunftsfähig. Wir brauchen die Kraft und Ideen aller junger Menschen. Damit das gelingt, müssen sich Kinder und Jugendliche wohlfühlen. Dazu gehören guter Unterricht, Freiräume zur Mitgestaltung und individuelle Förderung, aber auch passende Stühle, schnelles WLAN und sichere Schul- Clouds, funktionierende Toiletten und gut ausgestattete Turnhallen.

Wir denken Bildung zudem ganzheitlich: Bildung findet nicht nur in der Schule, sondern auch an vielen anderen Orten statt. Kinder und Jugendliche lernen auf kognitiver, sozialer und emotionaler Ebene. Dazu kann z. B. kulturelle Bildung einen wichtigen Beitrag leisten, wie sie in Augsburg durch den „Kulturkiesel” vorangetrieben wird. Auch das „talentCAMPus”-Projekt des Bildungsreferats mit dem Stadtjugendring und der Volkshochschule fällt in diesen Bereich. Es wird im Sommer Jugendliche aus prekären familiären Verhältnissen dabei unterstützen, die durch die Pandemie entstandenen Defizite im Bereich der sozialen, emotionalen und selbstregulativen Kompetenzen, aber auch Lernlücken auf spielerische, sportliche und interaktive Art zu kompensieren. Es ist das ausdrückliche Ziel, die individuellen Potenziale aller Kinder und Jugendlichen bestmöglich zu fördern. Nur so können sich alle Bürger*innen gleichermaßen in unsere bunte Stadtgesellschaft einbringen und haben gleichere Voraussetzungen für ihren weiteren Lebensweg.

Schulen als Lernorte für den ganzen Stadtteil
Unser Ziel ist ein Bildungssystem, das überall gute Ausgangsbedingungen sichert und unabhängig von Geschlecht, Herkunft, Aufenthaltstitel oder Behinderungen gleiche und gerechte Chancen garantiert. Wir wollen deshalb Schulen zu Orten machen, die – verankert in der Nachbarschaft und im Quartier – auf die Entwicklung der jeweiligen Potenziale der Kinder und Jugendlichen ausgerichtet sind.

Zur Fortentwicklung der kommunalen Bildungslandschaft trägt damit auch die stärkere Vernetzung zwischen den unterschiedlichen Akteur*innen bei. Dazu zählt neben dem Bildungsreferat auf städtischer Ebene auch das Sozialreferat, in dem die Kinder- und Jugendhilfe angesiedelt ist. Aber auch die freie und öffentliche Wohlfahrtspflege stellt vielerlei Angebote für Kinder und Jugendliche – z. B. Stadtjugendring, verschiedene Träger von Kitas und anderen Einrichtungen mit Bildungsanspruch wie Familienstützpunkte, Stadtteilmütter, VHS, migrantische Selbstorganisationen etc. Deshalb ist es auch von enormer Bedeutung, dass wir das Bildungsbüro verstetigt haben. Wir begreifen Schulen als integrative, offene Lernorte für den Stadtteil, die Kindern, Jugendlichen und Familien des Viertels zum Beispiel mit Mädchentreffs oder Elterncafes auch über die formale Bildung hinaus zur Verfügung stehen sollen – zugunster der Chancengerechtigkeit.

Pausenhöfe öffnen
Zu unserem ganzheitlichen Bildungsverständnis gehört auch, dass weitere Augsburger Pausenhöfe für Kinder und Jugendliche geöffnet werden sollen. Bisher gibt es sechs Grund- und Mittelschulen, die ihre Pausenhöfe mit einem pädagogischen Betreuungsangebot durch den Stadtjugendring außerhalb der Schulöffnungszeiten für Kinder und Jugendliche des Viertels zugänglich machen – darunter die Mittelschule Bärenkeller, die Kappellenschule in Oberhausen und die Kerschensteinerschule im Hochfeld. Künftig sollen jedes Jahr zwei neue Schulen hinzukommen, wie im Bildungsausschuss beschlossen wurde. Dies ermöglicht Jugendlichen auch nach Schulschluss informelles Lernen, die Begegnung mit Peers und das Ausüben von Hobbys und Sportangeboten unabhängig vom Vorhandensein eines eigenen Gartens oder dem Geldbeutel der Eltern. Die Zusammenarbeit zwischen Bildungs- und Sozialreferat, Schulen und Stadtjugendring gestaltete sich in den letzten Jahren erfolgreich.

Bildungsmittelpunkte entstehen
Auch die Bildungsmittelpunkte, die wir im Bildungsausschuss beschließen konnten, befördern einen ganzheitlichen Bildungsbegriff. Davon sollen in Anlehnung an die Bildungs- Lokale in München zunächst drei in Augsburg entstehen: in der Kresslesmühle, im Bildungshaus Löweneck sowie am Schlößle in Lechhausen.

Ziel dieser Bildungs- und Lernorte soll es sein, bestehende Bildungsangebote und Initiativen in den Stadtteilen zu stärken, professionell zu unterstützen und zu vernetzen sowie Angebotslücken zu schließen. Alle Bewohner*innen des Viertels sollen profitieren. Die Bildungsmittelpunkte ermöglichen niedrigschwellig, sich Wissen unabhängig von sozialer Herkunft und Alter anzueignen und empowern die Bürger*innen. An diesen Orten können sich Menschen aus verschiedenen Milieus begegnen, miteinander und voneinander lernen sowie zielgenau Unterstützung erhalten.

So transformieren wir die Augsburger Bildungslandschaft hin zu einer gerechteren, inklusiveren und Teilhabe fördernden Struktur. So wie sich die Stadt insgesamt nachhaltig entwickeln muss, müssen auch Schulgebäude und Bildungsangebote den Bedürfnissen der Bevölkerung entsprechen und modernen Konzepten folgen. Denn wir sind überzeugt, dass lebenslanges Lernen gelingt, wenn man es den Bürger*innen durch passgenaue Angebote vor Ort ermöglicht.

erschienen in Stadtgrün 10: Stadtplanung & Mobilität

Beteiligte Personen