VON REINER ERBEN UND PETER RAUSCHER

Mit grüner Stadtplanung können wir über städtebauliche Lösungen wirkungsvoll das Klima schützen. Konkret heißt das zum Beispiel: erhöhte Energieeffizienz durch kompaktere Bauweise, kürzere Wege mit urbanen und gut erschlossenen Stadtteilzentren und öffentliche Räume mit viel Grün.

Das Wachstum in Augsburg ist Herausforderung und Chance zugleich. Damit wir die Entwicklung unserer Stadt effizient und klimagerecht gestalten können, müssen wir Klimaschutz und Klimaanpassung von Beginn an zusammen denken und Synergien nutzen. Eine zukunftsfähige Stadtentwicklung, abgestimmt auf Grün-, Frei- und Bauflächenentwicklung, ermöglicht den Erhalt und die Entwicklung einer lebenswerten und klimagerechten Stadt.

Augsburgs vielfältige Naturlandschaft mit ihren vielen Flüssen und Bächen bieten dafür optimale Voraussetzungen. Die Lech- und Wertachauen, die sich von Nord nach Süd durch das Stadtgebiet ziehen, bereichern Augsburgs Naturräume wie kaum etwas anderes. Sie schaffen ein komplexes System an naturschutzfachlich wertvollen Biotopflächen sowie vielfältige öffentliche Grün- und Parkanlagen. Die zahlreichen Flüsse, Bäche und Kanäle, die ausgedehnte Kulturlandschaft im Süden und Norden sowie die großflächigen Waldgebiete übernehmen wichtige Funktionen für die Widerstandsfähigkeit der Stadt. Wir GRÜNEN wollen die Grün- und Freiflächen bewahren und sie sorgsam weiterentwickeln. Unnötige Versiegelungen von Flächen mit sich aufheizendem Beton und Asphalt wollen wir verhindern. Denn nur so erhalten wir die Grundvoraussetzungen für eine klimawandelresiliente Stadt und zugleich eine hohe Lebens- und Aufenthaltsqualität. Instrumente wie z. B. die von der Grünen Stadtratsfraktion seit langem geforderte Freiflächengestaltungssatzung sind dafür unerlässlich. Mit ihr können wir unnötige Versiegelung vermeiden und sorgen für mehr Grün in der Stadt – zum Beispiel auf Flachdächern und Außenwänden, bepflanzten Frei- und gepflasterten Stellflächen, in denen Wasser versickern kann. Mit der vom grünen Umweltreferat eingebrachten wirksamen Baumschutzvorordnung schützen wir das wichtige und bereits vorhandene Grün und sorgen dafür, dass es sich mehrt. Zudem wollen wir neue Baumstandorte in den bebauten Teilen der Stadt schaffen. Um geeignete Standorte zu identifizieren, gab das Umweltreferat bzw. das Amt für Grünordnung, Naturschutz und Friedhofswesen kürzlich ein Gutachten in Auftrag.

Herausforderungen durch Klimawandel und Wachstum

Der Klimawandel als globale Veränderung erfordert Anpassungsstrategien auch auf regionaler Ebene, vor allem hinsichtlich der Bereitstellung und Gestaltung von Grün- und Freiflächen. Denn sie leisten einen wertvollen Beitrag zur Bewältigung der Folgen der Klimakrise: sie stehen dem Wasserrückhalt zur Verfügung, leisten Hitze-, Überflutungs- und Starkwindvorsorge und tragen durch natürliche Verdunstungs- und Kühlungseffekte wirksam zur Verbesserung des Stadtklimas bei. Zugleich stehen Stadt-, Landschafts- und Grünplanung sowie der Naturschutz mit Blick auf die zukünftige Stadtentwicklung vor zahlreichen akuten Herausforderungen. Zum einen steigt durch die angestrebte und für den Flächenverbrauch sinnvolle Nachverdichtung der Druck auf innerstädtische Freiräume. Hier gilt es im Sinne einer doppelten Innenentwicklung geeignete Flächen im Bestand sowohl baulich als auch mit Fokus auf das urbane Grün zu entwickeln. Zum anderen besteht durch den zunehmenden Wohnraumbedarf und die Nachfrage nach Gewerbeflächen die Forderung, zusätzliche Bauflächen im Außenbereich auszuweisen. Auch hier konkurrieren Freiraumentwicklung und Naturschutz mit der Siedlungsentwicklung.

Auch mit Blick auf die Biodiversität stehen wir vor großen Herausforderungen, denen wir aber zum Teil stadtplanerisch begegnen können. So wollen wir GRÜNEN mit der Entwicklung von Grünverbindungen in der Stadt bewirken, dass Tier- und Pflanzenarten sich genetisch austauschen können. Dieser Austausch ist von enormer Bedeutung, wenn wir das Artensterben vermindern wollen. Deshalb haben wir einen Masterplan Freiraum beantragt, in dem Grün,- Frei und Naturschutzflächen dargestellt werden sollen, die von Bebauung freigehalten werden können.

Im Sinne einer Stadt der kurzen Wege gilt es, ausreichend wohnortnahe Freiflächen sowie deren Vernetzung mit dem Rad- und Fußwegenetz zu schaffen, um den motorisierten Individualverkehr zu minimieren. Auch Luft- und Lärmbelastung werden so reduziert. Damit wir dem demographischen Wandel mit dem wachsenden Anteil älterer Menschen in der Gesellschaft sowie dem Ziel der Inklusion und der gleichberechtigten Nutzung des öffentlichen Raums für alle Menschen gerecht werden, fordern wir GRÜNEN, dass in der Stadtplanung unterschiedliche Ansprüche befriedigt und barrierefreie Grün- und Freiflächen bereitgestellt werden.

Zukunftsleitlinien, STEK und GrüKo
Aufbauend auf dem Stadtentwicklungskonzept (STEK) muss die Stadt Augsburg sich den Herausforderungen des Umwelt- und Klimaschutzes auch stadtplanerisch stellen – mit dem Grün- und Freiflächenentwicklungskonzept. Denn es ist Aufgabe einer umweltverträglichen Stadtplanung, den Menschen ein gesundes Leben in der Stadt zu ermöglichen, von dem auch die folgenden Generationen profitieren können.

Die Stadt Augsburg muss sich den Herausforderungen des Umwelt- und Klimaschutzes auch stadtplanerisch stellen. Mit dem Grün- und Freiflächenentwicklungskonzept (GrüKo), das auf unsere Initiative derzeit federführend vom Umweltreferat entwickelt wird und aktuell in der Endabstimmung ist, haben wir ein Instrument auf gesamt- städtischer Basis, welches zur Sicherung der biologischen Vielfalt, zum Erhalt der Leistungsfähigkeit des Naturhaushalts, zum Schutz der Vielfalt, Eigenart und Schönheit sowie zum Erholungswert von Natur und Landschaft beiträgt.

 

Zukunftsleitlinien der Stadt Augsburg
Sie bilden eine Grundlage für das Stadtenwicklungskonzept (STEK). Unter Federführung der Lokalen Agenda 21 wurden mit Beteiligung von Politik, Bürgerschaft, Wirtschaft und Verwaltung zu Beginn des STEK-Prozesses Leitlinien und Ziele für eine klimaneutrale und nachhaltige Entwicklung Augsburgs weiterentwickelt (Auszug):
• Klima schützen, CO 2 -Emissionen reduzieren
• Die Stadt an den Klimawandel anpassen
• Wertvolle Flächen und Biotope entwickeln und schützen
• Artenschutz und genetische Vielfalt sicherstellen
• Frei-, Forst-, Grün- und Ausgleichsflächen entwickeln und vernetzen
• Schonend mit Böden umgehen und Bodenqualität verbessern
• Gewässer ökologisch aufwerten und Wasserqualität verbessern
• Begegnungs- und Erholungsflächen im öffentlichen Raum weiterentwickeln bzw. schaffen

zur Stadtgrünausgabe

Beteiligte Personen