— von Martina Wild und Dr. Pia Haertinger

Augsburg ist im Bereich kultureller Bildung auf einem guten Weg. In diesem Bereich gibt es in unserer Stadt engagierte Initiativen und Aktivitäten verschiedenster Akteur*innen wie beispielsweise MEHR MUSIK, Junges Theater, Kunst Palette, Grandhotel oder Cafe Neruda sowie städtische Einrichtungen wie die Sing- und Musikschule SUMMA. Fest verankert ist die kulturelle Bildung – mit Unterstützung der Stadtverwaltung – im Kulturhaus Abraxas. Außerdem hat die Stadtverwaltung 2007 – auf unsere Initiative hin – den Kultur- und Schulservice Augsburg “KS-AUG” ins Leben gerufen und nun mit dem Kulturkiesel weiterentwickelt. Mit dem Fördertopf SCHULE plus werden finanzielle Mittel für Projekte in und mit Schulen zur Verfügung gestellt. Und im Kulturamt gibt es eine Ansprechpartnerin für Themen der Kulturellen Bildung. Beim Modular sowie bei städtischen Festivals wird kulturelle Bildung sukzessive ausgebaut. Das gleiche gilt für den Bereich der theaterpädagogischen Arbeit des Staatstheaters und den museumspädagogischen Tätigkeiten der städtischen und staatlichen Museen.

Vielfältig, kreativ und generationsübergreifend

Nach der Definition der Kulturpolitischen Gesellschaft ist Kulturelle Bildung der “entscheidende Schlüssel zur Teilhabe am kulturellen und gesellschaftlichen Leben. Kulturelle Bildung ermöglicht und fördert Kreativitätsentwicklung, Kommunikations- und Handlungskompetenz, Gestaltungs- und Ausdrucksfähigkeit und kann Menschen stark und stolz auf eigene Fähigkeiten machen.“ Kulturelle Bildung vermittelt und ermöglicht vielfältige und generationsübergreifende Erfahrungs- und Erlebnisräume. Sie stärkt die Selbstwirksamkeit und Resilienz, trägt zum Verständnis der eigenen und anderer Kulturen bei und erleichtert es, auf gesellschaftliche Veränderungen einzugehen.

Neue gesellschaftliche Herausforderungen

Kulturelle Bildung ist konfrontiert mit gesellschaftlichen und politischen Veränderungen. Der demographische Wandel, die interkulturelle sowie die frühkindliche Bildung ebenso die Anforderungen der Neuen Medien stellen sie vor neue Aufgaben. Angesichts einer alternden Gesellschaft mit ihrem Bedarf nach lebenslangem Lernen müssen wir auch neue Orte der Kulturellen Bildung in den Blick nehmen. Dazu gehören z.B. Senior*innenheime, aber auch Haushalte von Menschen, die ihre Wohnung nicht mehr ohne fremde Hilfe verlassen können. Die Kulturvermittlung, wenn sie alle erreichen und alle teilhaben lassen will, muss zum einen den Sozialen Medien in ihrer Vermittlung spezifischer Kulturangebote und -projekte eine größere Rolle zubilligen, zum anderen die Mehrkulturalität unserer Stadtgesellschaft noch stärker mit einbeziehen. Ziel ist es zudem, möglichst alle Kinder und Jugendlichen quer durch die Milieus – in und außerhalb der Schule – sowie möglichst viele Erwachsene aus unterschiedlichen Bildungsschichten mit Angeboten und Teilhabemöglichkeiten erreichen. “Kulturelle Bildung ist den Zielen der Chancengerechtigkeit und der Teilhabe besonders verpflichtet. Deshalb sind gezielte Maßnahmen für mehr Bildungsgerechtigkeit erforderlich. Alle Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen müssen von Anfang an und lebensbegleitend Zugang zu Bildung und kulturell-künstlerischer Entfaltung erhalten. Dies schließt die interkulturelle und inklusive Öffnung von kulturellen Bildungsangeboten und Kultureinrichtungen ein.” (Positionspapier des Deutschen Städtetags)

Kulturelle Bildung in Augsburg weiter stärken

Der Stellenwert, das Selbstverständnis für Kulturelle Bildung, ihre finanzielle Ausstattung und ihre Koordinierung haben sich in Augsburg verbessert. Dennoch sind Struktur, Finanzierung und die Nachhaltigkeit der Angebote Kultureller Bildung ausbaufähig. Es bedarf klarerer Förderstrukturen sowie einer besseren Vernetzung und Abstimmung der Akteur*innen, Organisationen, Initiativen, Schulen, Vereine und der Stadtverwaltung. Für uns GRÜNE ist Kulturelle Bildung und Teilhabe integraler Bestandteil unser kommunalen Bildungslandschaft in Augsburg. Sie ist zudem als Basis für eine lebendige und aktive Demokratie ein wichtiges Anliegen. Sie stärkt das Zusammenleben und den Zusammenhalt in unserer vielfältigen Stadtgesellschaft.

 

DER KULTURKIESEL EINE PLATTFORM FÜR KULTURELLE BILDUNG

Das Kulturamt und das Bildungsreferat haben mit dem Kulturkiesel eine Plattform für Kulturelle Bildung in Augsburg aufgestellt, welche die Akteur*innen vernetzt, berät und unterstützt. Dort werden Angebote und Projekte der Augsburger Kultur- und Kreativszene präsentiert und Möglichkeiten der Kooperation zwischen Schulen, KiTas und Akteur*innen der außerschulischen Kultur- und Bildungsarbeit aufgezeigt. Die Plattform richtet sich an Multiplikator*innen aus dem Bildungsbereich und kunst- und kulturinteressierte Familien. Städtische und staatliche Institutionen sowie freie Anbieter*innen aus Augsburg und den angrenzenden Gemeinden können dort Ihre Angebote präsentieren. Mit dem Kulturkiesel wird der 2007 gestartete Kultur- und Schulservice Augsburg damit gut und richtig weiterentwickelt.

 

MODULAR EIN FESTIVAL DER PARTIZIPATION

Das Modular ist mehr als ein klassisches Musikfestival. Bereits in der Vorbereitung finden Workshops statt, in die viele junge Augsburger*innen eingebunden sind. Hunderte von Freiwilligen decken alle Bereiche der Festivalorganisation mit ab. An oberster Stelle des Modular stehen Teilhabe, Mitwirkung und Mitbestimmung, kurz: Partizipation. Vor allem die Zusammenarbeit und Einbeziehung unterschiedlichster Akteur*innen in Augsburg zeigt auf, welches Potential an Vernetzung und Teamarbeit das Modular bietet.

WIR SETZEN UNS EIN FÜR

  • eine Fachstelle für Kulturelle Bildung ähnlich wie in München als Bindeglied zwischen den Referaten Bildung, Kultur und Soziales
  • einen Fördertopf für kulturelle Bildung ein umfassendes Konzept für kulturelle Bildung
  • die Rolle kultureller Bildung für den digitalen Wandel in unseren Bildungsorten konzeptionell einzubeziehen
  • die Realisierung des Platzhaltergebäudes neben dem Abraxas
  • mehr Angebote Kultureller Bildung in den städtischen Kunstsammlungen im Sinne des Museumsentwicklungskonzeptes
  • die Einbeziehung von Senior*innenheimen, Mehrgenerationentreffpunkten und
  • Bürger*innenzentren als kulturelle Bildungs- und Begegnungsorte
  • das Kultursozialticket weiterverbreiten und ausbauen, um Teilhabe zu fördern
  • angemessene Arbeitsbedingungen und Entlohnung sowie die kulturpädagogische Fort- und Weiterbildung der Künstler*innen

Beteiligte Personen