von Verena von Mutius und Michael Hegele

Eine Kultureinrichtung ohne Kulturelle Bildung ist nicht mehr auf der Höhe der Zeit. Doch was meint Kulturelle Bildung überhaupt? Kulturelle Bildung meint Kulturelle Teilhabe, also die Möglichkeit des Mitwirkens am kulturellen Geschehen unserer Gesellschaft und ist somit ein grundlegender Teil der allgemeinen Bildung. Genau deshalb sind der Ausbau und die Weiterentwicklung von kulturellen Bildungsmaßnahmen für uns GRÜNE so wichtig.

Lange Zeit hat sich die kulturelle Bildung auf Kinder und Jugendliche beschränkt. In den letzten Jahren hat sich die Zielgruppe auch auf Erwachsene ausgeweitet. Die meisten Kultureinrichtungen reagieren somit darauf, dass sich die Gesellschaft verändert und das Publikum nicht mehr “automatisch” den Weg in die Einrichtungen findet. Unter dem Stichwort „Öffnungsprozesse“ wollen Museen, Theater u.a. verlorene Besucher*innen wieder zurückgewinnen und zugleich neue Milieus erreichen. Augsburg hat sich im Bereich kultureller Bildung bereits seit einiger Zeit auf den Weg gemacht. Es gab und gibt zahlreiche Initiativen und Aktivitäten verschiedenster Akteur*innen Zu nennen sind hier Beispiele wie der Palette, des Jungen Theaters und der städtischen Musik- schule, zudem Orte wie das Kinder- und Jugendkulturzentrum Abraxas, das Theaterpädagogische Zentrum sowie Tür an Tür, Grandhotel Cosmopolis, Cafe Neruda oder das Modular Festival. Auch die Stadt unterstützt kulturelle Bildung. Beispielhaft zu nennen sind der Kulturkiesel, MEHR MUSIK, der schuleplus-Etat, die theaterpädagogische Arbeit des Stadttheaters, die museumspädagogischen Tätigkeiten der städtischen und staatlichen Museen. Dieser Weg muss fortgesetzt und weiterentwickelt werden. Zum Beispiel ist aus unserer Sicht das Platzhaltergebäude auf dem Reese-Areal zur langfristigen Etablierung des Kinder- und Jugendkulturzentrum Abraxas dringend notwendig, damit nach dem Wegfall des Kulturpark West auch weiterhin Workshopräume vorhanden sind.

Das Museumsentwicklungskonzept, welches zur Zeit erarbeitet wird, macht deutlich, dass die Augsburger Kunstsammlungen hinsichtlich der kulturellen Bildung noch Luft nach oben haben und sieht eine entsprechend bessere Ausstattung vor. Auch wenn dort schon museumspädagogische Tätigkeiten stattfinden, braucht es ein Audience Development, welches auf die Menschen zugeht und sie in die Museen lockt. Die Aufgabenfelder gehen heute in einem Museum über Sammlungs- und Ausstellungsthemen hinaus. Die Grundlegende Frage lautet nun: wie organisieren wir die Kulturarbeit in einer Vielfältigen Gesellschaft? Wie ermöglichen wir Zugang und Teilhabe konkret? Mit gutem Beispiel geht hier das staatliche Textilmuseum in Kooperation mit dem Büro für Migration, Interkultur und Vielfalt voran. Mit der Ausstellung „Augsburg 2040 – Utopien einer vielfältigen Stadtgesellschaft“ wurde deutlich gemacht, wie partizipatives Arbeiten die Kultureinrichtungen bereichern kann. Über 200 Menschen aus der Stadtgesellschaft haben auf Augenhöhe mit den Museumsmitarbeiter*innen eine Vision für Augsburg 2040 entwickelt und gemeinsam eine Ausstellung konzipiert.

Im nächsten Stadtgrün werden wir einen Fokus auf Kultur legen. Denn die Aufgaben, welche der Gesellschaftliche Wandel mit sich bringt, müssen auch von den Kultureinrichtungen angepackt und vorangetrieben wer- den. Denn Kultur ist die verbindende Kraft unserer Stadtgesellschaft und muss das auch bleiben.

zur gesamten Ausgabe Stadtgrün 7 „Bildung“

Beteiligte Personen