“In ganz Mitteleuropa geht durch Winderosion so viel Oberboden verloren, dass man die Stadt Berlin jedes Jahr um einen Meter tiefer setzen könnte.”

Ein Traktor fährt über ein Feld, hinter sich eine riesige Staubwolke – ein mittlerweile typischer Anblick, der von ausgezehrten, trockenen Böden zeugt. Die drohende Klimakrise gefährdet durch trockene Sommer und eine deutliche Zunahme von Extremwetterereignissen mit heftigen Stürmen und Starkregen unsere Böden und damit die Ernährungssicherheit. Die fruchtbaren Bestandteile des Oberbodens werden ver- weht oder weggespült. In Augsburg betrifft das z.B. die sehr fruchtbaren Lößböden auf dem Hochfeld. Feld- und Flurhecken können Abhilfe schaffen. Nicolas Liebig vom Landschaftspflegeverband Stadt Augsburg erläutert uns die Potenziale von Klimahecken im Kontext Klimaresilienz und Klimaschutz.

Dabei muss erstmal geklärt werden, was eigentlich unter einer “Klimahecke” zu verstehen ist. Damit sind nämlich nicht die Thujahecken gemeint, die in vielen Gärten als Sichtschutz dienen, sondern fünf bis zehn Meter breite Hecken aus heimischen Arten wie Schlehe, Weißdorn oder Pfaffenhütchen, die etwa am Rand von Äckern oder entlang von Fließgewässern wachsen. Solche Feld- und Flurhecken wurden bereits im Mittelalter gepflanzt – u.a. um Böden vor Erosion zu schützen. Im Zuge des Flurneuordnungsverfahrens bzw. der Flurbereinigung in den 80er Jahren wurden viele dieser auch für den Wasserhaushalt und die Artenvielfalt wertvollen Strukturen beseitigt – mit verheerenden ökologischen Folgen. Feld- und Flurhecken sind also wichtig für den Artenschutz und können den Folgen der Klimakrise entgegenwirken, indem sie einen positiven Einfluss auf den Wasserhaushalt und den Bodenerhalt haben. Somit spielen sie eine wesentliche Rolle für eine klimaresiliente Gestaltung der Landwirtschaft. Sie leisten darüber hinaus aber auch einen höchst wertvollen Beitrag zum Klimaschutz, denn sie binden große Mengen CO2. Neue Untersuchungen des Thünen-Instituts (Bundes- forschungsinstitut für Ländliche Räume, Wald und Fischerei) haben ergeben, dass ein Hektar Hecke fast ebenso viel CO2 speichert wie ein Hektar Wald! Im Hinblick auf die Flächenverfügbarkeit sind Kimahecken demnach eine sehr gute Alternative. Insbesondere die Wurzelberiche mit hohen Humusanteilen stellen eine relevante CO2-Senke dar. Die oberirdischen Teile werden zudem regelmäßig stark zurückgeschnitten und können anschließend thermisch verwertet werden – z.B. in der Biomasse-Heizanlage im Botanischen Garten in Augsburg. Als regenerative Fernwärmequelle ist der Heckenschnitt ein Baustein der dringend notwendigen Wärmewende.

Der Landschaftspflegeverband Stadt Augsburg setzt sich aktiv für mehr Heckenpflanzungen und Pflegemaßnahmen ein. Die Grüne Stadtratsfraktion unterstützt diese Entwicklung und hat den Punkt deshalb in das grün- schwarze Antragspaket “Klimaschutz 2030 plus” aufgenommen. Darin veranlassen wir die Stadtverwaltung u.a. zu prüfen, wo im Stadtgebiet ein Klimahecken-Pilotprojekt umgesetzt werden könnte. Wir bleiben dran!

 

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