Peter Rauscher: Wenn Bäume gefällt werden sollen, schrillen ganz zurecht (wie auch bei mir) die Alarmglocken bei vielen Bürgerinnen und Bürgern, vor allem wenn es sich dabei um alte Baumbestände handelt. Warum sollen denn am Kaufbach Bäume gefällt werden?

Reiner Erben: Da muss ich gleich korrigieren: Es sollen eben möglichst keine Bäume gefällt werden! Es gibt allerdings Probleme mit der Uferwand. Am östlichen Kaufbachufer, zwischen Friedberger Straße und Prinzstraße, wurde Rissbildung festgestellt und da steht die durchaus naheliegende Vermutung im Raum, dass das Wurzelwerk der Bäume ursächlich ist für diese Schäden. Insgesamt ist eine Strecke von etwa 140 Metern betroffen. Bei der Unteren Naturschutzbehörde wurde nun eine Genehmigung beantragt, den Gehölzbewuchs am Ufersaum auf zwei Meter entfernen zu dürfen. Da gehen wir aber nicht so ohne Weiteres mit! Nicht zuletzt, weil mögliche betroffene Bäume unter die Baumschutzverordnung fallen und weil es sich um einen wertvollen Grünzug handelt.

Peter Rauscher: Was bedeutet „nicht ohne Weiteres“?

Reiner Erben: Das bedeutet zunächst, dass der rechtliche Rahmen genau geprüft wurde. Einige betroffene Bäume fallen  unter die Baumschutzverordnung – zum Beispiel die Esche, die derzeit übrigens noch keine eindeutigen Anzeichen des Eschentriebsterbens zeigt. Laut Flächennutzungsplan handelt es sich insgesamt um „zu sichernde und zu entwickelnde Gehölzstrukturen“.

Außerdem sollte beurteilt werden, ob der Gehölzbewuchs tatsächlich verantwortlich ist für die Schäden an der Uferwand. Dazu haben wir allerdings noch kein abschließendes Ergebnis. Wir schlagen vor, den Sachverhalt während des Kanalablasses von einem externen Gutachter untersuchen zu lassen, um die tatsächliche Schadens- und Gefährdungslage besser einschätzen zu können eine solide Handlungsgrundlage zu haben.

Peter Rauscher: Gab es ein ähnliches Procedere nicht in den letzten Jahren auch am Herrenbach?

Reiner Erben: Richtig. Am Herrenbach sind wir sehr gut gefahren mit dieser Vorgehensweise. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass immer genau geprüft werden muss, ob und in welchem Ausmaß Grünstrukturen und Bäume die Uferwandungen beschädigen und wie Abhilfe geschaffen werden kann. Auch am Herrenbach hieß es: Die Bäume greifen das Mauerwerk am Ufer an und müssen gerodet werden. Ein Gutachten hat dann aber ergeben, dass ungefähr die Hälfte der Baumfällungen nicht nötig sind. Wir konnten also 50 % des Baumbestandes dort erhalten. Auch am Kaufbach sind wir sehr dahinter, dass kein Baum gefällt wird, der nicht aus triftigen Gründen gefällt werden muss.

Peter Rauscher: Für uns GRÜNE ist es ja auch ein zentrales Anliegen, in Augsburg möglichst viele Bäume zu pflanzen – v.a. auch aus Klimaschutzgründen. Daher finde ich es gut, dass so genau hingeschaut wird, wenn es um Rodungsvorhaben geht! Welche Argumente sprechen aus deiner Sicht für den Erhalt möglichst vieler Bäume am Kaufbach?

Reiner Erben: Der Gehölzbestand dort ist sehr wertvoll für das innerstädtische Klima, aber auch für die Siedlungsökologie, das Stadt- und Straßenbild. Durch den auch in Augsburg stattfindenden Klimawandel, d.h. auch mehr Hitzetage, müssen wir Grünstrukturen erhalten und ausbauen, um mehr “Kühle Meilen” im Stadtgebiet zu schaffen. So steht es auch im Grün- und Freiflächenentwicklungskonzept, das vom Stadtrat beschlossen wurde und jetzt mit der Öffentlichkeit diskutiert und weiterentwickelt wird. Nehmen wir die Trauerweiden als Beispiel. Trauerweiden sind von besonderer Eigenart und Schönheit, also eine ästhetische Bereicherung für das Landschaftsbild. Sie steigern dadurch die Aufenthaltsqualität. Zugleich haben sie einen hohen ökologischen Wert, etwa als Lebensstätte für gesetzlich geschützte Tierarten.

Bevor weitere Schritte unternommen werden können, muss ein aussagekräftiges Gutachten vorliegen. Gegebenenfalls müssen im Vorfeld auch artenschutzfachliche Überprüfungen stattfinden. Falls Fällungen unausweichlich sind, ist zu prüfen, ob diese eventuell über mehrere Jahre verteilt werden können.

Peter Rauscher: Auf jeden Fall müssen Eingriffe ins Stadtgrün grundsätzlich sehr behutsam und mit Bedacht vorgenommen werden, da sind wir uns absolut einig. Ich hoffe, dass auch am Kaufbach viele Bäume erhalten werden können. Vielen Dank für das Gespräch und deine informativen Ausführungen!

Beteiligte Personen