Interview mit Verena von Mutius

VERENA, FREITAGS GEHEN AUCH IN AUGSBURG DIE „FRIDAYS FOR FUTURE“ KINDER UND JUGENDLICHE AUF DIE STRASSE. DU BIST 2008 ALS JÜNGSTE STADTRÄTIN DER AUGSBURGER GE- SCHICHTE 2008 MIT 20 IN DEN AUGS- BURGER STADTRAT EINGEZOGEN. HAT DIE JUNGE GENERATION EINE STIMME IM STADTRAT
Leider viel zu wenig. Es ist wichtig, dass junge Menschen im Augsburger Stadtrat sitzen. Mit der nächsten Kommunalwahl muss eine neue junge Menschen in den Stadtrat einziehen. Mit 31 Jahren bin ich zwar immer noch jung, aber die nachfolgende Generation braucht Vertreter*innen im Stadtrat. Entscheidend ist aber vor allem, dass die Augsburger Stadtverwaltung ein Beteiligungsverfahren für Kinder und Jugendliche in Augsburg entwickelt. Erstens dürfen viele Kinder und Jugendliche leider noch gar nicht wählen auch wenn wir uns auf Landes- und Bundesebene noch so intensiv für eine Senkung des Wahlalters einsetzen. Zweitens müssen auch andere Beteiligungsverfahren von der Stadtverwaltung speziell für junge Menschen gefunden werden, denn junge Augsburger*innen sind selten auf einer Bürger*innenversammlung Und wenn stellt sich die Frage, ob sie dort genauso ernst genommen werden, wie vielleicht der 60-jährige Bürger aus Pfersee. Manche vor allem die „Fridays for Future“ Leute werden dies versuchen, aber der Großteil der Jugendlichen kann über Beteiligungsprozesse erstmal lernen, wie das System funktioniert und Vertrauen fassen, dass sich Engagement für unsere Gesellschaft lohnt.

WAS STELLST DU DIR VOR, WENN DU VON BETEILIGUNGSVERFAHREN FÜR JUNGE AUGSBURGER*INNEN REDEST?
Es gibt schon verschiedene Aktionen und Maßnahmen für die Beteiligung der jungen Augsburger*innen. Der Stadtjugendring (SJR) hat mit dem Projekt „Mach`s einfach“ zur Kommunalwahl 2014 die Anliegen der jungen Augsburger*innen für die Kommunalwahl formuliert. Die Stadtschüler*innen-Vertretung bündelt Interessen von Schüler*innen und beim „Lernort Rathaus“ können vor allem Grundschüler*innen etwas über die Stadtratsarbeit lernen. Wichtig ist jedoch die Bündelung dieser Aktivitäten zu einem Beteiligungskonzept. Es gibt nicht “das eine Projekt”, welches umgesetzt werden soll. Ein Bündel aus Maßnahmen ist nötig. Junge Menschen müssen mit Hilfe von Angeboten mitgenommen werden. Gemeinsam muss aufgezeigt werden, wie sie sich in die Gesellschaft einbringen können. Dafür sind Aktionen wie die U18 Wahlen super. Aber auch Online-Formate wie z.B. eine Online-Jugendbefragung muss verfolgt werden. Ganz wichtig ist jedoch, dass Partizipation meist kleinräumlich anfängt und sich Jugendliche z.B. in ihrem Stadtteil eine Tischtennisplatte oder eine Skateranlage wünschen. Deswegen finde ich den Vorschlag des SJR gut Partizipationsmanger*innen in den Sozialregionen einzuführen, die als Bindeglied zwischen jungen Menschen und der städtischen Verwaltung agieren und einzelne Maßnahmen koordinieren können.

IST DER KLIMASCHUTZ DAS THEMA DER JUNGEN GENERATION ODER IN- TERESSIEREN SICH DIE JUNGEN AUGS- BURGER*INNEN AUCH FÜR THEMEN WIE DIE SCHAFFUNG VON WOHNRAUM?
Gerade beim Thema Stadtentwicklung müssen die jungen Augsburger*innen dabei sein. Ich freue mich, dass zwei Jugendliche im Preisgericht für die Planung von Haunstetten-Südwest dabei sein können. Wichtig ist, dass die Stadtverwaltung die grundsätzliche Notwendigkeit der Beteiligung junger Menschen erkennt und diese als Expert*innen wahrnimmt. Neben der Stadtentwicklung müssen die jungen Augsburger*innen vor allem auch bei der Schulentwicklung und der Schulsanierung stärker beteiligt werden. Schüler*innen wissen genau, was für Anforderungen an ein Schulhaus zu stellen sind. Bei dem Modellprojekt AK Schulbau vom Holbein hat dies super geklappt. Dort haben sich die Schüler*innen, die Eltern und die Lehrer*innen intensiv mit der Frage beschäftigt, wie Architektur und Pädagogik zusammengebracht werden können. Solche Beteiligungsprozesse brauchen wir flächendeckend

DIE STADT INVESTIERT NEBEN DER SANIERUNG DER AUGSBURGER SCHU- LEN IN DIESER LEGISLATURPERIODE ENDLICH AUCH IN DIE SANIERUNG DER JUGENDHÄUSER. WARUM IST ES WICH- TIG, DASS DIESE RÄUME ERHALTEN UND AUSGEBAUT WERDEN?
Die Jugendhäuser und andere feste An- laufpunkte des SJR wie die Oase -Freitzeitfläche sind ein wichtiger Bestandteil der städtischen Arbeit mit Jugendlichen, die vom SJR geleistet wird. Die Jugendhäuser stehen den jungen Augsburger*innen nicht nur als Räume zur Verfügung, sondern gerade die sozialpädagogische Arbeit, die der SJR in den Einrichtungen leistet, ist besonders wichtig und die Jugendhäuser wirken durch die Freizeitpädagogik, die sie anbieten, vor allem auch präventiv.

ES WIRD IMMER WIEDER BEHAUPTET, DASS GERADE JUNGE MÄNNER DIE AR- BEIT VON GLEICHSTELLUNGS- ODER GEN- DERBEAUFTRAGTEN NICHT MEHR FÜR NÖTIG HALTEN. WAS IST DEIN EINDRUCK?
(Lacht). Also bei unserer GRÜNEN Jugend hab ich da gar keine Angst, wenn die am Freitagabend vor der Europawahl einen Feminist Fight Club machen und bei den OB-Foren die gendergerechte Sprache tracken. Aber ja, wir müssen uns überlegen, wie wir diese Notwendigkeit in der nächsten Generation vermitteln. Ein gutes Beispiel ist das Projekt “Kerle”, welches junge männliche Geflüchtete als Zielgruppe hat. “Kerle“ ist die Abkürzung für „Kontaktaufnahme erlernen“. In Workshops vermittelt der Verein, der sich vor allem um Kinder- und Jugendkriminalprävention kümmert, nicht nur eine Orientierung wie ein erstes Gespräch laufen könnte. Es wird auch klar gemacht, wie hier die Stellung der Frauen ist und das Nein auch Nein heißt.

UNSER STADTGRÜN WIRD UM DAS MODULARFESTIVAL ERSCHEINEN. WARUM IST DAS MODULARFESTIVAL SO BESONDERS UND WAS WIRD DEIN HIGHLIGHT BEIM FESTIVAL SEIN?
Das Modularfestival ist ein nachhaltiges Festival, dass vor allem ein Lernprojekt von jungen Augsburger*innen und ein Ort der kulturellen Bildung ist. Neben dem Musikprogramm gibt es ein vielfältiges Mitmachangebot für die Augsburger Nachwuchskünstler*innen. Die Planung erfolgt durch die jungen Augsburger*innen selbst. Es ist ein Projekt, das Lust und Laune auf Kultur und Mitgestaltung macht. Über 400 Jugendliche wirken beim Modular mit. Außerdem hat es mit seinem Nachhaltigkeitskonzept Maßstäbe für die Gestaltung nachhaltiger Festivals gesetzt, angefangen vom Einweggeschirr, dem Ziel der Müllvermeidung, den lokalen Betrieben, die präsent sind oder durch die Verwendung von lokalem Strom. Mein Highlight ist da jedes Jahr die Atmosphäre und ich bin gespannt, wie es sich auf dem Gaswerk entwickelt.

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