von Martina Wild (Fraktionsvorsitzende)

Grüne Frauenpolitik kämpft für Selbstbestimmung, Gleichberechtigung und die Hälfte der Macht den Frauen. Wir wollen Chancen, Macht, Geld und Zeit zwischen Frauen und Männern gerecht teilen.

Mehr Frauen in Fürhungspositionen

Wir wollen aktive und gezielte Förderung von Frauen bei der Stadt Augsburg. Denn auch in Verwaltung und Unternehmen sind Frauen in Führungspositionen unterrepräsentiert. Geschäftsführungen städtischer Beteiligungen sind männlich dominiert und in der Stadtverwaltung liegt der Anteil von Frauen in der ersten Führungsebene bei 20,3%. Hinzu kommt, dass immer noch überwiegend Frauen in Teilzeit, in befristeten Beschäftigungsverhältnissen sowie in den unteren Lohngruppen arbeiten. Außerdem werden immer noch weniger und niedrigere Leistungsprämien an Frauen vergeben. Die Stadt hat ein großes Reservoir von Frauen im sog. Mittelbau. Wir müssen diese Frauen gezielt motivieren, damit aus ihnen die Führungskräfte von Morgen werden. Teilzeitmodelle und Homeoffice sind hier Schlüsselworte, um Flexibilität zu gewährleisten. Es gilt zudem, aktiv weitere Vernetzungsmöglichkeiten für teilzeitwillige Frauen und Männer zu schaffen, um mehr Tandembewerbungen für Führung in Teilzeit zu ermöglichen. Wir wollen Frauen in Führungspositionen in Politik, Verwaltung und Unternehmen bringen – mit Quote, mit Frauenförderkonzepten, aber auch mit Mentoring, Empowerment und Vernetzungen unter Frauen. So werden Frauen Vorbild, können Mentorinnen sein und auch Anwältinnen für die Interessen der weiblichen Beschäftigten sein. Das schafft einen Kulturwandel in Unternehmen, Verwaltung und Politik, aber auch in der Gesellschaft.

Lohngerechtigkeit schaffen

Wir wollen die gleiche Bezahlung von Frauen und Männern für gleichwertige Arbeit. Frauen müssen hierzulande im Durchschnitt drei Monate länger arbeiten, um das Jahreseinkommen von Männern einzuholen. In Bayern verdienen Frauen gar 26 % weniger als Männer. Fataler Grund hierfür ist, dass die Arbeit mit und am Menschen, also die Arbeit, die vorzugsweise von Frauen erbracht wird, geringer entlohnt wird als die Arbeit in technischen oder naturwissenschaftlichen Berufen. Zudem arbeiten Frauen überwiegend in Teilzeit und in Minijobs und leisten immer noch die unbezahlte Pflege- und Sorgearbeit. In der Konsequenz führt dies dazu, dass Frauen mit Altersarmut zu kämpfen haben. Und in unserer angespannten Wohnsituation in Augsburg haben zum Beispiel Alleinerziehende, auch diese in der Mehrzahl ja Frauen, Probleme damit, adäquaten und preisgünstigen Wohnraum zu finden. Hier muss sich endlich etwas ändern! Es geht darum, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu fördern, Jobsharing, Homeoffice, Sabbatjahre und Pflegeauszeiten zu erleichtern, die Tarifbindung ausbauen und Entgeltgerechtigkeit herzustellen. Damit gestalten wir eine gute Arbeit und eine gute Zukunft – für Frauen und Männer.

Augsburg stellt gleich!

Der Augsburger Stadtrat hat auf einen grünen Antrag hin 2007 einstimmig die Verankerung von Gender Mainstreaming als Leitbild der Stadt Augsburg beschlossen. Seitdem ist die Gleichstellung von Frauen und Männern ein integraler Bestandteil aller Politikbereiche. Ziel ist es dabei, die unterschiedlichen Lebenssituationen, Sichtweisen und Bedarfe von Frauen und Männern bei allen städtischen Vorhaben zu berücksichtigen. Mit fraktionsübergreifender Unterstützung gelang es im Jahr 2015 nach dem Münchner Vorbild auch in Augsburg eine Gleichstellungskommission einzurichten. Diese bezieht neben den Fraktionen und der Gleichstellungsstelle das Fachwissen von Organisationen, Einrichtungen und Initiativen aus der Stadtgesellschaft mit ein. Die Kommission trägt dazu bei, Geschlechtergerechtigkeit und Geschlechterrollen sachlich zu diskutieren und in der Stadt moderne und zeitgemäße Entscheidungen im Sinne der Chancengleichheit zu treffen. Die Themenpalette, mit der sich die Kommission bisher beschäftigt hat, ist umfassend: Frauen in Führungspositionen, gendergerechte Sprache in städtischen Veröffentlichungen, niederschwellige Sport- und Bewegungsangebote für Frauen, geschlechtersensible Jugendarbeit oder Einrichtung einer Frauenpension. Denn zu tun gibt es noch viel.

Verbesserung der Situation von Prostituierten

Prostitution ist ein komplexes Thema. Wir haben uns dafür eingesetzt, dass sich die Situation von Prostituierten in Augsburg verbessert. Auf unsere Initiative hin wurden zwei Teilzeitstellen für niederschwellige aufsuchende Milieusozialarbeit eingerichtet. Es werden Untersuchungen durch das Gesundheitsamt angeboten, medizinische und therapeutische Betreuungen vermittelt sowie eine mehrsprachige Informationsbroschüre über Arbeitsbedingungen und Rechtsansprüche herausgegeben. Inzwischen gibt es auch einen “Runden Tisch Aussteigerinnen” und konkrete Maßnahmen zur Unterstützung ausstiegswilliger Frauen. Seit September 2018 wird zudem seitens des Sozialreferats eine Wohnung für Aussteigerinnen zur Verfügung gestellt.

Schutz, Sicherheit und Perspektiven für Frauen

Gewalt gegen Frauen gehört immer noch nicht der Vergangenheit an. Sexistische Bemerkungen, anzügliche Sprüche oder sogar körperliche Belästigungen hat fast jede Frau schon erlebt. Viel zu oft ist aber gerade auch das eigene Zuhause für Frauen ein gefährlicher Ort. Wir setzen uns daher für Schutz und Unterstützung von Gewalt betroffenen Frauen ein. Wir wollen eine angemessene Finanzierung, mehr Plätze und eine bedarfsgerechte personelle Ausstattung der Frauenhäuser. Denn auch in Augsburg sind die Plätze in den Frauenhäusern knapp, der Bedarf ist groß. Und es ist geboten, geeigneten Wohnraum nach dem Aufenthalt im Frauenhaus zur Verfügung zu stellen. Wir brauchen in Augsburg weitere Wohnprojekte für Frauen mit besonderen Bedarfen. Es war daher der richtige Weg, in Pfersee eine separate Unterkunft für obdachlose Frauen einzurichten. Diese Frauen brauchen nicht nur kurzfristig ein Dach über dem Kopf, sondern Beratung und Betreuung, damit weitere Gefährdungen vermieden und neue Lebensperspektiven entstehen können. Wir halten als nächsten Schritt die Einrichtung einer Frauenpension mit Einzelzimmern und damit einem privaten Rückzugsort als sinnvoll und notwendig. Richtig war es zudem, eine Unterkunft für geflüchtete Frauen und deren Kinder einzurichten. Denn Frauen und Mädchen flüchten nicht nur aus Kriegsgebieten und vor der Verfolgung aus politischen, ethnischen oder religiösen Gründen, sondern darüber hinaus auch vor geschlechtsspezifischer und sexualisierter Gewalt. Geflüchtete Frauen brauchen einen eigenen Ort der Ruhe und Sicherheit sowie eine gute und angemessene Hilfestellung und Betreuung. Zudem müssen alle Unterkünfte so gestaltet sein, dass Frauen und Mädchen sich dort sicher und geschützt fühlen können.

zum Stadtgrün 7

Beteiligte Personen