von Peter Rauscher

Die Energiewende ist ein entscheidender Faktor für wirksamen Klimaschutz. Auf kommunalpolitischer Ebene können wir hier viel bewirken. Die Stadtwerke Augsburg sind für den Umbau der Energieversorgung ein zentraler Akteur. Unser Fraktionsvorsitzender und klimaschutzpolitischer Sprecher Peter Rauscher tauschte sich mit swa-Geschäftsführer Alfred Müllner über Potenziale und mögliche Stellschrauben aus.

Warme Dusche, Serien streamen, Kaffee kochen – im Alltag verbrauchen wir eine Menge Energie. Direkt, indem wir beispielsweise die Kaffeemaschine ihren Dienst tun lassen, und indirekt, denn der Kaffee muss schließlich unter Aufwendung von Energie erst hergestellt, verpackt und transportiert werden – ganz zu schweigen von der Kaffeemaschine. Unser Energieverbrauch ist ein entscheidender Klimafaktor, weshalb die Energiewende als Voraussetzung für einen wirksamen Klimaschutz angesehen werden muss. Energiewende meint die langfristige Umstellung auf eine nachhaltige Energieversorgung. Ein Kernelement ist der sogenannte Energie-3-Sprung, der folgende Bereiche umfasst: Energiebedarf senken, Energieeffizienz steigern und erneuerbare Energien ausbauen.

In allen drei Bereichen können wir auch auf kommunalpolitischer Ebene etwas bewirken – etwa durch geeignete Förderprogramme, indem wir gezielte Anreize oder entsprechende Standards in unseren eigenen Einrichtungen setzen. Im Zukunftsplan für Augsburg haben wir zusammen mit der CSU vereinbart, dass die Gestaltung einer flächendeckenden, nachhaltigen, umweltgerechten und möglichst unabhängigen Energieversorgung unserer Stadt ein zentraler Punkt ist, den es rasch anzugehen gilt. In diesem Zusammen- hang wollen wir auf städtischen Gebäuden, wo es technisch möglich ist, Solarzellen installieren. Städtische Neubauten wollen wir grundsätzlich mit Solarzellen ausstatten. Insgesamt wird in Augsburg derzeit nur ein Bruchteil der potenziellen Flächen für die Gewinnung von Solarenergie genutzt. Nach groben Schätzungen des Umweltamts könnten auf den Augsburger Dächern zusätzlich rund 300 Mio. kWh Strom erzeugt werden, während bei anderen regenerativen Energieträgern wie Wasser und Biomasse das Potenzial bald ausgeschöpft ist. Mit der vom grünen Umweltreferenten Reiner Erben angestoßenen Augsburger Solaroffensive gibt es bereits seit rund 1,5 Jahren ein umfassendes Informations- und Beratungsangebot. Dieses Angebot wollen wir weiter ausbauen.

Um die Energiewende massiv voranzubringen, brauchen wir unsere Stadtwerke als Grundversorger, Energiedienstleister und wichtigen Akteur für den Umbau der Energie- und Wärmeversorgung. Ich freue mich, dass der Geschäftsführer der Stadtwerke Augsburg (swa) Alfred Müllner bereit war, mir ein paar Fragen zu beantworten:

Peter Rauscher:
Der Klimaschutz ist die dringendste Herausforderung der Gegenwart. Für Augsburg haben wir schon einige wichtige Verbesserungen in den Bereichen energetische Sanierung, Energieeinsparung und Ausbau erneuerbarer Energien erreicht. Trotzdem stehen wir erst am Anfang und müssen uns noch ambitionierter dafür einsetzen, dass die Pariser Klimaschutzziele eingehalten werden. Wo sehen Sie das größte Potenzial für Augsburg? Wo können wir den Hebel aus Ihrer Sicht am effektivsten ansetzen?

Alfred Müllner:
Am besten wäre ein noch schnellerer Umstieg auf noch mehr Ökoprodukte. Im Privaten setzen schon viele Kund*innen darauf, aber bei weitem noch nicht alle. Wichtig ist auch der industrielle Sektor. 80 Prozent der Energie in Augsburg verbrauchen Firmen, nur 20 Prozent private Haushalte. Einen weiterer Punkt ist, dass beim Thema Energiewende in der Regel auf regenerativen Strom geschaut wird. Wir brauchen aber auch und vor allem eine Wärmewende. Unsere klimafreundliche Fernwärme ist ein Baustein, den wir immer weiter konsequent ausbauen und schrittweise noch nachhaltiger machen. Das ist aber nur eine mögliche Alternative zu Gas- und vor allem Ölheizungen. Andere Lösungen, wie möglicherweise Wasserstoff oder Geothermie, sind echte technische Herausforderungen. Bei der Mobilität liegen die Lösungen auf der Hand und sind bereits heute weitgehend verfügbar: Umstieg auf unsere schon jetzt klimaneutralen Busse und Straßenbahnen, mehr Radverkehr und Carsharing und wenn es schon ein eigenes Auto sein muss, dann ein E-Auto. Das alles ist heute schon möglich.

 

 

Peter Rauscher:
Und wo sind in Ihren Augen die neuralgischen Punkte für den Klimaschutz in Augsburg?

 Alfred Müllner:
Klimaschutz und Energiewende gehen nur gemeinsam. Es müssen wirklich alle mitmachen, ob Mieter*innen, Hauseigentümer*innen oder Unternehmer*innen. Nur wenn alle ihren Beitrag leisten, kann es gelingen. Von der kleinen Photovoltaikanlage oder dem gedämmten Eigenheim bis hin zu großen klimaneutralen Erzeugungsanlagen trägt alles zur „Klimawende“ bei. Wir brauchen die Vielfalt des Möglichen.

Peter Rauscher:
Am 01.01.2021 fallen die ersten Solaranlagen aus der EEG-Förderung. Anlagenbesitzer*innen müssen entscheiden, wie sie unter diesen Umständen weiter verfahren. Sie haben dann nicht einmal Anspruch auf eine Vergütung gemäß dem aktuellen Stromeinkaufspreis an der Strombörse. Eine Möglichkeit, um zu verhindern, dass Anlagen reihenweise wegen Unwirtschaftlichkeit abgeschaltet werden, wäre ein Angebot der Stadtwerke, den Strom abzunehmen. Ist das für Sie eine Option?

Alfred Müllner:
Wir wollen wohl alle, dass bestehende PV- Anlagen auch nach dem Auslaufen der EEG-Vergütung als Beitrag zur Energiewendeweiter betrieben werden. Wie das genau aussehen wird, hängt zunächst noch vom Gesetzgeber ab. Im Moment ist die genaue Ausgestaltung der Post-EEG-Regelung noch offen. Hier ist aber gerade vieles noch in Klärung und Bewegung. Je nach gesetzlichen Rahmenbedingungen, werden die swa eine passende Lösung haben.

 Peter Rauscher:
Ein weiterer Punkt, wo meines Erachtens angesetzt werden könnte, ist der Basistarif der Stadtwerke. Die Stadtwerke in Elmshorn haben die Grundversorgung auf Ökostrom umgestellt. Gibt es seitens der swa ebenfalls Überlegungen in diese Richtung?

 Alfred Müllner:
Wir arbeiten seit langem an vielen denkbaren Modellen, wie wir den Anteil von Ökostrom deutlich erhöhen können. Anfang kommenden Jahres werden wir konkrete Maßnahmen und Produkte vorstellen können.

 Peter Rauscher:
Was raten Sie einer Bürgerin, die mit ihrer vierköpfigen Familie in einem Mehrfamilienhaus wohnt und Energie einsparen will?

Alfred Müllner:
Die Augsburger*innen haben es recht einfach, um möglichst nachhaltig zu leben. Mit den Ökostrom oder CO2neutralen Gastarifen der swa; mit CO2neutralem Nahverkehr mit Bus und Straßenbahn; einer Mobilflat, die ÖPNV, Carsharing und Leihrad vereint; und mit unserem hervorragenden Augsburger Trinkwasser, das frisch aus dem heimischen Wasserhahn kommt und den weiten und energieintensiven Transport von Mineralwasserkisten unnötig macht. Und zusätzlich gibt es viele Möglichkeiten, zuhause Energie zu sparen: energiesparende LED-Lampen einsetzen, beim Neukauf von Elektrogeräten auf den Verbrauch achten oder Stand-By-Verbraucher wie Fernseher oder Computer immer vollständig ausschalten und vom Strom trennen. Auch hier ist es am allereinfachsten, die Energieberatung der swa in Anspruch zu nehmen, um „Stromfressern“ im eigenen Haushalt auf die Spur zu kommen.

 Peter Rauscher:
Velen Dank für das informative Gespräch! Wir werden das Thema „Energiewende“ weiterhin forcieren und alles daransetzen, den Klimaschutz in Augsburg voranzubringen!

 

In: Stadtgrün 9: Klimaschutz Hier und Jetzt

Beteiligte Personen