— von Martina Wild, Christian Moravcik und Cemal Bozoğlu

Klimaschutz steht auf der politischen Agenda seit Paris 2015 zu Recht weiterhin ganz oben. Klar ist: wir müssen massiv den CO2-Ausstoß reduzieren, um die Erderwärmung zu begrenzen und unsere natürlichen Lebensgrundlagen zu erhalten. Augsburg hat die Zeichen der Zeit und die Notwendigkeit kommunalen Klimaschutzes bereits seit längerem erkannt. Augsburg ist seit 1998 Mitglied im Klimabündnis Europäischer Städte und 2004 wurde eine Klimaschutzabteilung im Umweltamt eingerichtet. Den Weg für Augsburg beschreiben dabei das regionale Klimaschutzkonzept und das von unserem Umweltreferenten Reiner Erben vorgelegte Klimaschutzprogramm 2020. Maßgeblich ist dabei, die Energiewende – die Abkehr von der gefährlichen Atomkraft sowie den klimaschädlichen fossilen Brennstoffen – konsequent umzusetzen und zugleich in allen Lebensbereichen weniger Energie zu verbrauchen. Vor Ort bedeutet dies zum Beispiel Solardächer oder energetische Quartierskonzepte umzusetzen. Zudem müssen wir noch stärker auf Energiesparen und Energieeffizienz setzen – gerade auch in Gebäuden. Hohe energetische Standards bei Neubau sowie bei der Gebäudesanierung dienen dabei nicht nur dem Klimaschutz, sondern senken auch die Energiekosten, die als wesentlicher Teil der Nebenkosten in schlecht gedämmten Wohnungen als „zweite Miete“ bezeichnet werden.

Einen “Augsburger Standard” einführen

Über Vorgaben bei der Ausweisung von Neubauflächen oder im Zuge der Bestandssanierung- und -erweiterung können wesentliche Weichen für eine Klimaschutzpolitik gestellt werden. Wir GRÜNE setzen uns dafür ein, dass für den privaten, öffentlichen sowie geförderten Wohnungsbau ein “Augsburger Energiestandard“ definiert wird, der über den heute geltenden, gesetzlichen Mindeststandard der ENEV hinausgeht. Dies ist in vielen anderen Städten bereits seit vielen Jahren üblich. In Freiburg beispielsweise orientiert sich der verbindliche „Effizienzhaus-Standard 55“ an der Förderung der KfW-Bank für energieeffiziente Neubauten. Solche Passivhäuser, die kaum externe Heizenergie benötigen – der Heizwärmebedarf darf 15 Kilowattstunden pro Quadratmeter im Jahr nicht überschreiten –, sind langfristig die günstigste Art zu bauen. Die geringen Mehrkosten liegen bei ein bis maximal acht Prozent gegenüber dem bundesweiten Basisstandard – aber auch geringere Kosten sind dank staatlicher Fördermittel möglich. Ein schlechterer Energiestandard wirkt sich dagegen dauerhaft nachteilig für die Bewohner*innen aus in Bezug auf Heizenergieverbrauch und Nebenkosten.
Der Augsburger Standard soll für klimagerechtes und nachhaltiges Bauen und Sanieren in der Umweltstadt Augsburg stehen. Das macht es notwendig, die Ökobilanz von Gebäuden in den Blick zu nehmen und hierfür Nachhaltigkeitskriterien festzulegen. Diese ganzheitliche Betrachtung betrifft den gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes von Planung, Bau und Betrieb bis zur Entsorgung. Ziel ist es dabei, den Ressourcenverbrauch einer Baumaßnahme und eines Gebäudes möglichst gering zu halten. Mit diesem Verfahren werden zum Beispiel Baustoffe, Energieverbrauch des Gebäudes oder auch die Gestaltung der Außenanlagen gleichermaßen in den Blick genommen. Das bereits in Planung befindliche und von unserem Umweltreferenten Reiner Erben verantwortete Umweltbildungszentrum (UBZ) am Botanischen Garten zeigt diesen vorbildlichen und visionären Weg bereits.

Energieeffizienz kommunaler Gebäude erhöhen

Auch wenn städtische Gebäude nur rund zwei Prozent des Energieverbrauchs verantworten: Die Stadt Augsburg muss als Vorbild vorangehen und ihren eigenen Gebäudebestand zügig und umfassend sanieren. Dazu gehören die Verwaltungsgebäude, die Schulen, die Bäder und weitere städtische Gebäude. Die gegenwärtig weit verbreitete Praxis der Teilsanierungen (Fenstertausch, Nachrüstung moderner Heizungsanlagen, Fassadensanierung ohne wärmetechnische Maßnahmen) stellt einen wesentlichen Grund für die schleppende Qualitätsaufwertung im Bestand dar. Einerseits werden durch diese Vorgehensweise erhebliche Mittel gebunden, andererseits befinden sich viele Objekte in einem „Dauersanierungszustand“. Neben dem Klimaschutz ist ein ambitionierter Energiestandard vor allem auch eine finanzpolitische Vorsorgemaßnahme, um weitere Energiepreissteigerungen für den kommunalen Haushalt abzufedern.
Darüber hinaus sollte die Stadt vor allem bei Neubauten Mut und Weitsicht zeigen, indem sie von den Architekten höchste Nachhaltigkeitsansprüche einfordert. Das betrifft erstens natürlich die Energieeffizienz, zweitens die Verwendung möglichst regionaler und nachhaltiger Baustoffe und Materialien sowie drittens auch eine – kreative – Beschränkung beim Flächen- und Raumbedarf. Auch dies eine Maßnahme, um Energie, Material und letztlich Kosten zu sparen.

ENERGIESPARENDE NEUBAUTEN: DER A ACHENER STANDARD
Seit 2010 gilt für neue städtische Gebäude in Aachen der „Aachener Standard“. Er besagt: Alle Neubauten der Stadt werden nach einem dem Passivhaus ähnlichen Effizienzstandard geplant. Bei einem Lebenszyklus des Gebäudes von in der Regel 40 Jahren zahlen sich die Investitionen in gute Materialien und eine energieeffiziente Gebäudetechnik auf Dauer aus. Die Baukosten in Aachen liegen im Schnitt 6 bis 8 Prozent über dem Mindeststandard.

diesen Artikel und mehr im neuen Stadtgrün

Beteiligte Personen