von Martina Wild

Klimawandel, Flächenverbrauch, Urbanisierung und Digitalisierung stellen die Städte vor enorme Herausforderungen. Mit einer nachhaltigen und integrierten Stadtplanung besteht die Chance, die Grüne Stadt der Zukunft so zu gestalten, dass ressourcenschonendere, bedarfsgerechtere und lebenswerte Lösungen vor Ort umgesetzt werden – Stichwort Smart City.

 Get Smart City

“Smart City” ist ein Sammelbegriff für Entwicklungskonzepte, die darauf abzielen, Städte effizienter, technologisch fortschrittlicher, ökologischer, grüner und sozial inklusiver zu gestalten. Zu technischen Innovationen hinzu kommen Konzepte des Teilens (Share Economy) und der Bürgerbeteiligung, die zum nachhaltigeren und damit besseren Leben in der Stadt beitragen. Konkreter gesagt, fallen darunter der Aufbau einer modernen, effizienten und intelligenten Infrastruktur; die Integration von lebensnahen Informations- und Kommunikationstechnologien; eine zentrale Rolle der Mitgestaltung durch Bürger*innen und die damit zusammenhängende Zugänglichkeit von Daten der Stadtverwaltung; eine Offenheit und Raum für Experimente für Stadtplaner*innen; sowie eine gesamtstädtische Implementierung der Smart City Programme. Ein Beispiel für Smart City ist das „intelligente Stromnetz (smart grid)”. Ziel ist es dabei, die dezentrale Erzeugung, Speicherung und Nutzung von Energie aufeinander abzustimmen, zu steuern und auf diese Weise den Stromverbrauch zu optimieren. Auch im Bereich der kommunalen Wirtschaft kann Digitalisierung Chancen bieten. Hier können Kommunen regionale und kommunale Dienstleister aller Art – vom Handwerksbetrieb über soziale Dienste, Einzelhandelsgeschäfte und Freizeitangebote – in einer kommunal betriebenen, regionalen Plattform oder App (wie regional.tirol oder RegioApp) zusammenbringen. Wichtig ist die Digitalisierung auch im Verkehrsbereich. Hier besteht die Chance, den öffentlichen Nahverkehr mit Carsharing, Mitfahrgelegenheiten, Leih- und Lastenfahrrädern und E-Mobilitätsangeboten zu verknüpfen. So entsteht eine attraktive, flexibel kombinierbare und bequem nutzbare Mobilität, die wiederum unserem Stadtklima und der CO2-Einsparung zu Gute kommt. Diese Beispiele zeigen, dass die Digitalisierung in einer Kommune viele Lebensbereiche betrifft. Sie eröffnet völlig neue Möglichkeiten, Informationen und Dienstleistungen aller Art in vernetzter, leicht zugänglicher Weise anzubieten, sowie Prozesse effizienter zu machen, Ressourcen zu schonen und Schadstoffe zu vermeiden. Die Chancen und Risiken, die hierin liegen, müssen aber genau betrachtet werden, um zu entscheiden, welche Lösungen vor Ort auch tatsächlich umsetzbar sind.

 Digitalisierung braucht politische Gestaltung

Viele Smart City-Projekte erfordern oft – zumindest mittelfristig – einen höheren Investitions- und Personalaufwand und einen hohen Ressourcenverbrauch. Drei Beispiele:

Online-Bürgerportale

Viele Bürger*innen begrüßen Online-Bürgerdienste, wollen gleichzeitig aber auch, dass das Bürgerbüro mit der persönlichen Kundenbetreuung geöffnet bleibt. Klar ist, dass diese Doppelstrukturen Geld kosten. Wir wollen Transparenz und Mitbestimmung durch die Bürger*innen. Deshalb gilt es, Zugang für Alle, also für “Digital Natives” und “Non Digital Natives”, zu schaffen.

Ressourcenverbrauch

Digitalisierung erfordert immer mehr Rechenzentren und IT-Infrastruktur, Strom und Ressourcen. Auf der anderen Seite bieten digitale Anwendungen enorme Energieeinsparmöglichkeiten: Intelligente Stromnetze sind mit Voraussetzung für das Gelingen der Energiewende, das Smartphone wird zur Mobilitätszentrale, intelligente Sensoren helfen Energie zu sparen im Haushalt und in der Produktion. Ist die Digitalisierung nun ökologisch betrachtet gut oder schlecht für unseren Planeten? Digitalisierung und trotzdem alles so weiterlaufen lassen wie bisher ist kontraproduktiv, denn dabei werden mögliche Einsparpotentiale wieder aufgezehrt. Wir müssen die Potentiale der Digitalisierung klug einsetzen, um den Ressourcenverbrauch zu reduzieren.

Verkehrswende

Für die Verkehrswende könnte die Digitalisierung einen großen Beitrag leisten, wenn konsequent ein vielfältiges, ökologisches und bedarfsorientiertes Mobilitätsangebot zur Verfügung gestellt und dieses per App bequem nutzbar gemacht wird. Wenn uns hingegen keine Verkehrswende vom MIV hin zum ÖPNV gelingt und die Digitalisierung nur das Autofahren noch bequemer macht, werden wir ökologisch nichts gewinnen. Deshalb eine klare Positionierung pro digitalem Ausbau verbunden mit Fokussierung auf den Ausbau des ÖPNV.

 Augsburg als Smart City

Wir GRÜNE wollen die Chancen nutzen, um eine nachhaltige und ökologische Stadtentwicklung umzusetzen. Wir wollen eine Stadt, die lebenswert ist, weil sie die Bedarfe der gesamten Bürgerschaft in den Mittelpunkt stellt und ihnen vielfältige Aufenthalts-, Grün- sowie Wohnräume zur Verfügung stellt. Unsere Stadt ist offen, weil sie Digitalisierung nutzt, um Integrationskräfte zu stärken, ein lebenslanges Lernen zu fördern und demografische Herausforderungen sowie soziale und ökonomische Ungleichgewichte und Ausgrenzungen auszugleichen. Gleichzeitig werden dabei demokratische Strukturen und Prozesse gestärkt und gesichert. Wir wollen eine klimaneutrale und ressourceneffiziente Stadt, die umweltfreundliche Mobilitäts-, Energie-, Wärme-, Wasser-, Abwasser-, und Abfallkonzepte fördert und so zu einer CO2-neutralen, grünen und gesunden Kommune beiträgt. Und unsere Stadt ist dadurch wettbewerbsfähig, dass sie Digitalisierung gezielt einsetzt, um die lokale Wirtschaft und neue Wertschöpfungsprozesse zu stärken.

GRÜNE Forderungen für Augsburg
• Erarbeitung eines Konzeptes für „Smart City Augsburg” auf der Grundlage der Smart-City-Charta
• Entwicklung einer zukunftsorientierten Smart-City-Strategie im Dialog mit Bürger*innen, Wirtschaft, Verwaltung und Hochschule
• Digitale und analoge Verfahren sowie informelle und formelle Beteiligungsverfahren nutzen, verzahnen und aufeinander aufbauen.
• Pilotprojekte und Modellquartiere
• Bedarfs-, Risiko- und Wirkungsanalysen durchführen
• Bedarfsgerechte Finanzierung zur Gestaltung der digitalen Transformation sicherstellen

 

DIESEN ARTIKEL UND MEHR IN STADTGRÜN 6: DIGITALISIERUNG

Beteiligte Personen