Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,

der beim Weltgipfel für nachhaltige Entwicklung im September 2002 in Johannesburg beschlossene Aktionsplan würdigt die herausragende Bedeutung von Bildung für die Förderung einer nachhaltigen Entwicklung. Der Aktionsplan enthält detaillierte Handlungsempfehlungen, die der übergeordneten Zielsetzung folgen, den Zugang zu Bildung (insbesondere in Entwicklungsländern) deutlich zu verbessern und „auf allen Bildungsebenen die nachhaltige Entwicklung in die Bildungssysteme zu integrieren und so die Bildung in stärkerem Maße zum Schlüsselkatalysator für den Wandel zu machen“.

Die Vollversammlung der Vereinten Nationen hat mit Verabschiedung der Resolution 57/254 am 20. Dezember 2002 die Jahre 2005 bis 2014 zur Weltdekade „Bildung für eine nachhaltige Entwicklung“ ausgerufen und damit eine der zentralen Empfehlungen des Weltgipfels für nachhaltige Entwicklung umgesetzt. Der Beschluss der UN-Vollversammlung zur Weltdekade „Bildung für eine nachhaltige Entwicklung“ verleiht den Handlungsempfehlungen des Weltgipfels von Johannesburg deutlichen Nachdruck und unterstreicht die politische Verpflichtung der Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen, die Förderung der Bildung für eine nachhaltige Entwicklung auf nationaler und internationaler Ebene zu forcieren und die bereits in der Millenniumserklärung der Vereinten Nationen und beim Weltbildungsforum in Dakar im Jahr 2000 formulierten bildungspolitischen Ziele konsequent zu verfolgen. Es gilt nun, den durch den Beschluss der Vereinten Nationen zur Weltdekade „Bildung für eine nachhaltige Entwicklung“ gegebenen Impuls zu nutzen und die vielfältigen Ansätze zur Förderung der Bildung für eine nachhaltige Entwicklung mit Nachdruck voranzutreiben und zu bündeln.

Die Vermittlung von Grundfertigkeiten und Faktenwissen über die Zusammenhänge von Mensch, Natur und Technik ist unserer Meinung nach unverzichtbare Voraussetzung, um Menschen mit Handlungskompetenz auszustatten und damit zu gesellschaftlicher Teilhabe bei der Gestaltung einer dauerhaft tragfähigen Entwicklung zu befähigen. Dabei kommt es darauf an, im Sinne eines umfassenden Nachhaltigkeitsbegriffs die Interdependenz von Ökologie, wirtschaftlicher Leistungsfähigkeit und sozialer Gerechtigkeit zu verdeutlichen. Bildung muss auf vernetztes, interkulturelles Lernen abzielen, insbesondere darauf, ein Bewusstsein für die globalen Auswirkungen des eigenen Handelns und die eigene Verantwortung beim Umgang mit natürlichen Ressourcen zu schaffen. Kulturelle Bildung und interkulturelles Lernen sind entscheidend, damit Verständigung gelingen kann.

Mit der Vorbereitung und Koordination der Weltdekade wurde die UNESCO als „lead-agency“ beauftragt. Die Deutsche UNESCO-Kommission hat bei ihrer 63. Hauptversammlung am 11. Juli 2003 mit der „Hamburger Erklärung“ weitreichende Empfehlungen für einen nationalen Aktionsplan als deutschen Beitrag für die Weltdekade beschlossen und die Verantwortlichen in Bund, Ländern und Gemeinden, Wirtschaft, Wissenschaft und gesellschaftlichen Gruppen aufgerufen, sich in einer „Allianz Nachhaltigkeit lernen“ zusammenzufinden, um einen gemeinsamen Aktionsplan für die Dekade zu entwickeln. Der Aktionsplan wird dabei jährlich fortgeschrieben.

Der Bericht der Bundesregierung zur Bildung für eine nachhaltige Entwicklung aus dem Jahr 2001 belegt, dass Bildung für eine nachhaltige Entwicklung als integratives Bildungskonzept schon in allen Bildungsbereichen – allerdings in unterschiedlicher Intensität – präsent ist und von einer Vielzahl von Akteuren aus Administrationen, Nichtregierungsorganisationen sowie aus verschiedenen Politikfeldern unterstützt und gefördert wird. Sowohl in Bezug auf die Integration des Leitbildes in alle Ebenen des Bildungssystems als auch hinsichtlich der Förderung der Grundbildung als zentraler Dimension einer Nachhaltigkeitsstrategie kann an vielfältige Aktivitäten und Maßnahmen angeknüpft werden, die im Verlaufe der letzten Jahre in die Wege geleitet wurden, wie zum Beispiel das Bund-Länder-Modellprogramm „BLK 21″ wie auch „Transfer 21″ und die 160 deutschen UNESCO-Projektschulen.

In Bayern dient seit Oktober 2002 der Arbeitskreis „Bildung für Nachhaltige Entwicklung“ in der Umsetzung der UN-Dekade auf Landesebene als Informations-, Multiplikations- und Bündelungsforum. Im März 2009 erschien nun der Bayerische Aktionsplan „Akteure, Wege, Perspektiven – Bildung für nachhaltige Entwicklung in Bayern“. Der Aktionsplan stellt die wichtigsten Akteure vor, zeigt Wege der Bildung für nachhaltige Entwicklung in Bayern auf und skizziert die Perspektiven in den verschiedenen Bildungsbereichen. Der Aktionsplan soll kontinuierlich fortgeschrieben werden.

Die Dekade befindet sich nun in ihrer zweiten Hälfte. Wir sollten nun in der Umweltstadt Augsburg endlich handeln und uns an der Dekade aktiv beteiligen.

Die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN stellt daher folgenden

Antrag:

  1. Die Stadt Augsburg begrüßt die Entscheidung der UN-Vollversammlung, mit der Ausrufung der Weltdekade der Förderung der Bildung für eine nachhaltige Entwicklung höchste Priorität in der Bildungspolitik einzuräumen.
  2. Die Stadt Augsburg soll sich für die Vermittlung eines umfassenden Nachhaltigkeitsbegriffs einzusetzen, der die Interdependenz von Ökologie, sozialer Gerechtigkeit und wirtschaftlicher Leistungsfähigkeit verdeutlicht, und dabei insbesondere auch den verantwortlichen Umgang mit natürlichen Ressourcen und die Bedeutung von Zukunftstechnologien für eine nachhaltige Entwicklung herauszustellen.
  3. Die Stadt Augsburg ist aufgefordert, sich an diesem Prozess zu beteiligen und insbesondere in enger Abstimmung zwischen Umwelt- und Bildungsreferat eigene Beiträge für die Weltdekade „Bildung für eine nachhaltige Entwicklung“ zu entwickeln. Dabei soll auch die Bedeutung der kulturellen Bildung betont werden.
  4. Die Stadt Augsburg soll im Rahmen ihrer Möglichkeiten dafür Sorge zu tragen, dass die im Rahmen des Bund-Länder-Modellprogramms „BLK 21″ wie „Transfer 21″ generierten Ergebnisse einschließlich innovativer Unterrichtsmaterialien, Organisations- und Beteiligungsmodellen, curricularer Bausteine sowie Fortbildungskonzepte für Lehrende und Multiplikatoren auch in der Breite wirksam und in den Schulen vor Ort verankert werden. Gegebenenfalls sollten hierzu auch zusätzliche LehrerInnenstunden zur Verfügung gestellt werden.
  5. Darüber hinaus sollten entwicklungspolitische Aspekte bei der Bildung für nachhaltige Entwicklung in Deutschland mit der Förderung des Bewusstseins für die globalen Auswirkungen eigenen Handelns verbunden werden. Dies beinhaltet auch die Vermittlung einer Verantwortung Deutschlands und seiner Bürgerinnen und Bürger für nachhaltige Produktions- und Konsummustern in Industrieländern.

Mit freundlichen Grüßen

Reiner Erben                                  Martina Wild                               Christian Moravcik
Fraktionsvorsitzender              stv. Fraktionsvorsitzende       Stadtrat

Beteiligte Personen