von Martina Wild

Die Digitalisierung verändert auch das Lehren und Lernen im Bildungsbereich. Für alle Beteiligten bedeutet das, mit ganz neuen pädagogischen Herausforderungen konfrontiert zu werden. Zugleich stellen sich neue Anforderungen an die Ausstattung der Bildungseinrichtungen und Klassenzimmer, neue Arbeitsmittel wie digitale Geräte und Medien werden zur Verfügung zu stellen sein. Im Mittelpunkt stehen die Fragen: Was bedeutet Digitalisierung für die Bildung der Zukunft? Wie können Lernende und Lehrende von den Möglichkeiten der Digitalisierung profitieren? Und wo ist Vorsicht geboten? Wie gehen wir mit den unterschiedlichen Bildungsorten jeweils um? Fragen nach den Folgen, Chancen und Risiken der Digitalisierung berühren den pädagogischen Alltag aller Bildungseinrichtungen.

Digitalkunde in die Lehrpläne

Wir lernen nicht für die Schule sondern für das Leben. Wenn neue Techniken und Medien das Leben bestimmen, kann Schule nicht bleiben wie sie ist. Sie muss diese Themen aufgreifen und den Schüler*innen die entsprechenden Kompetenzen vermitteln. Dazu gehört es, Fakten von Fake News zu unterscheiden, zu wissen, wie soziale Netzwerke funktionieren und wie man sich sicher im Netz bewegt. Zu reflektieren, welche Möglichkeiten, aber auch Gefahren dort warten und zu lernen, wie man sich zum Beispiel gegen Cyber-Mobbing wehrt. Wir wollen, dass junge Menschen gut auf das digitale Zeitalter vorbereitet werden. Sie sollen souverän und verantwortungsvoll mit digitalen Medien umgehen, Informationen einordnen und bewerten können.

Kommunale Medienentwicklungskonzepte entwickeln

Die Stadt Augsburg braucht ein Gesamtkonzept zur Digitalisierung von Schulen und Bildungseinrichtungen. Dies muss sowohl die Ziele und Standards für eine Digitalisierungs- und Medienentwicklungskonzeption benennen als auch die nötigen Umsetzungsschritte, den zeitlichen Rahmen und die hierfür benötigten finanziellen und personellen Mittel. Hierbei müssen selbstverständlich die Schulen einbezogen werden, die wiederum einzelne Medienentwicklungspläne und Profile erarbeiten.

Qualifiziertes Personal

Um Medienkompetenz, Künstliche Intelligenz, maschinelles Lernen und Informatik vermitteln zu können, brauchen wir entsprechend ausgebildete Pädagog*innen. Die Aus- und Weiterbildung der Lehrer*innen muss da- für dem digitalen Zeitalter angepasst werden. Nur dann können die Chancen, die sich durch die Nutzung digitaler Medien für Lehren und Lernen ergeben, auch genutzt werden.

Chancen- und Bildungsgerechtigkeit in der digitalen Welt

Die Bürger*innen wollen endlich einen Aufbruch für gute, moderne und ganztägige Schulangebote, die selbstverständlich heute die digitale Welt mit einbeziehen. Von diesem Aufbruch sollen alle Schüler*innen profitieren – unabhängig von Herkunft, Einkommen und Bildung der Eltern. Bisher trägt die Digitalisierung aber zur Verschärfung der Ungleichheiten bei. Es darf nicht sein, dass gerade Schulen in schwierigen Lagen bei der digitalen Ausstattung hinterher hinken und deren Lehrer*innen, weil sie eh schon viele andere Herausforderungen meistern müssen, die Chancen der Digitalisierung mit den Kindern weniger nutzen. Wir wollen daher die Schulen entschlossener unterstützen, um allen Lehrer*innen das Lehren und allen Schüler*innen das Lernen für die digitale Welt zu ermöglichen: durch eine zeitgemäße und flächendeckende digitale Schulausstattung, aber auch durch mehr pädagogisches Personal und mehr Geld gerade für Schulen in benachteiligten Stadtquartieren.

Voraussetzung Infrastruktur

Klar ist: Ohne schnelle Datenleitungen sowie zeitgemäße und leistungsfähige Ausstattung der Schulen geht gar nichts. Unsere Schulen brauchen deshalb insbesondere: Einen Anschluss an das Breitbandnetz, eine flächendeckende Netzinfrastruktur für das komplette Schulgebäude, eine Ausstattung mit digitalen Endgeräten und digitalen Lehr- und Lernmedien. Zukünftig ist zudem IT-Personal nötig, das dafür sorgt, dass diese Technik auch funktioniert – statt wie bisher eine Lehrkraft zusätzlich mit dieser Aufgabe zu betrauen.

Digitalisierung als Gemeinschaftsaufgabe

Die Finanzierung dieser Zukunftsaufgabe darf nicht allein den Kommunen überlassen werden. Und es darf nicht von der Finanzkraft der jeweiligen Kommune abhängen, ob und wie die Digitalisierung in den Schulen überhaupt umgesetzt werden kann. Freistaat und Bund müssen die Kommunen daher finanziell massiv unterstützen. Wir brauchen klare und mit ausreichenden finanziellen Mitteln ausgestattete Förderprogramme. Ob die bisher in Aussicht gestellten Programme – die Bundesförderprogramme DigitalPakt Schule sowie die Bayerischen Förderprogramme BAYERN DIGITAL II – hierfür ausreichen, darf bezweifelt werden. Denn Digitalisierung ist nicht zeitlich begrenzt. Zudem ist endlich das Bayerische Schulfinanzierungsgesetz an die Voraussetzungen des Internet- und Computerzeitalter anzupassen.

Alle Bildungsorte in den Blick nehmen

Im Mittelpunkt der Debatten steht derzeit die Digitalisierung von Schule. Die digitale Transformation betrifft selbstverständlich alle Bildungsstufen – von der frühkindlichen Bildung bis zum lebenslangen Lernen. Daher sind auch für Kindergärten, Jugendtreffs oder die vhs pädagogisch qualitätsvolle und technisch adäquate Medienkonzepte zu entwickeln. Auch die Augsburger Museen sind in den digitalen Wandel mit einzubeziehen, um ein breiteres Publikum, v.a. auch ein jüngeres Publikum einzuladen, in einen aktiven Dialog mit ihnen zu treten. Über soziale Medien lassen sich Zugänge innerhalb der Vermittlungs-, Sammlungs- und Ausstellungsaktivitäten schaffen – angefangen von der Nutzung digitaler Datenbanken, über Besuchervotings für Exponate bis hin zu CoKuratorenschaft bei der Erarbeitung von Ausstellungen, auch unter Einbeziehung von Schulen.

 

zum Artikel in Stadtgrün 6 „Digitalisierung“

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