Von STEPHANIE SCHUHKNECHT

Die Art wie wir bauen ist eine zentrale Stellschraube, um unsere Klimaziele zu erreichen und um die Folgen der Erderwärmung in den Städten abzufedern. Daher muss jetzt beim Bauen und Planen von Gebäuden umgedacht werden: Wir brauchen ein ressourcenschonendes und nachhaltiges Vorgehen. Doch wie kann das für diesen Sektor erreicht werden? Auf Landesebene kommt hier die Idee einer Internationalen Bauausstellung ins Spiel, um innovative Konzepte voranzubringen.

Zukunftsfragen angehen mit einer IBA in Bayern! Aber was ist das? Eine Internationale Bauausstellung (IBA) ist ein Instrument, um innovative Lösungen für drängende Herausforderungen in der Stadt- und Regionalentwicklung zu finden, die mehr als nur Bauen oder Ausstellungen sind. Es werden Vorschläge für zeitgemäße, innovative Bauprojekte mit internationalen Impulsen entwickelt und dabei soziale, kulturelle und ökologische Aufgaben der Bau- und Stadtplanung bearbeitet. Eine IBA ist auf einen Zeitraum von zehn Jahren angesetzt, daher kann man sie zurecht als ein Reallabor und einen Think Tank für Zukunftsfragen ansehen. Gerade in Bayern ist dies dringend nötig: Während unsere Metropolregionen unter Wohnungsmangel und Verkehrsproblemen leiden, kämpfen ländlichere Kommunen mit Problemen wie Abwanderung, Zersiedelung und mangelnder Anbindung. Mit einer IBA können Bayerns Städte und Regionen zu Schauplätzen für Alternativlösungen bezüglich Organisation, Kommunikation, Budgets und Wissen werden. Eine IBA macht Herausforderungen zu Chancen.

IBA in der Metropolregion München
Für München gibt es bereits erste Schritte hin zu einer IBA: Auf Grundlage der erfolgreichen Machbarkeitsstudie wurde 2019 beschlossen, die nötigen Schritte zur Durchführung einer IBA zu ergreifen. Der Verein Europäische Metropolregion München (EMM e. V.) bietet eine geeignete Plattform für die Planung. Daraufhin wurde die Arbeitsgruppe IBA beim EMM e. V. gegründet, welche nun in verschiedenen Projektgruppen die konkrete Durchführung der IBA in Zusammenarbeit mit Partner*innen aus Politik, Wirtschaft, Zivilgesellschaft und Forschung plant.

Im Rahmen der IBA wird das Thema Mobilität in der Metropolregion München polyzentrisch entwickelt, um vielfältige Entwicklungs- und Teilhabechancen zu ermöglichen. Die IBA Metropolregion München wird rein kommunal als neue Form der regionalen Arbeitsteilung getragen. Sie ist ein Zeichen für den Gestaltungswillen und die Gestaltungskraft in der Metropolregion. Die Mobilitätsprojekte werden zu Leuchttürmen der Metropolregion mit internationaler Ausstrahlung entwickelt und etablieren die Region zu einer Marke der Innovation und Zusammenarbeit. Auch Augsburg wird von lokalen und internationalen Fachleuten aus Forschung, Stadt- und Verkehrsplanung, Architektur und Landschaftsarchitektur, Informatik und vielem mehr lernen und profitieren können und zeigen, wie die Zukunftsaufgaben klimagerecht und nachhaltig gelöst werden können.

Die langfristigen Aufgaben fest im Blick unterstützt die IBA nachhaltige regionale Wertschöpfung, soziale Teilhabe und Zusammenleben, Klimaanpassung und Ressourcenschutz. Die Zukunft der Mobilität in der Metropolregion kann nur gemeinsam gestaltet werden. Die Kommunen, Menschen und Unternehmen bringen Ideen ein und formen so die neue Mobilitätskultur.

Eine neue Mobilitätskultur für jeden
Die Münchner IBA ist also mehr als nur ein spezifisches Bauprojekt. Mobilität wird im weiten Sinne sozial, räumlich, gestalterisch, ökologisch, ökonomisch, technisch, organisatorisch und kulturell gedacht. Der Grundgedanke bei diesem Projekt ist, dass der Mensch in den Mittelpunkt der Entwicklungen gestellt wird und soziale Teilhabe sowie Entfaltungsmöglichkeiten in jeder Gemeinde angeboten werden. Das Thema Mobilität wird im Rahmen der IBA auf allen Ebenen entwickelt werden und dazu zählt auch das individuelle Mobilitäts- verhalten. Nach dem Motto „ich | wir | zusammen“ soll der Wandel der regionalen Mobilitätskultur auf allen Ebenen spürbare Effekte haben: für die Menschen, für Unternehmen und für die Umwelt. Zusammen, durch Kooperation und Allianzen, werden Programme und Strategien für eine zukunftsfähige Metropolregion entwickelt, die durch vernetzte Mobilität, Schnellradwege, neue öffentliche Verkehrskonzepte und verbindende Landschaftsräume ein neues Bild für die Metropolregion München und damit auch für Augsburg schaffen. Quartier- bezogene Mobilitätskonzepte zeigen neue Wege für das Wohnen, Arbeiten und Leben für uns in Bayern und durch kurze Wege werden öffentliche Freiräume und Landschaften zu unseren Leuchttürmen der Region.

Jede*r kann Teil der IBA werden und durch Experimente und Aktivitäten in Zusammenarbeit mit anderen zu einer neuen Mobilitätskultur und zu innovativen Mobilitätslösungen beitragen. Mobilität wird erlebbar und sichtbar für alle durch innovative Mobilitätskonzepte, über Kommunikation und durch Kultur und Festivals an allen Orten der Metropolregion München. Jede*r mit einer Idee für eine IBA, kann sich melden und selbst beteiligen und somit eine umfassende IBA gestalten, die bayernweit für Innovationen sorgt.

Innovative Quartiersentwicklung – auch für Augsburg
Auch in Augsburg gibt es mit der Stadtentwicklung Haunstetten bereits ein konkretes Projekt, das sich ebenfalls gut für eine IBA eignen würde: Im Südwesten des Stadtteils soll in den nächsten Jahren ein neues, innovatives Stadtquartier mit ausgedehnten Grün- und Freiflächen entstehen. Langfristig sollen hier 10.000 Menschen ein neues Zuhause finden, zusätzlich sollen hier auch 5.000 Arbeitsplätze angesiedelt sein. Mittels einer IBA könnte hier gezeigt werden, wie die Entwicklung von Quartieren der Zukunft funktionieren kann. Augsburg würde ein derartiges Projekt auch gut zu Gesicht stehen: Von der ehemaligen Textilstadt hin zur modernen Großstadt hat sich Augsburg schon in seiner Geschichte als sehr wandlungsfähig gezeigt. Nun wäre es an der Zeit bei der Stadtentwicklung konsequent die nächsten Schritte zu machen und neue Viertel so zu denken, dass sie Antworten auf die Probleme liefern, mit denen urbane Räume konfrontiert sind.

(FÜR DIE INHALTE IST DIE LANDTAGSABGEORDNETE STEPHANIE SCHUHKNECHT VERANTWORTLICH)

in: Stadtgrün 10: Stadtentwicklung & Mobilität

Beteiligte Personen