— von Stephanie Schuhknecht und Antje Seubert

Die in zweijähriger Arbeit errungene Tarifreform unterlag zwei Bedingungen, die die Verhandlungen sehr erschwerten: Es sollten keine Mehrkosten für den AVV und die ihn tragenden Gebietskörperschaften entstehen und alle Entscheidungen mussten einstimmig getroffen werden. Kostenneutralität und Einstimmigkeitsprinzip – beides Bremsklötze für eine innovative und attraktive Nahverkehrspolitik. Dennoch konnten aus unserer Sicht wichtige Ziele der Reform erreicht werden: Vereinfachung sowohl der Tarifzonen- als auch der Preisstruktur, um mehr Menschen dauerhaft zum Umstieg auf den ÖPNV zu bewegen.

Neustrukturierung der Tarifzonen

Aus einem komplizierten Geflecht von fast 40 Teilringen werden 7 geschlossene Ringe und 5 Erweiterungsringe im Norden. Innerhalb der Ringe 10+20 wird jenseits der Abos die Zonengrenze abgeschafft, sodass ein größerer „Innenraum“ entsteht. Im Gegenzug wird ein Kurzstreckenticket eingeführt, mit dem man bis zu 4 Haltestellen weit fahren kann. Die Abschaffung der Zonenunterscheidung im Stadtgebiet war und ist im Übrigen eine Forderung, die auch im Grünen Wahlprogramm steht. Neben der Vereinfachung hat dies auch einen ganz handfesten Grund: Durch den neuen Innenraum entfällt für Parkplatz-Suchende (egal ob PendlerInnen oder BesucherInnen) der Anreiz, innerhalb der Zone 10 zu parken (wie beispielsweise häufig im Antonsviertel).

Peisgestaltung mit neuen Abostrukturen

Bei der Preisgestaltung gilt das Prinzip: Einzelfahrscheine werden teurer, Abos bleiben gleich oder werden billiger. Größte Neuerung sind dabei die vereinfachten Abostrukturen von nunmehr drei Kategorien: Sparabo – Basisabo und Premium-Abo. Das Sparabo kostet beispielsweise im Stadtgebiet Augsburg in Zukunft 30.-€ statt wie bisher 40.-€, und ist damit für 1€ am Tag erhältlich (365,-€ Jahresticket). Das Basisabo bleibt in Augsburg gleich, im gesamten Tarifgebiet kommt es darauf an, welche konkrete Strecke man fährt. Grundsätzlich gilt aber: ab Zone 50 wird es für alle NutzerInnen deutlich günstiger und wer nach der Reform mehr bezahlt als zuvor, bekommt im Gegenzug eine deutliche Ausweitung des Gültigkeitsbereichs seines Tickets. Teurer wird es für Abokunden, die bisher nur kurze Strecken innerhalb der Zonen 20 bis 40 zurückgelegt haben. In diesen Fällen bringt die Preissteigerung aber ebenfalls ein deutlich größeres Gültigkeitsgebiet mit sich. Im Bezug auf die Zonen 10+20 gibt es bei den Gelegenheitsfahrern die größten Verlierer. Denn wer sich bisher nur innerhalb der Zone 10 bewegt hat, muss zukünftig trotzdem für den gesamten Innenraum bezahlen, also 2,90€ statt 1,45€. Zumindest ein bisschen sparen kann, wer zukünftig die Streifenkarte in der App kauft. Dort ist sie 0,50€ billiger als am Automaten. Laut AVV sind ca. 300 von insgesamt 10.000 AbonnentInnen von Preissteigerungen bei den Abos betroffen und ca. 25% der Kunden allgemein. Für 74% wird es billiger oder der Preis bleibt gleich. Fazit Der neue AVV-Tarif ist ein Kompromiss, der viele Verbesserungen bringt, aber natürlich noch längst nicht alle unsere Forderungen erfüllt. Die Tarifreform bringt für Abonnenten deutliche Anreize auf den ÖPNV umzusteigen. Außerdem wird ein einfacheres System etabliert, bei dem zukünftig nur noch die Zeiteinschränkung (ab 9 Uhr) schrittweise entfallen muss, um ein „echtes“ 365€-Ticket zu bekommen. Eine ausführliche Stellungnahme der GRÜNEN Stadtratsfraktion findet sich unter: http://gruenlink.de/1cwm

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Beteiligte Personen