Bei den städtischen Hallenbädern besteht seit Jahren baulicher Handlungsbedarf. In den vergangenen Jahrzehnten wurde ähnlich wie in den Schulen zu wenig investiert. Der Bäderbelegungsplan zeigt eine 100%ige Auslastung des Spickelbads, was zeigt: Das Spickelbad übernimmt im Stadtgebiet eine wichtige Aufgabe der Daseinsvorsorge. Nun liegt dem Sportausschuss am Montag, 10. Juli, der Beschluss zum Neubau vor. Anlass für uns, einen Überblick und Faktencheck zu erstellen:
Eckdaten zum Spickelbad:
- Das Spickelbad wurde 1972 erbaut und ist damit inzwischen über 50 Jahre in Betrieb. 2014/2015 fand eine teilweise Sanierung und Modernisierung der Nebenräume und Gastronomie statt.
- Es gibt zwei Schwimmbecken: Eines mit den Maßen 25m x 16,66m (Tiefe: 1,30 bis 2 Meter) mit absenkbarem Hubboden, und ein Lehrschwimmbecken (8m x 16,66m, Tiefe: 0,80-1,20 Meter).
- Das Freibad “Fribbe” gehört zur Anlage des Spickelbads.
- Das Spickelbad wird für Schwimmunterricht genutzt und hat eine essentielle Funktion als Lehrschwimmbad für Augsburg.
Wie ist der bauliche Zustand des Spickelbads?
- Das Dach und der Beton zeigen Schäden auf, die eine umfassende Sanierung erforderlich machen.
- Es liegt ein Ölschaden im Keller vor: Dabei ist nicht identifizierbar, woher das Öl kommt. Bei (Stark-)Regen und aufgrund von gestiegenen Grundwasser besteht immer wieder die Gefahr, dass Öl eintritt. Bei einem Neubau kann ein Öleintritt verhindert werden.
- Im Bestand findet sich eine Belastung durch diverse Schadstoffe.
Neubau vs. Sanierung – eine Gegenüberstellung
- Ein Neubau könnte dem heutigen Bedarf entsprechend konzipiert und optimiert werden, sodass die neuesten Anforderungen an Technik und Statik erfüllt werden. Dies und auch wesentliche strukturelle und bauliche Mängel am Gebäude könnten auch durch eine Generalsanierung nicht behoben werden.
- Ein Neubau böte Möglichkeiten zur Gestaltung. So kann die Planung aktuellen Anforderungen (bspw. an Technik und Sicherheit) entsprechen und den Bedürfnissen der Augsburger*innen, sowie Schulen und Vereinen angepasst werden. Im Rahmen eines Architekturwettbewerb könnten mehrere Modelle und unterschiedliche Konzepte eingereicht werden. Dieser Gestaltungsspielraum ist bei Sanierungen generell nicht gegeben.
- Die Bauzeiten (und somit auch der Wegfall an Wasserflächen) wären bei Sanierung und Neubau nahezu identisch.
- Bei einem Neubau müsste nach Augsburger Vorschrift der Energiestandarf KfW Energieeffizienzgebäude 40 eingehalten werden. Dies würde für eine klimafreundlichen Betrieb und geringere Betriebskosten sorgen. Die Kombination verschiedener baulicher und technischer Maßnahmen, Heizung, Lüftung und Dämmung sowie der Einsatz erneuerbarer Energien könnten beim Neubau von Anfang an optimiert konzipiert werden. Hingegen ist eine Sanierung der Betonbauteile wirtschaftlich und energetisch nicht sinnvoll.
- Für einen Neubau könnten Fördergelder beantragt werden. Die Kosten für eine Sanierung sind nicht kalkulierbar, da bei Sanierungen oftmals erst im Prozess Herausforderungen zu Tage kommen.
Und was kostet das Ganze?
- Ein Neubau würde geringfügig mehr kosten als eine Sanierung. Dabei sind Gastro, Sauna und Hubboden im Becken bereits in der Kostenschätzung enthalten: Neubau 28,3 Mio.€ vs. Sanierung 27,8 Mio.€. Der Neubau ist somit 1,51% teurer als eine Sanierung.
- Die erforderlichen Mittel sind bereits zu einem großen Teil im Haushalt hinterlegt. Der Rest kann nach Rücksprache mit dem Finanzreferat im Haushalt eingestellt werden.
- Eine Förderung nach dem Finanzausgleichsgesetz und eine Städtebauförderung (Neues Bundesprogramm Sport, Jugend, Kultur) schließen sich nicht aus.
Was ist der Zeitplan?
- Die Fertigstellung eines Neubaus wäre bis 2030 realisierbar.
- Das Freibad “Fribbe” könnte während des Neubaus geöffnet bleiben, sodass im Sommer die Freizeit- und Schwimmmöglichkeiten für die Stadt und das Viertel erhalten blieben.
Und was ist mit dem 50-Meter-Becken?
- Ein 50-Meter-Becken ist wichtig für den Schwimmsport in Augsburg. Die Suche nach und Planung an einem geeigneten Standort solle jedoch, so ein Beschluss des Sportausschusses im Jahr 2022, unabhängig vom Sport- und Bäderentwicklungsplan erfolgen. Im weiteren soll ein 50-Meter-Becken an anderen Standorten geprüft werden.
- Das Spickelbad wird dementsprechend unabhängig von einem 50-Meter-Becken geplant. Dies ermöglicht eine schnellere Umsetzung der Baumaßnahmen. So sind die Wasserflächen des Spickelbads für die Augsburger*innen so schnell wie möglich wieder verfügbar.
Fazit:
Die Untersuchung des Hochbauamts hat ergeben: Der Bau des Spickelbads ist aus wirtschaftlichen, energetischen, statischen und technischen Gründen nicht erhaltenswert. Ein Neubau wäre über die gesamte Nutzungsdauer deutlich nachhaltiger und umweltfreundlicher als eine Sanierung.