von RAPHAEL BRANDMILLER
Ursprünglich in Barcelona entstanden, übernehmen immer mehr Städte quer durch Europa die Idee dieser neuen Verkehrs- und Stadtplanung. Ein Modell auch für Augsburg?

Die Heimat der Superblocks ist Barcelona. Die 2015 frisch gewählte Bürgermeisterin und Aktivistin Ada Colau wollte Stadtpolitik neu denken und beauftragte noch im selben Jahr ein Team aus Politikern und Stadtplanern mit der Entwicklung eines neuen Verkehrskonzepts. Ziel war „Die Rückeroberung des öffentlichen Raums vom Autoverkehr“.

Wir glauben, Superblocks sind der vielversprechendste Ansatz für eine schnelle Mobilitätswende in Augsburg. Die Umsetzung geht wesentlich zügiger als beispielsweise die Einführung autofreier Stadtbezirke. Wenige einfache Mitte wie vereinzelte Durchgangssperren oder das Einrichten von Einbahnstraßen reichen aus, um einen Superblock entstehen zu lassen. Dabei bleibt alles erreichbar. Senior*innen können zum Arzt, Anwohner*innen zu ihrer Wohnung gelangen. Das vereinfacht die Planung immens. Und es entstehen mobilitätsverändernde Effekte:

  • Autos müssen Stadtquartiere umfahren und längere Wege in Kauf nehmen. Gleichzeitig werden die Hauptverkehrsachsen stärker befahren, was Fahrtzeiten für Kfz zusätzlich verlängert. Der motorisierte Individualverkehr (MIV) wird unattraktiver.
  • Durchgangsverkehr in den Superblocks entfällt, Teile des Straßenraums können neu genutzt werden.
  • Radfahrer*innen können Superblocks weiterhin durchqueren, so entwickelt sich ein attraktives, verzweigtes Radwegenetz.

Wir sehen die Superblocks als Anfang einer Entwicklung. Mit ihnen schaffen wir eine Möglichkeit, Verkehrswende schnell erlebbar zu machen, den Menschen die Vorteile von „mehr Mensch und weniger Auto“ auf der Straße zu zeigen. Wir stellen primär das Rad besser, nur bedingt das Auto schlechter und initiieren so eine „Verkehrswende im Kopf“. Besser als jedes Argument, jede Diskussion wirkt das Erleben der positiven Effekte, wenn wir möglichst viele Menschen für eine Mobilitätswende gewinnen möchten. Das zeigt auch die Entwicklung in Barcelona eindrucksvoll: Dort wurden die Superblocks quasi über Nacht eingeführt. Die Proteste waren groß. Heute, nach einigen Jahren des Erlebens, ist die Empörung der Begeisterung gewichen. Menschen leben gerne in Superblocks, viele ziehen bewusst dorthin. Barcelona bewegt sich sogar schon wieder weiter. Die ersten Superblocks haben autofreie Straßen, auf einstigen Kreuzungen sind Spielplätze entstanden. Aus Straßen wird Freiraum, der wieder den Menschen gehört.

Beteiligte Personen