Die Grüne Stadtratsfraktion hat beantragt, die Probleme mit jungen Migranten in Augsburg an der Wurzel zu packen und dabei die Polizei nicht allein zu lassen, sondern als Stadt selbst aktiv zu werden. Cemal Bozoğlu, migrationspolitischer Sprecher: „Die Probleme mit jungen Migranten sind da und werden sich nicht nur durch Polizeiarbeit lösen lassen. Die Polizei muss diesen jungen Männern die Grenzen des Zulässigen aufzeigen. Das ist für die Beamten oft schwer genug, aber die Ursache für das Verhalten der jungen Männer wird damit nicht beseitigt. Die Stadt Augsburg hat mit dem Büro für Migration und dem Kriminalpräventiven Rat und Partnern wie dem Stadtjugendring, Brücke e.V., den Wohlfahrtsverbänden oder Tür an Tür kompetente Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die sich mit Problemlagen von Migranten und gerade jungen Migranten beschäftigen. Wir wollen, dass sich diese Institutionen speziell zu diesem Thema noch stärker austauschen und ein Interventionsteam bilden, das die bisher bereits stattfindende Arbeit unter diesen Blickwinkel stellt und eine spezifische soziale Begleitung organisiert.“

Für die Grüne Fraktion liegen die Ursachen des Problems mit jungen Migranten auch in einer inkonsistenten Flüchtlings- und Integrationspolitik. Cemal Bozoğlu weiter: „Junge Migranten sind nicht automatisch nur durch ihre ausländische Herkunft aggressiv oder kriminell. Viele der jungen Männer sind alleine nach Deutschland gekommen. Bis zur Volljährigkeit werden sie betreut, aber danach sind sie völlig auf sich gestellt, ohne Eltern oder Betreuer, ohne soziales Netz. Für viele Flüchtlingsgruppen ist darüber hinaus der Familiennachzug ausgesetzt. Mit 18 Jahren in einem auch kulturell und sprachlich völlig fremden Land auf sich gestellt zu sein, ist alles andere als leicht. Eigentlich ist völlig klar, dass diese jungen Männer Betreuung bräuchten. Jeder ist für sein persönliches Fehlverhalten selbst verantwortlich. Aber gerade bei jungen Menschen bestehen noch gute Chancen sie auf einen richtigen Weg zu leiten. Die Stadt sollte daher die offensichtlichen Probleme aktiv angehen und im Rahmen ihres Möglichen junge Migranten unterstützen und sozial betreuen.“

Irritiert zeigt sich die Grüne Fraktion über Äußerungen, die ausschließlich Abschreckung und harte Bestrafung als Allheilmittel für diese Probleme sehen. Cemal Bozoğlu abschließend: „Mit einer reinen Abschreckungspolitik, wie manche in der CSU sie fordern, werden wir nichts gewinnen. Der Rechtsstaat muss zeigen, dass er Fehlverhalten nicht toleriert und es bestraft wird, aber aus Erfahrungen anderer Städte wissen wir, dass gerade junge Migranten davon wenig beeindruckt sind und der erzieherische Wert nur sehr gering ist. Das heißt nicht, dass wir darauf verzichten können, aber zusätzlich ist es aus unserer Sicht notwendig auch präventiv über Vertrauens- bzw. Kontaktpersonen dieser jungen Männer an sie ran zu kommen. Bei den geschilderten Fällen geht es darüber hinaus nicht um Schwerstkriminalität, sondern allenfalls um schlechtes Benehmen, Beleidigungen oder allgemein Verhaltensauffälligkeiten. Die jungen Männer brauchen positive Integrationsbeispiele von anderen Männern, die im Idealfall selbst aus den betroffenen Ethnien stammen oder sogar selbst Fluchtgeschichte haben. Nur so bekommen wir das Problem dauerhaft in den Griff.“

Beteiligte Personen