— von Antje Seubert und Dr. Pia Haertinger

„Lebenslanges Lernen“ meint Menschen zu befähigen, sich über ihre Lebensspanne hinweg weiterzubilden, sich für Neues zu interessieren und sich aktiv einzubringen. Menschen erlangen durch ihre Offenheit, Neues zu lernen Teilhabe an ihrem Umfeld, erfahren Freude in der Erweiterung ihres Wissensschatzes, in der Anerkennung ihrer Fähigkeiten und der Weitergabe ihres Wissens. Laut der UNESCO hat lebenslanges Lernen zum Ziel, Menschen zur Bewältigung ihrer Lebensherausforderungen zu befähigen und das möglichst selbstbestimmt. Es geht um die Förderung selbstbewussten und kreativen Handelns im Unterschied zu formalisiertem Lernen in der Schule und anderen Bildungseinrichtungen. Es geht also um ein menschliches Grundbedürfnis.

Lernen so verstanden trägt dazu bei, den Zusammenhalt in der Gesellschaft zu stärken, Bildungsteilhabe zu erhöhen, Ausgrenzung zu vermeiden und den Menschen Chancen zur persönlichen, ihren Begabungen entsprechenden Entwicklungen zu ermöglichen seien sie beruflich oder privat. Freiwilliges und ehrenamtliches Engagement ist so gesehen Lernen. Denn es ist klar, Lernen findet nicht nur an formellen Orten der Bildungsvermittlung sondern auch in Bürgerzentren, Mehrgenerationenhäusern, interkulturellen Gärten, offenen Werkstätten, Repaircafés etc. statt. Aber man kann den Raum noch weiter öffnen und die Stadt mit ihren unzähligen Möglichkeiten als Raum der Begegnung für Experimentierfreude und Kreativität begreifen. So wie das Grand Hotel Cosmopolis als soziales und künstlerisches Projekt. Hier wurde ein Ort geschaffen, der auf beeindruckende Weise zeigt, was Lernen jenseits aller Bildungskanons bedeutet.

Weiterbildung im Berufsleben

Im Berufsleben endet der Bildungsweg schon lange nicht mehr mit der Ausbildung oder dem Studium. Auch nach der Ausbildung behalten Menschen ihr Recht auf Bildung bzw. müssen sich weiterbilden. Weiterbildungsangebote sind für die Wissensgesellschaft im Informationszeitalter unverzichtbar. Die Stadt Augsburg bietet ein umfassendes Fort- und Weiterbildungsangebot und unterstützt somit das Lernen ihrer Mitarbeiter*innen. Die städtische Altenhilfe brachte in Kooperation mit dem Büro für Migration eine interkulturelle Schulung für neue Mitarbeiter*innen und Interessierte auf den Weg. Dies halten wir in Zeiten des Fachkräftemangels und der immer drängenderen Situation in der Pflege für eine hervorragende Maßnahme. Gleiches gilt für die Schulung der Verwaltungsmitarbeiter*innen in Fragen des vielkulturellen Miteinanders. Die Sensibilisierung für die Anliegen von Bürger*innen anderer Kulturkreise und deren angemessene Umsetzung in Behördenhandeln ist nicht hoch genug einzuschätzen – und zwar für beide Seiten. Einander verstehen und Hürden der Kommunikation zu meistern tut allen gut. Zugleich können solche Schulungen das Bewusstsein für die Notwendigkeit von mehr Kolleg*innen ausländischer Herkunft schärfen.

Im letzten STADTGRÜN widmeten wir uns dem Thema „Digitalisierung“. Mit der Bewerbung für das Bundesprogramm „Modellprojekte Smart Cities: Stadtentwicklung und Digitalisierung“ geht Augsburg weiter auf dem Weg des digitalen Wandels, der nach einhelliger Meinung für uns alle die umwälzendste Veränderung seit der industrielen Revolution darstellt. Um diesen Wandel bei der Stadt fundiert zu gestalten, ist es neben den technischen Veränderungen unabdingbar, alle mitzunehmen und zu befähigen, den neuen Anforderungen gewachsen zu sein. Lebenslanges Lernen und berufliche Weiterbildung gehen hier Hand in Hand.

Stadt der aktiven Senior*innen

Ihr “Wissens- und Erfahrungstank” ist ein wichtiger Motor für unser Gemeinwesen. Für die Gruppe der über 65-Jährigen bedeutet Lebenslanges Lernen in aller Regel den Erhalt eines persönlich und sozial befriedigenden Lebens. Sie möchten auch nach ihrer aktiven Zeit im Beruf lernen oder Wissen weitergeben. Augsburg bietet hier ein breites Spektrum an Möglichkeiten und Angeboten vom klassischen vhs Kurs, über das Mitmachen beim Freiwilligenzentrum, den Projekten vom Bündnis für Augsburg, in den Stadtteilzentren, Mehrgenerationen Treffs, Initiativen wie dem “Lebensraum Schwa bencenter” oder einem der vielen Fachforen der Lokalen Agenda. Lebenslanges Lernen darf aber nicht nur etwas für gut situierte Best-Ager sein. Uns ist es ein Anliegen, dass auch Senior*innen mit niedrigen Renten die Chance haben sich zu bilden, zu lernen und das eigene Wissen weiterzugeben. Im Stadtteil Herrenbach gibt es mit dem „Wohnzimmer im Schwabencenter“ einen Anlaufpunkt um Menschen in ihrer direkten Umgebung anzusprechen, zu motivieren und „abzuholen“. Im „Wohnzimmer“ wie anderswo auch, ist es wichtig die Älteren mittels passender Lernangebote bei der Digitalisierung mitzunehmen. Unseres Erachtens treten Senior*innen mit Migrationsgeschichte als Wissensvermittler noch zu wenig in Erscheinung. Dementsprechend wissen wir noch wenig über ihre Vorstellungen vom „Lebenslangen Lernen“. Wir wünschen uns sehr, dass sie ihren “Wissens- und Erfahrungstank” noch stärker einbringen. Damit wir hier miteinander ins Gespräch kommen, ist der städtische Integrationsbeirat unser Ansprechpartner.

 

INTERKULTURELLE GÄRTEN – GROW UP
Voneinander, miteinander, generationsübergreifend lernen
Kleine Gartengrundstücke werden für den Gemüse- und Blumenanbau an Interessierte aus dem Stadtteil und darüber hinaus weitergegeben. Durch die vielkulturelle Gesellschaftsstruktur der Stadt mischen sich Erfahrungen aus unterschiedlichen Kulturen mit generationenübergreifendem Wissen. Die Menschen lernen voneinander, miteinander. Die Beete, die von den Parzellengärtner*innen nach eigenen Vorstellungen bearbeitet werden, sind weder auf eine Form, auf Anbauweisen oder Pflanzensorten festgelegt. Einzig verbindende Elemente sind das Prinzip des ökologischen Landbaus und die Mitwirkung an Gemeinschaftsaktionen zur Gartengestaltung (Quelle Grow Up).

INTERKULTURELLE AK ADEMIE
Verschiedene Partner*innen bringen Ihren jeweiligen Input mit
Die Partner der Akademie, Kulturhaus Kresslesmühle, Volkshochschule Augsburg und Mesopotamien Verein, haben in der Vergangenheit eine Vielzahl an Diskussionsrunden, Podiumsdiskussionen und Fachtagungen zu interkulturellen Themen angeboten. Mit dem Wandel der Kresslesmühle hat sich die Interkulturelle Akademie ebenfalls neu aufgestellt. Das Format sticht heraus, da es unterschiedliche Kooperationspartner*innen vereint und dadurch verschiedene Blickwinkel betrachtet.

 

BEITRAG IN STADTGRÜN 7 „BILDUNG“

 

Beteiligte Personen