Heute sind in Augsburg neue Stolpersteine verlegt worden, um an die Opfer der NS-Zeit zu erinnern. Diese Gedenktafeln aus Messing werden u.a. vor den letzten freiwilligen Wohnorten der Opfer im Gehweg eingelassen. Das Konzept geht zurück auf Gunter Demnig.

Die Absicht des Künstlers ist es unter anderem, den Menschen, die während des Nationalsozialismus zu Nummern in Konzentrationslagern degradiert wurden, ihre Namen zurückzugeben. Das Bücken, um die Texte auf den Stolpersteinen zu lesen, wird symbolisch als Verbeugung vor den Opfern interpretiert. Durch die Markierung der „Tatorte von Deportationen“, die oft mitten in dicht besiedelten Gebieten liegen, wird gleichzeitig die Schutzbehauptung einiger Zeitzeugen, nichts von den Deportationen bemerkt zu haben, in Frage gestellt.

Am 21.06.2023 wurden Stolpersteine im Beisein unserer Stadträt*innen verlegt, um an folgende Personen zu erinnern:

  • Andreas Reichart, geboren am 30.10.1891 in Augsburg, war ein Friseurmeister und ein Opfer des Nationalsozialismus. Andreas Reichart wurde zum Tode verurteilt, weil er sich in einer Gaststätte in Pfersee offen geäußert hatte. Nach mehreren Gefängniswechseln wurde er am15. 12.1943 zum Tode verurteilt. Er starb am 27.12.1943 im Strafgefängnis Tegel. Reichart wurde 1943 tot in seiner Zelle aufgefunden und als Selbstmord betitelt. Seine Hände waren dabei gefesselt. Der Stolperstein soll an der Uhlandstraße 1, die Adresse seines Friseursalons, verlegt werden.
  • Ludwig Hofmann, geboren am 27.01.1910, war ein Hilfsarbeiter. Er fiel der „dezentralen Euthanasie“ zum Opfer. Nach einem Arbeitsunfall wurde er mehrfach in eine „Heil- und Pflegeanstalt“ eingewiesen, wo er zwangssterilisiert, entmündigt und Elektroschockbehandlungen unterzogen wurde. Ludwig unternahm mindestens drei Fluchtversuche aus Irsee und wurde nach jeder erneuten Festsetzung für 14 Tage isoliert. Ludwig Hofmann verstarb am 23.01.1945 aufgrund von Vernachlässigung, Hungerkost und einer Überdosierung von Medikamenten in der Anstalt in Irsee. Der Stolperstein soll an der Schützenstraße 14, seinem letzten freiwilligen Wohnsitz, verlegt werden.
  • Maria Anna Rupp, geboren am 8.4.1883 in Wertingen, wurde am 19.04.1945 in der „Heil- und Pflegeanstalt Kaufbeuren“ ermordet. Als vermutetes Opfer der „dezentralen Euthanasie“ wurde ihre Behandlung vernachlässigt, erhielt Entzugskost und starb mitunter an einer tödlichen Überdosis von Medikamenten. Der Stolperstein wird an der Äußeren Uferstraße 12 verlegt, einem der mehrmals gewechselten Wohnorte in Augsburg.
  • Gustav Slabe, geboren am 25.12.1902 in Marburg an der Lahn, starb am 16.10.1941 im KZ Dachau. Er wurde aufgrund des „Grundlegenden Erlaßes zur vorbeugenden Verbrechensbekämpfung durch die Polizei“ inhaftiert und später ins KZ Dachau gebracht, wo er 1941 qualvoll starb. Sein letzter Wohnsitz war in Augsburg, in der Neuburger Straße 45, und dort wird der Stolperstein verlegt.

Die gesamten Biografien und die Leiden der Opfer auf der Webseite Gedenkbuch Augsburg ➚.

Die Verlegung dieser Stolpersteine dient als Erinnerung an die schrecklichen Verbrechen der NS-Zeit und ruft uns das Leiden und die Grausamkeit vor Augen, die Menschen wie Andreas Reichart, Ludwig Hofmann, Maria Anna Rupp und Gustav Slabe erfahren mussten. Es ist wichtig, diese Erinnerung wachzuhalten, um sicherzustellen, dass sich solche Verbrechen niemals wiederholen.