Am 11.07.2022 wird im Sportausschuss über einen Vorschlag zur Änderung des Entgeltverzeichnisses – also der Preisstruktur – für städtische Bäder abgestimmt. Ja, die Preise werden erhöht – doch dies ist schon lange überfällig und leider nicht zu vermeiden. Aufgrund der aktuellen Debatte haben wir hier einen Themencheck vorbereitet, der hoffentlich ein bisschen mehr Klarheit darüber bringt, was der Grund für die Preiserhöhung ist und was für positive Neuerungen das Preissystem mit sich bringt, die bei der Debatte nicht übersehen werden dürfen. Diese werden einen nachhaltigen, positiven Effekt auf alle Schwimminteressierten in unserer Stadt haben. 

Warum wurden die Preise der städtischen Bäder überhaupt erhöht? 

Mehr als 10 Jahre lang sind die Eintrittspreise für die Bäder der Stadt Augsburg nahezu unverändert geblieben. Lediglich 2014 wurde das Kurzzeitticket eingeführt, ohne die Mehrzahl der übrigen Entgelte zu erhöhen. Preiserhöhungen sind aber leider wegen der deutlich gestiegenen Material-, Betriebs-, Personal- und vor allem Energiekosten unvermeidbar. Seit 2015 haben sich die Energiekosten um mehr als 400.000 € erhöht, ohne dass eine Preisanpassung stattfand. Die Corona-Pandemie hat die betriebswirtschaftliche Situation der Bäder zudem stark belastet. Sie brachte einen Betrieb mit deutlich höherem Aufwand, stark begrenzten Besucherzahlen sowie phasenweise Komplettschließungen mit sich. Das Defizit der Bäder ist angesichts der gleich gebliebenen Preise in den vergangenen Jahren prozentual kontinuierlich gestiegen. Auch mit den neuen Tarifen deckt der Eintrittspreis nur einen Teil der tatsächlichen Kosten ab. Nicht vergessen werden darf zudem, dass die Stadt im Bereich des Schwimmens in der kommenden Zeit hohe Investitionen tätigen wird. Für einen zweistelligen Millionenbetrag wird das in die Jahre gekommene Spickelbad saniert und somit Wasserfläche erhalten. In die Kompensation des temporären Ausfalls von Wasserflächen während der Sanierungszeit sowie die vertieften Prüfungen in Richtung eines 50-Meter Hallenbades wird ebenfalls Geld fließen. All das trotz knapper Kassen in der Post-Corona-Zeit. Das sind wichtige Erfolge für die Sportszene. Um nun die  Defizite aus dem Betrieb der Bäder in unserer Stadt  zumindest etwas zu verringern und künftigen Kostensteigerungen sowie anstehenden Investitionen bei Badsanierungen Rechnung zu tragen, sind daher moderate Preiserhöhungen notwendig. Damit übernehmen wir Verantwortung für den Erhalt und Ausbau der Sportinfrastruktur in unserer Stadt. Zusätzlich besteht der Wunsch nach einem insgesamt stark vereinfachten Entgeltsystem, das sich übersichtlich darstellen lässt, schnell verstanden werden kann und die bislang zum Teil erheblichen Diskussionen an den Kassen reduziert.

 

Was ist der wesentliche Unterschied in der Neustrukturierung des Tarifsystems? 

  • Die neue Preisstruktur ist wesentlich vereinfacht und gilt für alle städtischen Bäder gleichermaßen (bisher gab es für die einzelnen Bäder und tagesweise unterschiedliche Eintrittspreise). 
  • Die Eintrittskarten berechtigen zukünftig (bis auf den Kurzzeittarif) zu einem Besuch ohne Zeitbeschränkung  (anstatt wie bisher teilweise nur bis zu drei Stunden). 
  • Für Kinder bis 6 Jahren soll der Eintritt von nun an gänzlich frei sein (anstatt wie bisher 0,60 €). Das ist ein Gewinn für alle Familien mit kleinen Kindern!  
  • Die Gruppenkarten ersetzen die bisherigen Familienkarten und berücksichtigen damit zeitgemäße Familien- und Betreuungskonstellationen. 
  • Die Preise werden allgemein moderat erhöht. 

 

Wie gestaltete sich die bisherige Preisstruktur? 

Die bisherige Preisstruktur ist hier abrufbar und war je nach Schwimmbad unterschiedlich. 

Wie gestaltet sich die neue Preisstruktur konkret? 

 

Personenkreis Tarifart Preis Erläuterung 
Kinder bis 6 Jahre frei 
Einzeleintritt Erwachsene 4,50 €
Einzeleintritt vergünstigt  2,80 € Unter den ermäßigten Tarif fallen folgenden Personengruppen jeweils gegen Vorlage der entsprechenden Ausweise/Nachweise. Die Vorlage des Personalausweises kann verlangt werden.

  • Kinder ab 6 bis 18 Jahre
  • Inhaber*innen von Ehrenamtskarten
  • Schwerbehinderte (ab GdB 50)
  • Schüler*innen der allgemeinbildenden und beruflichen Schulen
  • Student*innen
  • Freiwilligendienstleistende (Wehrdienst, BFD, Freiwilliges Soziales Jahr)
  • Rentner*innen bei Grundsicherung im Alter 
  • Bezieher*innen von laufender HLU (Hilfe zum Lebensunterhalt bzw. bei Erwerbsminderung) 
Kurzzeittarif  3,80 € nur bei Hallenbäder
Familienkarte / Gruppenkarte A 9,00 € 1 Erwachsener mit bis zu 3 Kindern und/oder Jugendlichen
Familienkarte / Gruppenkarte B 12,50 € 2 Erwachsene mit bis zu 3 Kindern und/oder Jugendlichen
Feierabendtarif  3,80 € nur bei Freibäder
Begleitperson eines Schwerbehinderten  frei Merkmal „B“ im Behindertenausweis

 

Konkrete Beispiele: 

  • 2 Erwachsene*r + 2 Kinder Ü6 = Gruppenkarte B zu 12,50 €
  • 2 Erwachsene*r + 2 Kinder Ü6 + 2 Kinder U7 = Gruppenkarte B zu 12,50 €
  • 1 Erwachsene*r + 2 Kinder Ü6 = Gruppenkarte A 9,00 €
  • 1 Erwachsene*r + 3 Kinder Ü6 + 1 Kind U7 = Gruppenkarte A 9,00 €
  • 1 Erwachsene*r + 4 Kinder U7 = Einzeltarif Erwachsene 4,50 €
  • 1 Erwachsene*r + 3 Kinder Ü6 = Gruppenkarte B zu 12,50 €

 

Wie sind die Preisstrukturen verglichen zum Umland? 

Insgesamt befinden wir uns mit der dann neuen Augsburger Preisstruktur trotz allem nur im bayerischen Mittelfeld. Ein Vergleich zu anderen Städten zeigt: In den meisten Gemeinden und Kommunen wurde das Familienticket ganz abgeschafft. In einigen Kommunen wird es weiterhin angeboten, aber zu deutlich schlechteren Bedingungen als bei uns, z.B. München  15 -18 € für 1,5 Stunden und 2 Elternteile Mo bis Sa (kein Sonntag, kein Feiertag). Die Stadt Augsburg möchte ein Familien- und Gruppenticket beibehalten. 

Verglichen mit Friedberg und Stadtbergen sind die Tarife für Familien in Augsburg günstiger. So zahlen 2 Erwachsene + 2 Kinder > 6 J. in Augsburg künftig mit der Gruppenkarte B 12,50 € für den ganzen Tag, aber in Friedberg 16,60 € und in Stadtbergen 14,50 € für jeweils nur 3 Stunden. Mehr zu den Tarifen in Friedberg und in Stadtbergen

 

Warum stehen wir als Grüne hinter dem Vorschlag einer geänderten Preisstruktur für die städtischen Bäder in Augsburg? 

Trotz wiederholtem Hinweis wurde in der Vergangenheit bei der Anpassung des Entgeltverzeichnisses zu lange nicht gehandelt. Wir, und auch die CSU als unser Koalitionspartner, stehen voll hinter dem Vorschlag von Kultur- und Sportreferent Jürgen Enninger. Dass die Preise nun teils so stark steigen müssen, liegt allein darin begründet, dass in der vorherigen Stadtratsperiode keine Verantwortung für die notwendige Anpassung der Eintrittspreise übernommen wurde. Der nun bekannte Vorschlag der Verwaltung soll dem Sportausschuss als längst überfällige Diskussionsgrundlage dienen. Klar ist: Wer an der einen Stelle des Tarifssystems Preise senken will, muss sie an anderer Stelle erhöhen. Wir bieten als einige von wenigen Städten überhaupt weiterhin eine Gruppenkarte für Familien an. Durch den kostenlosen Eintritt der Kinder unter sieben Jahren fördern wir Familien mit kleinen Kindern, ganz unabhängig von der Familienkarte. Mit der geänderten Tarifstruktur wird nun endlich den gesellschaftlichen Wandlungsprozessen Rechnung getragen. Hiervon profitieren Familien mit Kindern, und insbesondere Alleinerziehende und alternative Familienkonstellationen wie Patchwork- und Regenbogenfamilien: Denn anders als bei der bisherigen Familienkarte profitieren auch Kinder, die von zwei Vätern, zwei Müttern oder von Onkel, Tante, Oma und Opa ins Bad begleitet werden von den ermäßigten Tarifen der Gruppenkarte. Und auch mit den Geldwertkarten ermäßigen sich die Preise für einen einzelnen Badeintritt um bis zu 15 % – für SWA-City-Mitglieder sogar um bis zu 18 % 

 

Was ebenfalls nicht vergessen werden darf!  

Der Sportausschuss unserer Stadt hat im letzten Jahr 2021 erstmals ermöglicht, dass Kinder und Jugendliche während der gesamten Sommerferien kostenfreien Eintritt in die Bäder der Stadt bekommen. Dieser Beschluss soll für den Sommer 2022 ebenfalls getroffen werden. Dies ist eine wichtige Unterstützung gerade für alle Familien, die im Sommer in der Stadt bleiben. Mit dem Förderprogramm “Augsburger Kinder schwimmen wieder” hingegen unterstützt die Stadt nun die Akteur*innen, die Schwimmkurse für Kinder und Jugendliche anbieten. Auch dieses wichtige Instrument zugunsten unseres Nachwuchses will der Sportausschuss im Jahr 2022 wieder ausrollen.