Anlässlich des Artikels “Corona trifft die Stadtteile unterschiedlich hart” in der Augsburger Allgemeinen vom 8. Mai. 2021 haben wir einen kleinen Faktencheck zusammengetragen, der die Informationskampagne der Stadt Augsburg rund um das Thema Corona und Impfen beleuchtet und auf die Thematik der Infektionszahlen in einzelnen Stadtteilen eingeht. Unsere Quellen beziehen sich auf das Umwelt-/Gesundheitsreferat und das Bildungsreferat.

Von welchen Faktoren werden die Infektionszahlen beeinflusst?

Die Infektionszahlen werden von folgenden Faktoren mitbestimmt:

  • durchschnittliche Haushaltsgröße (nicht die Wohnfläche!)
  • Größe der Wohnung, wenn sie eine Quarantäne oder Isolation von Familienmitgliedern erschwert (mehrere Personen leben auf engem Raum).
  • wirtschaftliche Situation, die darüber entscheidet, ob Menschen sich eine gute medizinische Versorgung mit dem besten Hygienestandard leisten können und wie sie die Arbeitswege zurücklegen.
  • häufige Testmöglichkeiten, die dabei helfen, Infektionsquellen schnell zu erkennen und sie zu durchbrechen. Hat man diese nicht, ist eine Verbreitung wahrscheinlicher.
  • Bildungsstand, der eine wichtige Grundlage dafür ist, dass Menschen sich zielgerichtet Gesundheitsinformationen beschaffen und diese sprachlich wie inhaltlich verstehen können und damit verbunden
  • beruflicher Hintergrund, der darüber entscheidet, ob Menschen die Möglichkeit haben, z.B. im Homeoffice zu arbeiten.

Warum ist der Stadtteil kein wesentlicher Faktor?

Im Rahmen der Analysen wurde festgestellt, dass es in Augsburg keine „Problemstadtteile“ gibt, sondern allenfalls Stadtteile mit besonderen Herausforderungen. Die Augsburger Stadtteile sind meist sehr heterogen bewohnt. In jedem Stadtteil gibt es Viertel mit mehr oder weniger sozialen Herausforderungen (z.B. PLZ 86159, zu der Univiertel, Antonsviertel, Bismarckviertel und das Hochfeld gehören). Deshalb ist bezüglich der Infektionszahlen nicht der Stadtteil oder die PLZ ausschlaggebend, sondern die schon oben genannten Faktoren / Herausforderungen, wie z.B. beruflicher oder wirtschaftlicher Hintergrund, Bildungsstand, Größe der Wohnung etc.

Die rein statistische Betrachtung eines Stadtteils ist nicht zielführend. Vielmehr müssen solche Zahlen genau interpretiert, abgeglichen und über eine rein statistische Betrachtung hinaus ergänzt werden, z.B. mit Feststellungen des Ordnungsdienstes oder Erfahrungswissen.

Die Inzidenzen werden von der Stadt Augsburg nicht nach Stadtteilen aufgeschlüsselt erhoben, da dies keine zuverlässigen Rückschlüsse auf das Infektionsgeschehen zulässt:

  • es liefert lediglich die Aussage, wo die infizierten Menschen wohnen
  • es liefert keine Rückschlüsse darauf, wo sich die Menschen und durch welche Verhaltensweise sie sich angesteckt haben
  • Die Einwohnerzahlen in manchen Stadtteilen sind so gering, dass bereits geringste Schwankungen der Fallzahlen massive Auswirkungen zu einer 7-Tage-Inzidenz haben. Beispielsweise können nur zwölf Fälle pro Woche in Bergheim zu einer 7-Tages-Inzidenz von 446 führen, eine Woche vorher war es z.B. nur ein Fall und die Inzidenz lag bei 37. Solche Schwankungen sind nicht ungewöhnlich, auch in die Gegenrichtung bei dicht besiedelten Stadtteilen.
  • So haben in der Vergangenheit z.B. einzelne Ausbrüche in Pflegeeinrichtungen dazu geführt, dass Stadtteile bzw. Postleitzahlengebiete exorbitant hohe Inzidenzen hatten, während das Infektionsgeschehen im restlichen Stadtteil nicht höher war als anderswo.

Informations- und Impfkampagne in der Stadt Augsburg

Um möglichst viele Menschen zu erreichen, erfolgen die Informationskampagne rund um das Thema Corona und der Aufruf zum Impfen über verschiedenste Kanäle (Presse, Soziale Medien, Website, App Integreat) und Formate (Plakate, Videos, Texte, Anzeigen in Bus/Bahn). Hauptinformationskanal ist die städtische Website, die tagesaktuell und in sechs verschiedenen Sprachen informiert (Englisch, Französisch, Rumänisch, Türkisch, Russisch, Arabisch). Die App Integreat bietet nochmal detaillierte Informationen und Anlaufstellen in 13 Sprachen. Sie steht kostenlos zur Verfügung und ist auch als Web-Version abrufbar.

Zudem gibt es unterschiedliche Hotlines, an die sich Bürger*innen bei Fragen zum Thema Corona wenden können: z.B. 0821 324 4444. Desweiteren gibt es Hotlines für Kitas, Schulen, migrantische Communities und für Asylbewerber*innen. Seit Ende April veröffentlicht die Stadt Augsburg die Impfzahlen zweimal wöchentlich, jeweils mit Nennung der Impfquote und den vorhandenen Registrierungen auf der Warteliste.

Eine Postwurfsendung mit Informationen rund um das Thema Testen, Impfen und die Einhaltung der AHA-L Regelungen zur Verteilung in Stadtteilen mit einer sozioökonomisch “schwachen” Struktur wird im Moment ausgeteilt.

Zudem startet nächste Woche ein Corona-Informations-Mobil, das mehrsprachig und niederschwellig über die Corona-Maßnahmen, Testen und Impfen informiert. Das Corona-Info-Mobil wird federführend vom Büro für gesellschaftliche Integration in Kooperation mit dem Amt für Kita, dem Freiwilligenzentrum sowie weiteren ehrenamtlichen Initiativen organisiert. Als Stationen sind Mehrgenerationentreffs, Vereine, Jugendhäuser, Kitas, Sozialverbände, Asylunterkünfte und zentrale Ort in den Stadtteilen geplant.

Neben den oben genannten Informationskanälen nutzt die Stadtverwaltung auch ihre vorhandenen Netzwerke und Strukturen, um gezielt an die unterschiedlichen migrantischen Communities in unserer Stadt zu kommunizieren und in den Austausch mit den Akteur*innen sowie Bürger*innen mit Migrationshintergrund zu gehen. Eine zentrale Rolle hierbei übernimmt das Büro für gesellschaftliche Integration, bei dem die (mehrsprachigen) Informationen gebündelt und weitergeleitet werden. Der Informationsfluss funktioniert sowohl aus der Stadtverwaltung heraus in die Vereine, als auch von den Vereinen in die Verwaltung.

Immer wieder findet man auf verschiedenen Kanälen und in ganz unterschiedlichen Communities Falschinformationen rund um das Thema Impfen. Unter augsburg.de/impfmythen und in der Integreat App wird deshalb eine mehrsprachige Zusammenstellung der häufigsten Fragen zu den Irrtümern und Falschinformationen rund um die Corona-Impfung aufbereitet. Diese FAQs werden in Kürze auch als Printmedium verfügbar gemacht.

Impfungen in Stadtvierteln mit besonderen Herausforderungen

Ab Donnerstag, 20. Mai, wird in Bayern zwar die Impfpriorisierung aufgehoben. Dies bedeutet aber nicht, dass deshalb gleich jede*r drankommt, der/die sich registriert hat. Zunächst werden die Zweitimpfungen und noch bestehende Wartelisten der anderen Priorisierungsgruppen abgearbeitet.

Impfungen in Stadtvierteln mit besonderen Herausforderungen können damit erst mit Aufhebung der Impfpiorisierung überlegt werden, weil sie vorher rechtlich nicht möglich sind.

Diese dezentralen Impfangebote müssten sich an Menschen mit unterschiedlichen Lebenslagen unabhängig von Alter sowie gesundheitlicher oder beruflicher Situation richten. In einzelnen Bundesländern wurde die Impfpriorisierung für Impfungen in Stadtteilen gezielt aufgehoben. Die schon erfolgte Aufhebung der Impfpriorisierung für den Impfstoff AstraZeneca ist hierbei derzeit nicht zielführend, da die Stadt Augsburg aktuell keine Lieferungen dieses Impfstoffs erhält und dies auch nicht absehbar ist. Sobald es die Impfpriorisierung und die Impfstoffverfügbarkeit zulassen, wird die Stadt in einzelnen Stadtvierteln dezentrale Impfungen durch die mobilen Impfteams des Impfzentrums anbieten.