Status: in Bearbeitung

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,

in der Augsburger Innenstadt gibt es Bereiche, die tagsüber mit dem Fahrrad nur schwer

oder gar nicht erreichbar sind. Die Fußgängerzone mit Annastraße ist bisher nur bis 9 Uhr und ab 20:30 Uhr für den Radverkehr freigegeben. Gleichzeitig ist Lieferverkehr dort bis 11 Uhr erlaubt.

Die Stadt Regensburg hat nach einer einjährigen Testphase im April 2016 ihre Altstadt incl. der Fußgängerzone weitestgehend, ohne zeitliche Beschränkung und dauerhaft für den Radverkehr freigegeben. Diese Maßnahme wurde dort durch die Kampagne „Respekt bewegt – gemeinsam achtsam durch die Altstadt“ begleitet.  Wir stellen daher folgenden

Antrag:

Die Fußgängerzone mit Annastraße wird ohne zeitliche Beschränkung dauerhaft für den Radverkehr freigegeben. Die Verwaltung begleitet diese Maßnahme mit einer Öffentlichkeitskampagne für ein vernünftiges Miteinander von RadfahrerInnen und FußgängerInnen.

Begründung:

Mindestens 22 deutsche Großstädte haben ihre Fußgängerzonen dauerhaft für den Radverkehr freigegeben, darunter auch bayerische Städte wie Aschaffenburg, Erlangen, Würzburg und eben Regensburg.

Die Erfahrungen in diesen Städten sind vergleichbar und kamen in Regensburg zu einem eindeutigen Ergebnis: im Testzeitraum wurde kein einziger Unfall angezeigt und der VÜD konnte nur bei 0,17% der über 17000 kontrollierten RadlerInnen eine Behinderung von FußgängerInnen feststellen. Die Polizei Regensburg stellte darüber hinaus fest, dass der „Lieferverkehr ein deutlich größeres Gefahrenpotenzial für die Fußgänger darstellt, als der neu zugelassene Radverkehr“.

Die begleitende Kampagne (www.respekt-bewegt.de) wurde sehr gut angenommen und hat einen hohen Bekanntheitsgrad erreicht. Gerade gut sichtbare Werbematerialien (Plakate, Piktogramme auf der Straße, Buswerbung oder Sattelschoner) haben die Aufmerksamkeit für die neue Regelung und die Akzeptanz deutlich erhöht.

Durch die Öffnung der Altstadt wurden RadfahrerInnen auch ganz gezielt als KundInnen des dortigen Einzelhandels stärker in den Fokus genommen und für Leute, die die Altstadt nur durchqueren wollten, wurden Umfahrungen dadurch unnötig.

Augsburg hat sich zum Ziel gesetzt, den Radverkehr attraktiver zu machen und den Radverkehrsanteil deutlich und dauerhaft zu erhöhen. „Verbotszonen“ stehen diesem Ziel entgegen und sorgen im Zweifel eher dafür, dass man nicht mit dem Rad in die Innenstadt fährt. Gerade der Innenstadthandel ist jedoch auf Kunden, die mit dem Fahrrad kommen, angewiesen. Umfragen in verschiedenen Städten ergaben, dass Rad-Kunden einen deutlich höheren Anteil an der Kundschaft ausmachen als viele Händler annahmen. Außerdem sind Rad-Kunden „treu“ und kommen öfter als Auto-Kunden. Das Verbot sollte daher aufgehoben und gemeinsam mit den Einzelhändlern in der Fußgängerzone eine Kampagne für ein faires Miteinander von FußgängerInnen und RadfahrerInnen erarbeitet und umgesetzt werden.

Mit freundlichen Grüßen

Cemal Bozoğlu                                                        Stephanie Schuhknecht
Verkehrspolitischer Sprecher                       stellv. Fraktionsvorsitzende

Beteiligte Personen