Globale Krisen wie die Corona-Pandemie oder der Klimawandel sind grundsätzlich mit einem hohen Maß an Unsicherheit verbunden. Was wird in Zukunft sein? Welches Handeln ist jetzt angemessen? Was werden wir morgen besser wissen? Doch während es im Fall von Corona sinnvoll ist, „auf Sicht zu fahren”, Handlungsentscheidungen immer wieder zu hinterfragen und an neue Bedarfslagen anzupassen, ist im Hinblick auf den Klimawandel ein anderes Vorgehen angebracht. Hier müssen wir „auf lange Sicht fahren”! Uns liegen genug gesicherte Informationen vor, um den richtigen Kurs im Hinblick auf Klimaschutz und Klimawandelanpassung bestimmen zu können. Daraus müssen wir einen ambitionierten Klimafahrplan ableiten, der die notwendigen Entwicklungspfade und Maßnahmen aufzeigt. Außerdem müssen wir die nötige Entschlossenheit aufbringen, diesen Fahrplan beherzt umzusetzen und vorhandene Widerstände zu überwinden.
Dieser Beitrag soll einen Überblick darüber geben, was wir in Sachen Klimaschutz gerade anpacken, was schon erreicht wurde und wo wir hinwollen.

Was passiert gerade?
Die Stadt Augsburg hat eine Halbierung der CO2Emissionen bis 2030 beschlossen. Einige Stimmen aus Politik und Gesellschaft fordern Klimaneutralität bis 2030 oder 2035. Mit den verschiedenen Optionen befasst sich gerade der Augsburger Klimabeirat (s.u.). Dieses Gremium entwickelt derzeit einen Vorschlag zum festzulegenden CO2-Budget und zur Klimaneutralität der Stadt Augsburg, über den Umweltausschuss und Stadtrat schließlich abstimmen werden. Dieser Beschluss wird die Handlungsgrundlage für das Augsburger Klimaschutzprogramm sein. Gerade werden also wichtige Weichen gestellt! Ehrgeizige Klimaschutz-Beschlüsse gab es schon viele – etwa das legendäre Pariser Weltklimaabkommen, das im Dezember 2020 seinen fünften Geburtstag feiert und leider gar nicht viel zu feiern hat! Die Kluft zwischen Wissen und Handeln ist nach wie vor groß. Damit unser Klimaschutzprogramm Realität wird, haben wir eine „Studie zur Umsetzung des Augsburger Klimaschutzprogramms“ in Auftrag gegeben, in der klar definierte Umsetzungsschritte benannt und die dazu notwendigen politischen Weichenstellungen formuliert werden sollen. Teil der Studie ist auch eine prozessbegleitende Akteursbeteiligung, die eine Diskussion über die Umsetzbarkeit der definierten Klimaschutzziele beinhaltet, Verbindlichkeit schafft und im Idealfall neue Lösungsansätze hervorbringt. Die Firma „KlimaKom Kommunalberatung“, die mit der Durchführung der Studie beauftragt wurde, versteht ihre Arbeit „als Anleitung für einen Transformationsprozess, der in Bündnissen zwischen Stadtpolitik, Stadtverwaltung, kommunalen Beteiligungen sowie der Stadtgesellschaft und der Wirtschaft in den nächsten Jahren zu verwirklichen ist“. Klingt nach einem ganzheitlichen Vorgehen! Die Ergebnisse werden Ende 2021 vorliegen. Bis dahin werden wir unsere Klimaschutzarbeit der letzten Jahre fortsetzen.

Eine exemplarische Auswahl unserer Klimaschutzinitiativen

Klimabündnis
Schon seit 1998 ist Augsburg Mitglied im Klima-Bündnis der europäischen Städte mit indigenen Völkern der Regenwälder – Alianza del Clima e.V.. Vorgabe des Klima-Bündnisses ist, die Reduktion der CO2-Emissionen um zehn Prozent alle fünf Jahre und eine Halbierung der Pro-Kopf-Emissionen bis spätestens 2030 (bezogen auf das Referenzjahr 1990). Die CO2-e-Emissionen konnten zwischen 2011 und 2016 um 13,80 Prozent reduziert werden. Für die Jahre 2017, 2018 und 2019 zeichnet sich ab, dass die CO2-e-Emissionen pro Einwohner*in / Jahr weiter rückläufig sind.

Damit rückt das vorgegebene Ziel, die CO2- Emissionen bis 2030 zu halbieren, ein Stück näher. Um es erreichen zu können, muss die Einsparbilanz in den nächsten Jahren jedoch noch deutlich gesteigert werden! In diesem Sinne ist es zielführend, sich auf Maßnahmen mit großem CO2-Minderungspotenzial zu konzentrieren – Gebäudesanierung mit hohem Energiestandard und Ausbau der Solarenergie sind die Stichworte.

Fachkommission CO 2 -Minderung
2001 wurde in der Stadt Augsburg die “Fachkommission CO2Minderung“ (Federführung: Umweltreferat) eingerichtet bestehend aus Vertreter*innen verschiedener städtischer Dienststellen und wichtiger gesellschaftlicher Akteur*innen im Bereich Klimaschutz, wie Stadtwerke, Wohnungsbaugesellschaften und Universität. Die Fachkommission unterstützte die Erarbeitung des Augsburger CO2-Minderungskonzeptes und begleitete fachlich die Umsetzung der Ziele und Maßnahmenvorschläge. Abteilung Klimaschutz Der Klimaschutz ist in Augsburg schon lange strukturell verankert. Seit über 15 Jahren ist eine Abteilung Klimaschutz im Umweltamt installiert. Sie initiiert und begleitet diverse Aktivitäten zum Klimaschutz in der Stadt Augsburg.

Klimaschutzprogramme und Klimaschutzberichterstattung Der erste Klimaschutzbericht wurde 2006 veröffentlicht. Die Klimaschutzberichte erläutern, was sich in den jeweils vergangenen Jahren im Hinblick auf den Klimaschutz getan hat. So wurden beispielsweise im Klimaschutzbericht von 2015 die Ergebnisse des „9PunktePlans“ (Augsburger Klimaschutzprogramm von 2008 bis 2013) bewertet. Im Klimaschutzbericht von 2017 wurde das nachfolgende „Klimaschutzprogramm 2020“ beschrieben, das von einem Klimadialog (Energiewendeveranstaltungen, Experten dialogen und jährliche Klimakonferenz) begleitet und im Klimaschutzbericht von 2020 evaluiert wurde.

Klimabeirat 2019 hat der Nachhaltigkeitsbeirats der Stadt Augsburg die Einrichtung einer Klimaschutzkommission empfohlen, die als Kontrollorgan und beratende Instanz für den Klimaschutz in Augsburg fungieren soll. Die Mitglieder werden vom Stadtrat berufen und vertreten Stadtrat, Stadtverwaltung, Wissenschaft, Zivilgesellschaft und Wirtschaft. Der Klimabeirat hat im November 2020 erstmals getagt und erarbeitet momentan einen Vorschlag zum festzulegenden CO2-Budget und zur Klimaneutralität der Stadt Augsburg (s.o.).

Ausblick

Wir haben es in den letzten Jahren geschafft, den CO2-Ausstoß nach den Vorgaben des Europäischen Klimabündnisses zu reduzieren. Uns allen muss klar sein, dass dies nur ein erster kleiner Schritt sein kann, um die beim Pariser Weltklimaabkommen vereinbarten Reduktionsziele zu erreichen.

Mit einem neu aufzustellenden Augsburger Klimaprogramm müssen wir den Weg zur klimaneutralen Stadt intensiviert fortsetzen. Dazu brauchen wir einen Augsburger Klimapfad mit Einsparzielen für die verschiedenen Sektoren Strom, Wärmeversorgung, Verkehr und Industrie. In einem weiteren Zwischenschritt soll der CO2Ausstoß pro Kopf bis 2030 mindestens halbiert werden. Das kann und wird nur gelingen, wenn wir als Stadt Vorbild sind und wenn wir die Wirtschaft und die Bevölkerung auf diesem Weg mitnehmen.

(für die Inhalte dieses Beitrags ist Reiner Erben verantwortlich)

In: Stadtgrün 9: Klimaschutz Hier und Jetzt

Beteiligte Personen