Die Mobilitätswende ist in aller Munde und wir brauchen sie, um in Zukunft sicher, sauber und bezahlbar mobil zu sein. Die Mobilitätswende dient dem Ziel, das Klima, die Umwelt und die Natur zu entlasten und die ehrgeizigen städtischen Klimaschutzziele zu erreichen. Deshalb setzen wir GRÜNE im Augsburger Stadtrat auf klimafreundliche Mobilität in allen Lebensbereichen. Mobilität, auch ohne eigenes Auto, muss einfach möglich sein, sie muss bezahlbar sein und sie muss auch auf die Bedürfnisse und Anforderungen des Alltags ausgerichtet sein.

ÖPNV

Im Bereich des ÖPNV wurde mit der Einführung des 365-Euro-Tickets für Schüler*innen sowie für Auszubildende ein wichtiger, erster Schritt getan. Dieses Ticket hat eine hohe Nachfrage, denn es ermöglicht attrak- tive Mobilität im gesamten AVV-Gebiet. Wir GRÜNE haben in der Vergangenheit immer betont, dass es mit der Tarifreform im AVV nicht erledigt sein kann. Und so gibt es auch im AVV weitere Bestrebungen hin zu neuen Tarifen. Im Moment wird daran gearbeitet, das Firmenticket-Angebot zu reformieren, um die Zugangshürden für die Unternehmen zu reduzieren. Außerdem wird intensiv an der Einführung eines Homeoffice-Tickets gearbeitet, das die Strukturen der Arbeitswelt zeitgemäß aufgreift und sich für die Menschen lohnt, die nicht jeden Tag zur Arbeit pendeln, für die eine Streifenkarte aber auch zu teuer ist. Diese Weiterentwicklung der Tarife begleiten wir in den zuständigen Gremien und hoffen auf eine baldige Einführung. Immer wieder stellen wir fest, dass diese Prozesse oft sehr lange dauern. Das liegt auch daran, dass u.a. in den Gremien des AVV ein Einstimmigkeitsprinzip gilt und es nicht so einfach ist, die Interessen und Wünsche aller Beteiligten zusammenzuführen. Wir bleiben aber dran!

Digitalisierung

Die Zukunft der ÖPNV-Tarife aber liegt in den Möglichkeiten, die uns die Digitalisierung bietet, denn diese kann den öffentlichen Verkehr deutlich kundenfreundlicher machen. Mit der BiBo-App legen die Stadtwerke Augsburg den Grundstein dafür und auch im AVV arbeitet eine Arbeitsgruppe an entsprechenden Angeboten. Mit diesen digitalen Be-In-Be-Out-Anwendungen muss man sich keine Gedanken mehr über die passenden und günstigsten Tarife machen. Die Nutzungen werden zusammengefasst und das digitale System im Hintergrund berechnet einem immer nur die günstigste Variante. Abgerechnet wird dann am Monatsende. Gerade für Gelegenheitsfahrer*innen und Neueinsteiger*innen im ÖPNV ist dieses Angebot sehr komfortabel. Im Moment sind aber noch nicht alle Tarife mit Be In – Be Out verbunden. Ein nächster Schritt muss also sein, auch langfristige Abos damit zu verbinden, um wirklich ein barrierefreies Angebot zu erreichen. Die Digitalisierung spielt auch für Sharing-Angebote eine zentrale Rolle, denn sie ermöglicht ein niederschwelliges, benutzerfreundliches Verfahren.

Sharing-Angebote

Umfassende Mobilität bedeutet über den ÖPNV hinaus zu denken. Wir alle brauchen zwischendurch auch einmal eine Trans- portmöglichkeit für schwere oder größere Sachen – etwa für den Einkauf im Möbelhaus. Daher gehören zu den Mobilitätsangeboten der Zukunft umfassende Sharing-Möglichkeiten wie der Verleih von Lastenrädern oder Carsharing. Mit Carsharing kann man je nach Anlass und Bedarf auch Transporter und Kleinbusse ausleihen. So können die Mobilitätslücken geschickt und flexibel geschlossen werden. Und v.a. können dadurch viele private Autos eingespart werden, die übrigens im Durchschnitt 23 Stunden am Tag ungenutzt am Straßenrand herumstehen und dabei den begrenzten und deshalb sehr wertvollen öffentlichen Raum blockieren. Weniger Autos bedeuten also mehr Raum für alternative Nutzungen, von denen alle profitieren können!

E-Mobilität

Ganz ohne Autos wird es nicht gehen, aber anders als heute wird es mit E-Mobilität leiser und abgasfrei sein. Dazu brauchen wir eine ausreichend verfügbare und schnelle Ladeinfrasturktur. Mit dem Elektromobilitätskonzept und dem Masterplan Elektromobilität soll dies erreicht werden. Dabei liegt der Fokus nicht nur auf den PKW, sondern auch auf dem Fahrrad sowie auf der gewerblichen Nutzung der Elektromobilität. Denn auch die Logistik und Lieferverkehre verursachen erhebliche CO2-Emissionen und wir arbeiten an geeigneten Lösungen, um diese Wirtschaftsverkehre in Augsburg künftig möglichst umweltschonend zu gestalten. Um die städtischen Klimaschutzziele zu erreichen, müssen wir jedoch auch bei den Carsharing-Autos auf den CO2-Ausstoß achten. Die Anschaffung von Elektroautos ist bereits ein guter Anfang. Ferner möchte ich bei swa-Carsharing, dem größten Anbieter in Augsburg, darauf hinwirken, den CO2-Durchschnitt der Carsharing- Flotte zu ermitteln und jedes Jahr bzw. mit jeder Anschaffung neuer Fahrzeuge diesen Schnitt um 10% zu reduzieren.

Ausblick

In den kommenden Monaten werden sowohl der Mobilitätsplan (ehemals Gesamtver- kehrsplan) als auch der Nahverkehrsplan für die Region fortgeschrieben. Beide zusammen sind die Grundlage für die Verkehre in unserer Stadt. Sie bilden außerdem die Basis für neue Straßenbahn- und Buslinien. Hier werden wir darauf drängen die Pläne so zu gestalten, dass unser politisches Ziel einer Verdoppelung der Fahrgastzahlen auch mit einem attraktiven Netz und einem dichten Takt hinterlegt ist. Zu diesen Planungen wird auch Bürgerbeteiligung ermöglicht, so dass sich die Verbände und Initiativen, aber auch alle Augsburgerinnen und Augsburger einbringen können. Am 13. Mai 2022 hat als Auftakt der Bürger*innenbeteiligung das 1. Mobilitätsforum im Kongress am Park stattgefunden. Wir freuen uns sehr über eine hohe Beteiligung und eure Kommentare und Wünsche dazu!

 

Klimagerechtigkeit aus 4 Perspektiven

RAPHAEL BRANDMILLER (SPRECHER FÜR KREATIVWIRTSCHAFT, START-UPS, DIGITALISIERUNG):

Wir alle wissen: Klimagerechtigkeit ist elementar. Klimaschutz macht aber auch Spaß! Er macht unsere Städte lebenswerter. Und unsere Straßen schöner. Um möglichst viele Augsburger*innen für Klimagerechtigkeit in unserer Stadt zu begeistern, finde ich es wichtig, dass wir die notwendigen Schritte nicht als Entbehrungen diskutieren, sondern aus der Perspektive der Chancen. Als Chance, Stadtraum neu zu definieren und anders zu nutzen. Wir schaffen keine 300 Parkplätze ab, wir schaffen 300 mal Raum für Spielplätze, Gastronomie oder Kultur. Klimaschutz ist für uns die Chance, Stadtraum neu zu verteilen! Nicht nur, aber auch deshalb finde ich es wichtig, die„Scharnigärten“ für die Gastronomie langfristig auszubauen und zu verstetigen, Straßen – auch in der Innenstadt – zu sperren, um darauf zu feiern, zu spielen oder sich  einfach zu treffen. Und innovative Verkehrskonzepte wie die „Superblocks“ auch in Augsburg umzusetzen, um unsere Viertel so noch lebenswerter zu machen.

DR. DENIZ ANAN (STELLV. FRAKTIONSVORSITZENDER SPRECHER FÜR MOBILITÄT UND RADVERKEHR, EUROPA UND INTERNATIONALES):

Jedes Mal, wenn wir uns mit Bus, Bahn, Rad oder den eigenen Füßen fortbewegen statt mit Auto oder Flugzeug leisten wir einen Beitrag zum Klimaschutz. Politik kann das befördern: Mit guten Angeboten im öffentlichen Nahverkehr, einem dichten Netz breiter Radwege, weniger Platz für Autos, angemessenen Parkgebühren und einer Stadtplanung, die manche Wege unnötig macht. Daher will Augsburg Fahrradstadt werden und hat sich im Vertrag mit dem Aktionsbündnis „Fahrradstadt jetzt“ dazu verpflichtet, sehr viel mehr für die Förderung des Radverkehrs zu tun. Persönlich nutze ich schon seit 2008 Fahrrad, Bahn und Bus statt des eigenen Autos für die täglichen Wege. Gerade wir im vergleichsweise reichen globalen Norden müssen unseren ökologischen Fußabdruck deutlich verkleinern, anstatt mit dem Finger auf andere Weltregionen
zu zeigen, wo die Menschen
denselben Anspruch auf Wohlstand haben wie wir.

DR. PIA HAERTINGER (SPRECHERIN FÜR BÜRGER*INNEN BETEILIGUNG, INKLUSION, WOHNEN, RELIGIONSGEMEINSCHAFTEN UND WELTERBE):

Politik legt Rahmenbedingungen fest und setzt Anreize für nachhaltiges, klimagerechtes Leben. Sie ist dabei weder allwissend noch für alles verantwortlich. Wir brauchen eine tiefgehende Verständigung darüber, was notwendig und möglich ist beim Klimaschutz. Es geht um die Frage nach einem guten Leben für alle – für uns und die nachkommenden Generationen. Nachbarschaften sind ein guter Ort, um sich selbst zu organisieren, voneinander zu lernen, Verantwortung für sich und andere zu übernehmen und gemeinsam Visionen zu entwickeln. Je mehr Menschen, auch Kinder und Jugendliche, gehört werden und ihr direktes Lebensumfeld mitgestalten, in der Vielfalt ihrer Fähigkeiten und Interessen, desto eher wird die Transformation im Sinne einer kulturellen, ökologischen, ökonomischen und sozialen Zukunftsfähigkeit gelingen.

MEINOLF KRÜGER (SPRECHER FÜR ASYL):

Durch den Überfall von Putins Russland auf die Ukraine ist uns schlagartig vor Augen geführt worden, welche weiteren Aspekte und Folgen unsere Klima- und Energiepolitik hat. Eine Abhängigkeit von Gas, Kohle und Öl ist nicht einfach mal schnell veränderbar. Auch die neuen Partner und Transportwege sind nicht überzeugend. Gerade die großen Industrieunternehmen benötigen Energiesicherheit – Arbeitsplätze sind bedroht.
Welche Alternative kann grünes, nach
haltiges Wirtschaften anbieten? Wie nehmen wir die Menschen auch vor Ort mit, den Verbrauch an Energie einzuschränken, neue Wege zu gehen? Vor 50 Jahren hat der deutsche Ökonom Ernst F. Schumacher in seinem Buch „Small is beautiful – die Rückkehr zum menschlichen Maß“ grundlegende Einsichten dargelegt. Die Lektüre lohnt sich mehr denn je!

 

 

Beteiligte Personen