Wirtschaft ist ein zentraler Hebel für die sozial-ökologische Transformation, denn sie betrifft so gut wie alle Lebensbereiche. Konsum, Kommunikation, Mobilität, Bauen – ohne fundamentale Trendwende bleibt Zukunftsfähigkeit ein frommer Wunsch. Um diese Trendwende zu erreichen, brauchen wir auch mutige, visionäre und kreative Unternehmer*innen, die bereit sind gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen. Die zeigen, dass es auch anders geht und Marktlogik kein Naturgesetz ist. Die ihre Innovationskraft so investieren, dass ein gesamtgesellschaftlicher Mehrwert entsteht. In den letzten Monaten waren unsere Stadträt*innen bei einigen innovativen und nachhaltigkeitsorientierten Augsburger Unternehmen vor Ort.
Da kommen sie, die guten Bio-Brote. Bei unserem Besuch der Biobäckerei Schubert haben wir viel über traditionelles Bäckerhandwerk in einem modernen Unternehmen erfahren. Geschäftsführer Frank Schubert hat uns durch den Familienbetrieb geführt und erklärt, was sich in den letzten Jahren verändert hat. Die Umstellung auf Bio erfolgte bereits in den 70er Jahren. Seit 2019 wirtschaftet das Unternehmen offiziell gemeinwohlorientiert. Werte wie Menschenwürde und ökologische Verantwortung haben auch davor schon eine zentrale Rolle gespielt, aber seit der Umstellung stünden beispielsweise faire Geschäftsbeziehungen zu direkten Lieferant*innen und Umweltauswirkungen in der Lieferkette noch mehr im Vordergrund. Transparenz und Kooperation gehen in einem gemeinwohlorientierten Unternehmen vor Gewinnmaximierung.
Elektromobilität hat derzeit eine ‘Achillesferse’: Ihre Etablierung steht und fällt mit der Ladeinfrastruktur. Das Augsburger Start-up Charge at Friends bietet eine niederschwellige, App-basierte Lösung an, die private Wallboxen einbezieht und damit die Anzahl potenzieller Lademöglichkeiten deutlich erhöht. Darüber hinaus gibt es
auch Businesslösungen für verschiedene Branchen. Bei meinem Besuch im Oktober haben die Gründer und Geschäftsführer Rainer Linder und Alexander Marseille mir erläutert, wie über den Cloud-Service Ladeinfrastruktur verwaltet und Ladevorgänge abgewickelt und abgerechnet werden. Über Apps kann man sich authentisieren und dann einfach Strom aufladen und bezahlen.
Dieses Beispiel zeigt: Transformation braucht kreative Impulse – auch und gerade aus der Wirtschaft. Elektromobilität spielt eine zentrale Rolle bei der Überwindung fossiler Brennstoffe und ist damit ein Kernelement der Mobilitätswende. In Deutschland waren Ende 2022 rund 48,76 Mio. Pkw gemeldet. Davon ca. 1,01 Mio. mit Elektroantrieb. Da ist auf jeden Fall noch Luft nach oben!
Wir haben eingecheckt – für einen Besuch im Inklusionshotel einsmehr. Geschäftsführer Jochen Mack und Sandra Huerga, die dieses besondere Hotel gemeinsam mit ihrem Mann Raúl betreibt, haben uns durch das Haus geführt. Unser Eindruck: Viel Komfort, viel Kunst, viel ökologische Nachhaltigkeit (GreenSign-Zertifizierung) und vor allem: viel Herz! Denn hier arbeiten Menschen aus Überzeugung und schaffen eine wunderbar warme Atmosphäre. Über die Hälfte der Mitarbeiter*innen hat ein Handicap. Auch Menschen mit Einschränkungen, die
sonst durch alle Raster fallen, können hier eine Ausbildung machen. Das Konzept geht auf, das Hotel wird gut gebucht. Auch die Geschäftsstelle unserer Fraktion hat dort erst kürzlich getagt. In Augsburg gibt es inzwischen einige Inklusionsbetriebe – neben dem Hotel etwa auch Gaststätten und Landschaftsgärtnereien. Wir freuen uns über diese gelebte Partizipation!
Das Recycling Atelier ist die erste Modellfabrik für mechanisches Textilrecycling. Um zu erklären, wie wichtig die Entwicklungsarbeit ist, die hier geleistet wird, müssen wir kurz ausholen: Die Fast-Fashion-Textilindustrie verursacht schätzungsweise rund zehn Prozent der CO2-Emissionen weltweit. In Deutschland wird gerade mal ein Prozent der Alttextilien im Kreislauf recycelt, 73 Prozent landen auf der Deponie oder in der Müllverbrennung.
Recycling bedeutet derzeit oft Downcycling zu minderwertigen Produkten wie Putzlappen. Hochwertiges Recycling ist hierzulande nicht wirtschaftlich, denn die Bestandteile der Textilien müssen händisch sortiert werden und das ist teuer. Genau hier kommt das Recycling Atelier ins Spiel: Dessen Ziel ist es, Konzepte für die vollständige Verwertung von Alttextilien zu neuen Produkten in bestmöglicher Qualität (Upcycling) sowie für kreislauforientiertes Produktdesign (Design 4 Recycling) zu entwickeln.
Der Einsatz von KI spielt v.a. bei der Sortierung eine zentrale Rolle. Die gewonnenen Erkenntnisse werden zur Verfügung gestellt und fließen beispielsweise in die Entwicklung einer ersten automatischen Sortieranlage ein, die ab 2024 gebaut werden soll. Es handelt sich beim Recycling Atelier um ein nicht-gewinnorientiertes Gemeinschaftsprojekt der Technischen Hochschule Augsburg mit dem Institut für Textiltechnik Augsburg gGmbH. Eröffnet wurde es im Sommer 2022. Wir verbinden mit dem Recycling Atelier die Hoffnung, dass sich irgendwann wieder innovative Textilindustrie in Augsburg ansiedeln wird. Denn Wirtschaft, vor allem auch die schnelllebige Textilwirtschaft, muss endlich mehr in Kreisläufen gedacht werden.
100 Prozent erneuerbare Energie für alle – diese Vision teilen wir mit Energieversorger GP JOULE, dem wir kürzlich einen Besuch abgestattet haben. Die Energiewende ist momentan eines der großen politischen Themen. Unser Umweltreferent Reiner Erben wird demnächst eine kommunale Wärmeplanung präsentieren, die unter anderem eine belastbare Datenbasis und mehr
Planungssicherheit für die Haushalte bringt. Unternehmen wie GP JOULE sind in allen Teilen der Energie-Wertschöpfungskette aktiv und spielen daher eine wichtige Rolle bei der Energiewende. GP JOULE begleitet den
gesamten Prozess von der Flächenakquise über den Bau bis zur Betriebsführung – etwa von Windkraftanlagen. Mit Sebastian Oberbillig, Public Affairs Manager, haben wir uns über die Möglichkeiten vor Ort ausgetauscht. Für den Ausbau erneuerbarer Energien auf den Flächen der Stadt Augsburg sieht er großes Potenzial. Davon würde die gesamte Stadtgesellschaft profitieren. GP JOULE hat
ein integriertes Energiekonzept entwickelt („Energiesystem mit Zukunft“), das aktuelle Herausforderungen und Lösungen zur Bewältigung der Energiekrise zusammenbringt.
Tee aus Indien, Kakao aus Ghana, Kaffee aus Mexiko: Ein Besuch im Weltladen ist immer auch eine kleine Weltreise. Frau Haselböck hat uns das Sortiment aus Lebensmitteln,
Kunsthandwerk, Mode und Accessoires gezeigt und stolz die Kaffeeröstmaschine präsentiert. Hauptgesellschafterin des
Weltladens in der Weißen Gasse 3 ist die Werkstatt Solidarische Welt e.V., die von der Arbeit vieler Freiwilliger lebt. Gewinne fließen direkt in den Ausbau des Fairen
Handels und in entwicklungspolitische Bildungsarbeit. Als Grüne Fraktion teilen wir die Anliegen der Werkstatt Solidarische Welt e.V. und setzen uns dafür ein, dass Augsburg nachhaltiger wird. Wir haben z.B. erreicht, dass Ackerflächen der Stadt Augsburg künftig vorrangig ökologisch bewirtschaftet werden. Mit unserer Arbeit wollen wir den Fairen Handel weiter stärken und z.B. darauf hinwirken, dass sich die Universität Augsburg und die Augsburger Schulen dem Fairen Handel konsequent verschreiben und der FCA fair gehandelten Kaffee in sein
Sortiment aufnimmt. Beim Fairen Handel spielt der Weltladen Augsburg jedenfalls in der ersten Liga!