Worum geht es eigentlich?

Im Wirtschaftsausschuss am 26. Januar 2022 wurde ein einstimmiger Grundsatzbeschluss gefasst, der eine gewerblich-industrielle Flächenentwicklung nördlich der Ulstettstraße in Lechhausen beinhaltet. Das neue Gewerbe- und Industriegebiet ermöglicht eine Standortverlagerung für die Augsburger Firma Eberle, die bislang in Pfersee-Nord angesiedelt ist. Außerdem sind dort dringend benötigte Erweiterungsflächen für MAN Energy Solutions vorgesehen. Die Umwandlung des Areals geht mit einer Versiegelung von bisher landwirtschaftlich genutzter Flächen einher. Insgesamt geht es um 33 Hektar. Flächenversiegelung ist in mehrfacher Hinsicht problematisch und darf nicht leichtfertig beschlossen werden!

Warum haben wir trotzdem zugestimmt?

A) Das Entwicklungspotenzial der Firma Eberle ist an ihrem jetzigen Standort in Pfersee-Nord stark eingeschränkt. Um die notwendige Modernisierung der Produktion vornehmen zu können ist ein Umzug unausweichlich. Zudem befindet sich das Firmengelände derzeit mitten in einem Wohngebiet. Diesen Raum kann man mit Blick auf den fehlenden bezahlbaren Wohnraum in Augsburg sinnvoller nutzen. Daher wird das Areal in ein Wohngebiet (30 % geförderter Wohnungsbau) in günstiger Lage umgewandelt, das mit dem Fahrrad bzw. mit Bus und Bahn gut erreichbar ist. Auch Grünflächen und Kitas können hier entstehen.

B) Die MAN ist ein Unternehmen mit langer Tradition, das die Identität der Industriestadt Augsburg prägt. Viele Augsburger*innen waren und sind bei der MAN beschäftigt. Deshalb kann uns die Zukunft des Unternehmens nicht gleichgültig sein. Um in Augsburg eine Perspektive zu haben benötigt MAN Energy Solutions ein zentrales Logistikzentrum, für das ein geeigneter Standort gefunden werden muss. Hier bietet sich die Möglichkeit MAN Energy Solutions stärker an den Standort Augsburg zu binden und damit auch die Sicherheit für tausende Beschäftigte zu erhöhen. In den letzten Jahren stand immer wieder ein Verkauf im Raum – u.a. an den US Diesel- und Gasmotorenhersteller Cummins oder an das japanische Unternehmen Mitsubishi Heavy Industries. Vorerst sind die Verkaufspläne vom Tisch und die MAN bleibt im Eigentum von Volkswagen, aber der Augsburger Betrieb muss wieder “in eine vernünftige Ergebnissituation gebracht werden”, wie es Volkswagen-Personalvorstand und MAN-Energy-Solutions-Aufsichtsratschef Gunnar Kilian gegenüber der Augsburger Allgemeinen ausgedrückt hat. Ein zentrales Logistikzentrum führt zu einer enormen Effizienzsteigerung und fördert somit maßgeblich die Standortsicherung.

C) Wir wollen Augsburg zukunftsfähig machen. Das bedeutet, dass wir ökologisch, sozial und ökonomisch nachhaltig entscheiden und agieren müssen. Zusätzliche Flächenversiegelung ist nicht nachhaltig. Trotzdem lässt sie sich nicht gänzlich vermeiden, wenn auch die Zukunftsfähigkeit des Wirtschaftsstandorts eine Rolle spielen soll. Schließlich ist uns auch daran gelegen, Arbeitsplätze zu erhalten. Allein bei Eberle und MAN geht es um die Sicherung von mindestens 420 Arbeitsplätzen und darüber hinaus um die Zukunft der MAN in Augsburg (s.o.). Wir nutzen die Gelegenheit, den Prozess aktiv mitzugestalten und Bedingungen zu stellen, um die Gewerbe- und Industrieansiedlung in Lechhausen so verträglich wie möglich umzusetzen.

Unsere Bedingungen:

A) MAN Energy Solutions soll ein nachhaltiges Logistikkonzept aufstellen. Diesbezüglich hat die MAN bereits Zusagen gemacht und etwa den Einsatz von Elektro- oder Wasserstoff-Lkw statt Diesel-Lkw als konkrete Maßnahme benannt.

B) Wir fordern eine sanfte Erschließung. Das heißt konkret, dass es nur eine Erschließungsstraße geben und der Grünzug im Süden als Pufferfläche erhalten bleiben soll.

C) Das dritte Grundstück („Potenzialfläche“) darf nur an ein schon in Augsburg ansässiges Unternehmen vergeben werden, das zusätzlichen Raum für seine Entwicklung benötigt. Wir wollen hier keine Neuansiedlung – also z.B. keine 0815-Logistik (Discounthandel).

Ziel: Begrenzung der Gesamtneuversiegelung

Als Grüne Stadtratsfraktion wollen wir die Gesamtneuversiegelung begrenzen. Die jetzt beschlossene Neuversiegelung für das Gewerbe- und Industriegebiet nördlich der Ulstettstraße im Umfang von 33 Hektar muss bei künftigen Planungen mitbedacht werden. Wir wollen auch mit Blick auf das von der Staatsregierung vorgegebene Ziel die Neuversiegelung deutlich reduzieren und hoffen in diesem Zusammenhang auf die Unterstützung der anderen Fraktionen. In diesem Fall haben nur wir GRÜNE uns kritisch zum Flächenfraß positioniert, während alle anderen Fraktionen die Firmenansiedlung auf der grünen Wiese bedingungslos begrüßt haben.       

Beteiligte Personen