Antwort der Oberbürgermeisterin

Sehr geehrte Frau Oberbürgermeisterin,

die unzähligen Menschen, die sich in Augsburg freiwillig und unentgeltlich für das Gemeinwohl engagieren – ob in der Jugendarbeit, im Katastrophenschutz, in der Kultur, im Sport oder in sozialen Projekten – leisten einen unschätzbaren Beitrag für unsere Stadtgesellschaft. Ihre Arbeit verdient besonderen Dank und spürbare Wertschätzung.

Mit der Bayerischen Ehrenamtskarte existiert bereits ein wichtiges Zeichen der Anerkennung. Ebenso gilt dies für die bundesweite Jugendleiter*in-Card (Juleica), die junge Menschen nach qualifizierter Ausbildung im Bereich der Kinder- und Jugendarbeit auszeichnet. Bei Aushändigung der Juleica ist es diesen jungen Menschen zudem möglich, auch die Bayerische Ehrenamtskarte zu erlangen.

Doch bislang ist das Angebot an Vergünstigungen – besonders für junge Menschen – in Augsburg noch sehr überschaubar. Dabei stellt gerade die Gruppe der Jugendleiter*innen eine besonders engagierte und gleichzeitig bedarfsorientierte, schwer erreichbare Zielgruppe dar. Diese jungen Menschen brauchen Anerkennung, die sich auch an ihren Lebenswelten und Bedürfnissen orientiert – etwa durch kostenlose oder ermäßigte ÖPNV-Nutzung, Freizeitangebote, Kulturveranstaltungen oder lokale Vergünstigungen in Gastronomie, Sport und Handel.

Dieses Angebot gilt es auszubauen und sichtbar zu machen, um ehrenamtliches Engagement nachhaltig zu stärken.

Die Stadtratsfraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN beantragt daher:

Die Stadtverwaltung wird beauftragt, ein umfassenderes Konzept zur Anerkennung und konkreten Unterstützung ehrenamtlicher Tätigkeit in Augsburg zu entwickeln.

Dabei sollen insbesondere folgende Punkte berücksichtigt werden:

  • Einrichtung eines städtischen Fördertopfes, aus dem Zuschüsse z.B. für ÖPNV, Fahrtkosten oder Qualifizierungsmaßnahmen an Ehrenamtliche oder deren Organisationen, ausgereicht werden können.
  • Gezielte Gewinnung weiterer Partnerbetriebe in den Bereichen Gastronomie, Einzelhandel, Kultur, Sport, Freizeit, Mobilität und Dienstleistungen, die attraktive Rabatte oder exklusive Angebote zur Verfügung stellen – insbesondere auch mit Blick auf Jugendliche und junge Erwachsene. Denkbar wären hier u. a. Angebote wie Escape Rooms, Kinotickets, Freikartenkontingente für Sport- oder Kulturveranstaltungen, Rabatte in Cafés und Jugendmodegeschäften oder Sonderaktionen in Freizeiteinrichtungen. Dabei soll auch geprüft werden, ob ein „Peer-Benefit“ ermöglicht werden kann, sodass nicht nur die Ehrenamtlichen selbst, sondern auch jeweils eine Person ihrer Wahl mit von Vergünstigungen profitieren kann.
  • Prüfung der Einführung eines jährlich ausgegebenen „Ehrenamts-Entdeckerpasses“ für junge Menschen mit Juleica oder Ehrenamtskarte, basierend auf dem Modell in der Stadt Wolfsburg, in dessen Rahmen ein Gutscheinheft mit einem Gegenwert von etwa 75 € ausgegeben wird. Dieses Heft enthält zielgruppengerechte Vergünstigungen für Freizeit-, Kultur- und Bildungsangebote.
  • Gleichstellung der Juleica mit der Ehrenamtskarte, mit dem Ziel, die Juleica als eigenständige Anerkennungskultur sichtbar aufzuwerten und bestehende Vorteile gezielter zu kommunizieren und auszubauen.
  • Prüfung der Möglichkeit, familienfreundliche Vorteile zu integrieren, etwa vergünstigte Familientickets bei städtischen Einrichtungen für ehrenamtlich engagierte Elternteile.
  • Gezielte Öffentlichkeitsarbeit, um sowohl Ehrenamtliche als auch potenzielle Vergünstigungsgeber*innen über bestehende Vorteile, neue Angebote und das Verfahren zur Beantragung der Karten (Ehrenamtskarte und Juleica) und von Fördergeldern zu informieren.

Begründung:

Augsburg lebt vom Engagement seiner Bürger*innen. Doch Anerkennung darf sich nicht allein in Worten erschöpfen. Es braucht sichtbare, spürbare Wertschätzung – insbesondere für junge Menschen, die mit der Juleica Verantwortung übernehmen, und für Ehrenamtliche, deren Einsatz zeitlich und organisatorisch große Flexibilität erfordert.

Für Jugendliche ist es besonders wichtig, dass Vergünstigungen niederschwellig zugänglich, lokal relevant und zielgruppenspezifisch ausgestaltet sind. Die bisherigen Angebote der Ehrenamtskarte decken diese Bedürfnisse nur unzureichend ab. Ein gezielt jugendbezogener Ausbau – ggf. auch über eine Erweiterung der Juleica-Vergünstigungen – stellt eine effektive Maßnahme dar, die Motivation und Anerkennungskultur nachhaltig zu stärken.

Ein verbessertes System aus Vergünstigungen und konkreten Unterstützungsleistungen kann das Ehrenamt fördern, stärken und für noch mehr Menschen attraktiv machen. Es ist zudem ein Ausdruck von Respekt gegenüber all jenen, die unsere Stadtgesellschaft zusammenhalten.

Augsburg kann hier mit gutem Beispiel vorangehen – und Ehrenamt aktiv erleichtern.

Mit freundlichen Grüßen

Beteiligte Personen