Augsburgs Beitrag zum Klimaschutz stärken!
Positionspapier für eine ambitionierte und sektorenübergreifende Klimapolitik der GRÜNEN-Stadtratsfraktion
Der Schutz des Klimas bleibt eine der zentralen Herausforderungen unserer Zeit – global wie lokal. Auch in Augsburg ist klar: Die Auswirkungen der Klimakrise sind bereits heute spürbar. Extremwetterereignisse, lange Trockenperioden und zunehmende Hitzebelastung betreffen das städtische Leben unmittelbar. Gleichzeitig birgt der Klimaschutz enorme Chancen – für mehr Lebensqualität, eine zukunftsfähige Infrastruktur und soziale Gerechtigkeit.
Klimaschutz ist eine Querschnittsaufgabe und muss bei allen kommunalen Entscheidungen mitgedacht und priorisiert werden. Hier haben wir bereits viele Maßnahmen auf den Weg gebracht, etwa die Umsetzung moderner Energiestandards bei den Schulbauten oder die Anlage von Solardächern auf Kindertagesstätten und Schulen. Auf diesem Weg wollen wir vorangehen und wir wollen uns auch neue Ziele setzen, z.B., indem wir künftig für jedes neugeborene Kind in Augsburg einen Baum im Stadtgebiet pflanzen wollen, um die Stadt weiter zu begrünen und kühlenden Schatten zu erreichen.
Wichtig ist: Es reicht nicht, Klimaschutz auch zu berücksichtigen – er muss insgesamt zum Maßstab unseres politischen Handelns werden. Das verbleibende CO₂-Restbudget für Augsburg gibt dabei den Rahmen für politisches und städtisches Handeln vor. Nur wenn wir uns konsequent daran orientieren, können wir unsere Verantwortung ernst nehmen und die im Stadtrat beschlossenen Klimaziele erreichen.
Es reicht nicht, Klimaschutz auch zu berücksichtigen – er muss zum Maßstab werden. Für die GRÜNE-Stadtratsfraktion bedeutet dies:
- Klimaschutz ist eine Querschnittsaufgabe: Klimaschutz muss bei sämtlichen Entscheidungen und Maßnahmen in Augsburg als zentrale Handlungsmaxime berücksichtigt und priorisiert werden.
- Transparenz und Kontrolle: Wir haben ein städtisches Klimaschutzprogramm beschlossen, das mit verbindlichen Zielvorgaben für alle relevanten Sektoren umzusetzen ist. Die kommunalen Ziele sind regelmäßig zu evaluieren und kontinuierlich weiterzuentwickeln und durch klare Zwischenziele sowie überprüfbare Steuerungs- und Evaluationsmechanismen zu konkretisieren und messbar zu machen. Eine regelmäßige, transparente Berichterstattung stellt sicher, dass Fortschritte überprüfbar bleiben und notwendige Anpassungen rechtzeitig erfolgen können. Der jährliche Klimaschutzbericht soll sektorspezifisch aufbereitet werden, um Entwicklungen klar darzustellen und gezielte Nachsteuerungen zu ermöglichen.
- Partizipation und Zusammenarbeit: Wir fördern auch weiterhin den Dialog mit den Bürger*innen, mit Wirtschaft, Wissenschaft und anderen Akteur*innen, um gemeinsam innovative Lösungen zu entwickeln. Ebenso suchen wir den Austausch mit anderen Kommunen und Regionen, um bewährte Praktiken zu teilen, voneinander zu lernen und gemeinsam an der Umsetzung unserer Klimaziele zu arbeiten. Ziel ist es auch, die kommunalen Handlungsspielräume bei der Anwendung bundes- und landesrechtlicher Vorgaben zu erweitern – etwa im Straßenverkehrsrecht, um den Anteil an Tempo-30-Zonen bedarfsgerecht erhöhen zu können.
- Vorbildfunktion der Stadt: Augsburg soll bei der nachhaltigen Entwicklung eine Vorreiterrolle übernehmen, insbesondere durch konsequentes Handeln bei eigenen Gebäuden, Flächen und der städtischen Infrastruktur. Durch energetische Sanierungen städtischer Gebäude, die Nutzung von Abwärme sowie eine klimaresiliente Stadtplanung soll Augsburg gezielt an Widerstandsfähigkeit gegenüber den Folgen des Klimawandels gewinnen und gleichzeitig als Vorbild für andere Kommunen wirken. Die Stadtwerke spielen dabei eine zentrale Rolle und müssen ihre Verantwortung im Klimaschutz aktiv wahrnehmen – insbesondere in den Bereichen erneuerbare Energien, Wärmeplanung und klimafreundliche Mobilität.
- Gebäudesanierung: Die Sanierungsrate im Gebäudebestand ist durch strategische Priorisierung, bessere Verzahnung von Förderprogrammen und eigene Fördermittel für energetische Sanierungen und den Umstieg auf nicht-fossile Heizsysteme deutlich zu erhöhen. Wir wollen Fördermittel gezielt so einsetzen, dass davon vor allem Haushalte mit geringem Einkommen profitieren. Wir wollen die Energiesanierung verstärkt quartiersbezogen angehen, um in kleineren Einheiten schneller in die Umsetzung zu kommen und die Bewohner*innen zu motivieren und mitzunehmen. Unser Ziel ist die klimagerechte Stadt auf Quartiersebene.
- Energie- und Wärmeplanung: Der Ausbau erneuerbarer Energien soll durch konkrete Vorzeigeprojekte weiter vorangetrieben werden, etwa im Bereich Solarenergie. Ziel ist die flächendeckende Nutzung aller geeigneten Dächer öffentlicher Gebäude, Parkplätze und städtischer Flächen, ebenso wie die Integration von Solaranlagen in Neubaugebieten und auf geeigneten landwirtschaftlichen Flächen. Ergänzend wird der Ausbau von Windkraft in den städtischen Wäldern in den städtischen Wäldern angestrebt – verbunden mit bürgernahen Beteiligungsmodellen zur Förderung der Akzeptanz. Auch Geothermie und Fluss- und Abwasserwärmepumpen in den Augsburger Flüssen und Kanälen sollen zur klimafreundlichen Energieversorgung beitragen. Ein weiterer zentraler Schwerpunkt liegt auf dem Ausbau von Speicher- und Leitungskapazitäten, um Versorgungssicherheit zu gewährleisten. Gleichzeitig braucht es eine ambitionierte, kontinuierlich weiterentwickelte Wärmeplanung. Dazu gehört auch die Prüfung regulatorischer Maßnahmen wie ein Anschluss- und Benutzungszwang für Fernwärme. Der Anteil an erneuerbaren Energien in der Fernwärme soll so schnell wie möglich deutlich erhöht werden.
- Klimaschutz durch effiziente Nutzung von Energie: Klimaschutz darf sich nicht in der Bereitstellung erneuerbarer Energien erschöpfen. Ein weiterer wichtiger Hebel liegt darin, Energie effizient zu nutzen, Strom flexibel zu beziehen und Energie zu speichern. So können nicht elektrische Energiespeicher bei städtischen Bauprojekten künftig mitgedacht werden, die Stadtwerke sollen intelligente Messsysteme und volldynamische Stromtarife anbieten oder es können öffentliche E-Ladesäulen mit dynamischen Ladestrompreisen z.B. am Zoo oder am Botanischen Garten errichtet werden, um sommerliche Überschüsse aus Photovoltaik zu nutzen. Der Fantasie sind hier keine Grenzen gesetzt, wir müssen sie nur aufbringen und umsetzen.
- Klimapakt mit der Wirtschaft: Der Klimapakt mit Unternehmen und Wirtschaft soll verstetigt und weiterentwickelt werden, um nachhaltige Innovationen und klimafreundliche Geschäftsmodelle gezielt zu fördern. Dazu gehört die Einrichtung eines dauerhaften „Tisches der Klimapioniere“, an dem sich engagierte Wirtschaftsakteure regelmäßig mit der Stadt austauschen. Eine engere Verzahnung mit den städtischen Klimazielen soll durch gezielte Anreize für die Wirtschaft gestärkt werden.
- Kreative Impulse für den Klimaschutz stärken
Zur Förderung praktischer und innovativer Lösungen im Klimaschutz und in der Anpassung an den Klimawandel soll ein städtischer Klima-Innovationsfonds nach dem Vorbild des Stuttgarter Modells eingerichtet werden, mit dem sowohl wirtschaftsgetragene als auch zivilgesellschaftliche oder kommunale Vorhaben mit Vorbildcharakter gefördert werden können.
- Klimawandelanpassung: Die bestehende Anpassungsstrategie der Stadt Augsburg soll konsequent weiterverfolgt und nachhaltig umgesetzt werden. Dazu zählen gezielte Maßnahmen wie zusätzliche Baumpflanzungen in der Innenstadt, eine klimaresiliente Stadtplanung, die Anlage von Klimaoasen und Stadtklimawäldern sowie die Entwicklung wirksamer Notfall- und Katastrophenschutzpläne zur Vorbereitung auf Extremwetterereignisse wie Starkregen, Überschwemmungen oder Hitzewellen. Ergänzend müssen der Hochwasserschutz verbessert und die Renaturierungsmaßnahmen an Wertach und Lech im Rahmen von Wertach vital und Licca liber konsequent vorangetrieben werden. Augsburg muss Schwammstadt sein und den eingeschlagenen Weg weiter gehen.
- Grüne Infrastruktur und Biodiversität fördern: Durch die Anlage von urbanen Grünflächen, Wildblumenwiesen, Dachgärten und Fassadenbegrünungen kann Augsburg nicht nur das Stadtklima verbessern, sondern auch die Biodiversität stärken. Mehr Bäume und Pflanzen helfen, Hitzeinseln zu reduzieren und Regenwasser besser zu speichern.
- Entsiegelung von Flächen: Wir wollen eine Strategie zur Bodenentsiegelung und zur Abpflasterung von Flächen entwickeln und hierfür Förderanreize schaffen. Es ist unser Ziel, Stadtquartiere, Straßen, Innenhöfe und Pausenhöfe stärker als bisher von überflüssiger Versiegelung zu befreien und zu begrünen.
- Kreislaufwirtschaft und Ressourcenschonung: Augsburg soll den Wandel hin zu einer ressourcenschonenden Stadt konsequent vorantreiben. Durch die Förderung von Recycling, Wiederverwendung und nachhaltiger Produktion wird der Verbrauch natürlicher Ressourcen reduziert. Besonders im Fokus stehen dabei die Stärkung lokaler Kreislaufwirtschaftsmodelle, die ökologische Verantwortung mit regionaler Wertschöpfung verbinden.
- Bildung und Bewusstseinsbildung: Um Klimaschutz in der Breite wirksam zu verankern, braucht es eine informierte und engagierte Stadtgesellschaft. Das bestehende Umweltbildungszentrum soll weiter gestärkt und sein Angebot ausgeweitet werden. Unser Konzept der Bildung für nachhaltige Entwicklung muss im Mittelpunkt aller Überlegungen und Maßnahmen stehen. Ergänzend sind zielgerichtete Bildungsprogramme, Workshops und öffentlichkeitswirksame Kampagnen geplant, um Wissen zu vermitteln, Beteiligung zu ermöglichen und Akzeptanz für nachhaltige Maßnahmen zu schaffen. Wir wollen einen Lernort Biobauernhof errichten, in dem Umweltbildung und die große Bedeutung einer nachhaltigen Ernährung an praktischen Beispielen vermittelt werden.
- Smart City-Technologien: Digitale Technologien leisten einen wichtigen Beitrag zur Steigerung der Energie- und Ressourceneffizienz. Smart City-Anwendungen wie intelligente Steuerungssysteme zur Bewässerung städtischer Grünflächen – etwa im Projekt Smartes Stadtgrün für ein klimaresilientes Augsburg (SMSA) – zeigen, wie Digitalisierung gezielt für Klimaschutz und Klimaanpassung genutzt werden kann. Diese Potenziale sollen systematisch weiter erschlossen werden.
- Förderung nachhaltiger Ernährung: Eine zukunftsfähige Ernährungspolitik trägt wesentlich zur Reduktion klimaschädlicher Emissionen bei. Augsburg leistet seit Jahren vorbildliche Arbeit in der Öko-Modellregion Stadt.Land.Augsburg, in der Wertschöpfung in der Region erzielt wird. Wir setzen uns auch weiterhin für urbane Landwirtschaft, Gemeinschaftsgärten und Initiativen für regionale, saisonale und pflanzenbasierte Ernährung und für die Weiterentwicklung des Foodsharings ein ein. Der Anteil an Bioprodukten in der kommunalen Verpflegung soll noch deutlicher erhöht werden als er jetzt schon ist – nicht nur in Kitas und Schulen, wo gezeigt wird wie es geht, sondern auch in weiteren städtischen Einrichtungen wie den Seniorenheimen.