Vor der Corona-Pandemie zeichnete sich Augsburg durch einen guten Öffentlichen Nahverkehr aus. Straßenbahnen und Busse verkehrten in einem dichten Takt, Ausfälle waren selten, es war genügend Personal vorhanden. Leider haben sich Bus und Bahn in Augsburg von den ab 2020 folgenden Verwerfungen bis heute nicht erholt. Auch wenn das Fahrgastaufkommen wieder Vor-Krisen-Niveau erreicht hat und Bund und Länder mit dem Deutschlandticket ein attraktives Ticketangebot unterbreitet haben, herrscht akute Personalmangellage. Der Takt ist daher weiter ausgedünnt, es kommt regelmäßig zu Anschlussverlusten und ungeplanten Fahrtausfällen. Dies konkterkariert die Klimaziele und den Anspruch der Stadtpolitik, der Bevölkerung eine gute Alternative zur Nutzung des eigenen Autos zur Verfügung zu stellen. Ein attraktiver ÖPNV ist außerdem ein eminenter Standortfaktor in Zeiten des Fachkräftemangels. Zudem steht die ÖPNV-Finanzierung vor einem strukturellen Problem: Die Energiegewinne gehen tendenziell zurück, weil mehr und mehr Kund*innen von der Möglichkeit des Versorgerwechsels Gebrauch machen, die die auf Bundesebene beschlossene Liberalisierung Energiemärkte eröffnet hat. Gleichzeitig stehen enorme zusätzliche Investitionen an, etwa in die Elektrifizierung der Busflotte.

Augsburg benötigt daher eine Strategie für einen attraktiven und zuverlässigen Öffentlichen Nahverkehr. Aus Sicht der GRÜNEN-Stadtratsfraktion zählen hierzu:
  1. Um den Öffentlichen Nahverkehr nachhaltig zu finanzieren, wird zum Ausgleich der sinkenden Energiegewinne eine zunehmende öffentliche Finanzierung nötig werden. Dies handelt sich mit Blick auf das Staatsziel Umweltschutz um eine gesamtstaatliche Aufgabe. Neben Bund und Land wird aber auch die Stadt Augsburg gefordert sein, durch einen laufenden Zuschuss die notwendige Qualität des Nahverkehrs sicherzustellen.
  2. Der Betrieb muss schnell stabilisiert werden. Mit allen verfügbaren Mitteln ist schnell sicherzustellen, dass Straßenbahn und Bus bald wieder zuverlässig in einem dichten Takt verkehren.
  3. Durch Beschleunigungsmaßnahmen können Bus und Bahn schneller und somit attraktiver werden. Stadtwerke und Bauverwaltung sollten im Rahmen eines Sofortprogramms Lichtsignalzeiten optimieren und die flüssige Durchfahrt von Knotenpunkten verbessern, zum Beispiel durch zusätzliche Halteverbote. Das kann auch zu Lasten des Autoverkehrs gehen.
  4. Manche Busverbindungen sind durch lange Fahrtzeiten unattraktiv. Das Busliniennetz sollte daher einer externen fachlichen Begutachtung unterzogen werden. So können Vorschläge unterbreitet werden, wie sich das Netz unter dem Aspekt des “maximalen Verlagerungspotenziels” optimieren ließe: Neben dem Ziel, für möglichst weite Teile der Bevölkerung eine gute Anbindung zu gewährleisten, müsste insbesondere die Zielsetzung im Vordergrund stehen, möglichst viele Menschen zum Umstieg auf Bus und Bahn zu bewegen.
  5. Die Personalmangellage kann nur durch attraktive Arbeitsbedingungen behoben werden. Die Stadtwerke haben nur dann eine Chance auf Fachkräftesicherung und -gewinnung, wenn sie als flexibler, moderner und wertschätzender Arbeitgeber wahrgenommen werden.