Antrag: Beantwortet und leider abgelehnt!

Hier die Begründung der Verwaltung.

Sehr geehrte Frau Oberbürgermeisterin,

seit 1970 ist die Wildtierpopulation global um mehr als die Hälfte zurückgegangen. Weltweit steigt die Ablehnung der Trophäenjagd deutlich. In Zeiten des größten Artensterbens ist Trophäenjagd insbesondere auf bedrohte und international geschützte Tiere nicht zu rechtfertigen. Auch im Allgemeinen ist das “Töten von Lebewesen als Sport bzw. zum Spaß” eine in ethischer Hinsicht mehr als fragwürdige Form des Verreisens. Trotzdem können auf der Messe „Jagen und Fischen“ weiterhin Aussteller*innen Trophäenjagdreisen anbieten, teils mit in Deutschland verbotenen Jagdmethoden.

Daher stellen die Fraktionen CSU, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, die SPD/DIE LINKE – die soziale fraktion und die Stadträtinnen und Stadträte von Generation Aux, DIE PARTEI, ÖDP, Freie Wähler und die parteilose Stadträtin Margarete Heinrich folgenden Antrag:

Die Verwaltung möge prüfen, 

  1. inwiefern die Messerichtlinien dahingehend verändert werden können, dass für Praktiken, wie „Canned hunting“ (Jagd auf in Gefangenschaft groß gezogenen Tiere) und der Abschuss von „artifical bred“ (künstlich gezüchtete Tiere mit Farbvarianten- und Mutationen, die in der freien Wildbahn nicht vorkommen) Tieren nicht mehr auf der Messe „Jagen und Fischen“ angeboten werden dürfen.
  2. inwiefern Werbeverbote für Aussteller von Trophäenjagden möglich sind, bspw. durch eine Nicht-Listung im Messekatalog.

Begründung:

Jedes Jahr werden Trophäen mehrerer hunderter geschützter Tiere nach Deutschland eingeführt. Die Bestände vieler Tierarten, die von Trophäenjägern im Ausland erlegt werden, sind stark rückläufig. Die Trophäenjagd hat nachweislich negative Auswirkungen auf bejagte Populationen und unterminiert internationale Bemühungen zum Schutz gefährdeter Arten. Dabei ist die Großwildjagd nicht nur aus ethischen Gründen fragwürdig, sondern auch aus ökologischer Sicht. So werden oft seltene Arten erlegt, wobei es hier oftmals starke und erfahrene Tiere trifft, die für die Artenerhaltung wichtig sind. Dies kann fatale Auswirkungen auf das Überleben einer Art haben.

Die Stadt Augsburg hat sich einem nachhaltigen Strukturwandel verschrieben und übernimmt als Fair Trade Town auch globale Verantwortung für eine lebenswerte Zukunft. Gleichzeitig findet jährlich in der Augsburger Messe mit der „Jagen und Fischen“ eine der größten Jagdmessen im Süddeutschen Raum statt. Bisher gibt die Messe auch Ausstellern, die Jagdreisen in ihrem Portfolio haben und damit den Abschuss von bedrohten und geschützten Arten anbieten, Raum.

Das deutsche Tierschutzgesetz verbietet das Töten von Tieren ohne vernünftigen Grund. Es steht auch im eklatanten Widerspruch zu dem im Grundgesetz verankerten Staatsziel Tierschutz. Die Einfuhr von Jagdtrophäen ist in Deutschland meist von Importverboten ausgenommen und mit Genehmigung legal. Dabei kommen im Ausland häufig Jagdmethoden zum Einsatz, die in Deutschland verboten sind, z.B. Jagd mit Pfeil und Bogen, Hetzjagden, Herauslocken von Tieren aus Schutzgebieten.

Laut EU-Gesetzgebung dürfen Mitgliedstaaten die Einfuhr bedrohter Tiere nur genehmigen, wenn die Jagd nachhaltig und legal ist – bei streng geschützten Arten (z.B. Elefanten) muss sie sogar einen nachweislichen Beitrag zum Schutz dieser Art liefern. In der Praxis fehlen solche Nachweise.

Laut Landesjagdverband NRW haben Praktiken wie „Canned Hunting“ genauso wie der Abschuss von „artifical bred“ Tieren nichts mit dem ethischen Anspruch der Jagd zu tun und fügen dem Ansehen der Jagd in der Öffentlichkeit schweren Schaden zu. Daher hat sich dieser gemeinsam mit der Messe Dortmund bereits 2015 dafür ausgesprochen, dass Aussteller diese Methoden nicht mehr auf der Messe „Jagd&Hund“ anbieten dürfen. Und auch in einem Positionspapier des internationalen Rates zu Erhaltung des Wildes und der Jagd und des Deutschen Jagdverband von 2021 wird darauf hingewiesen, dass bei der Jagd von Wild darauf geachtet werden soll, dass die Tiere nur in einem gesunden und funktionalen Lebensraum gejagt werden sollen, in dem sie sich unabhängig ernähren und fortpflanzen können und die Möglichkeit haben einem Jäger auszuweichen. Zudem sollen Tiere nur gejagt werden, wenn sie genügend Zeit hatten ein natürliches Vermeidungs- und Fluchtverhalten zu entwickeln.

Mit freundlichen Grüßen

grüne fraktion
  • Peter Rauscher
  • Sabrina Koch
  • Dr. Stefan Wagner
  • Matthias Lorentzen
csu fraktion
  • Leo Dietz
  • Matthias Fink
generation aux
  • Raphael Brandmiller
spd/die linke – die soziale fraktion
  • Florian Freund
  • Anna Rasehorn
ödp
  • Christian Pettinger
Freie wähler
  • Regina Stuber-Schneider
  • Peter Hummel
die partei
  • Lisa McQueen
Margarete heinrich, fraktionslose stadträtin

Beteiligte Personen