Der Ausbau des 5G-Netzes startet bald – auch in Augsburg. Viele Bürger*innen sehen dem mit Sorge und Unsicherheit entgegen, was aufgrund der rasanten Technologieentwicklung, hinter der auch wirtschaftliche Interessen stehen, verständlich ist. Für den 5G-Ausbau benötigen die Mobilfunkanbieter Sendestandorte, die sie auch bei der Kommune anfragen werden. In diesem Kontext beschloss der Stadtrat am 20. Mai 2021, dass die erdgas schwaben GmbH (an welcher die SWA Energie GmbH mit 35,% beteiligt ist) zusammen mit anderen Stadtwerken und Versorgungsunternehmen in Deutschland eine Plattformgesellschaft, welche 5G-Standorte identifiziert und gebündelt den Mobilfunkonzernen anbietet, gründen darf.

Da die Debatte um das Thema 5G sehr emotional geführt wird, wollen wir hier einige wichtige Fragen beantworten.

Ist ein 5G-Netz überhaupt sinnvoll und nötig?

5G wird von vielen als Schlüsseltechnologie für den digitalen Wandel betrachtet. Es bietet eine vielfach höhere Geschwindigkeit zur Datenübertragung (Latenzen unter 1 Millisek. und Datenraten bis zu 10 Gigabit/Sek.) und birgt daher Entwicklungspotenzial für die Produktion, die Mobilität, die Landwirtschaft, die Gesundheitsversorgung und viele andere Lebensbereiche.

Wir GRÜNE wollen diese Entwicklung sozial und ökologisch gestalten. Auch Bundes- und Landesebene müssen sich dafür einsetzen, den Mobilfunkausbau ökologisch verträglich zu gestalten, sodass z.B. nur ein Minimum an Ressourcen und Flächen verbraucht wird. Zudem braucht es auf Landesebene ein System zur Optimierung zwischen Sendemastendichte und Strahlungsleistung. Soweit möglich soll vorhandene Infrastruktur (Strommasten, Windkraftanlagen, Laternen usw.) genutzt werden. Technischer und wirtschaftlicher Fortschritt darf nie zu Lasten der Gesundheit gehen, deswegen setzen wir GRÜNE uns auf allen Ebenen dafür ein, dass alle Risiken klar geprüft werden und stets das Vorsorgeprinzip gilt. Die Frequenzen 2 und 3,4 Gigahertz und 700 Megahertz sind sehr gut untersucht, schließlich nutzen wir diese Frequenzen schon seit 70 Jahren für Fernsehen und seit 100 Jahren für Radio. Wären dabei Langzeitfolgen aufgetreten, so wären sie inzwischen bekannt. Bei den neuen, höheren Frequenzen über 20 Gigahertz gibt es tatsächlich noch Forschungsbedarf und es laufen dazu zahlreiche Forschungsvorhaben, die diese neuen Frequenzen begleiten. Quelle

Deshalb werden wir die wissenschaftliche Entwicklung rund um das Thema weiterhin genau beobachten.

Für die Kommunen ergeben sich diverse Chancen. Zum Beispiel kann die Zuverlässigkeit des ÖPNV gesteigert werden, in der Landwirtschaft können Pflanzenschutz- und Düngemittel besser dosiert werden und es kann die Brandfrüherkennung für Waldbrände verbessert werden. Auch in der Abfallbeseitigung, im Stadtmarketing oder im Tourismus tun sich mit einem schnellerem Netz neue Möglichkeiten auf.

Welchen Nutzen hat es für die Stadt Augsburg, dass die erdgas schwaben GmbH mit anderen Versorgungsunternehmen kooperiert?

Die Plattformgesellschaft wird bei Gründung aus mehreren kommunalen Versorgungsunternehmen bestehen. Dadurch, dass sich die Versorger koordinieren, können sie zum einen ihre gemeinsamen Interessen gegenüber den Mobilfunknetzbetreibern besser vertreten – und so etwa Erlöse über langfristige Verträge erzielen. Zum anderen entsteht ein gebündelter und auch vernetzter Kontakt zu den Mobilfunknetzbetreibern, was eine bessere Steuerung der Infrastruktur für Sendestationen ermöglicht. Ein „Wildwuchs“ an vielen verschiedenen Standorten soll dadurch verhindert werden.

Genauer erklärt: Für den 5G-Ausbau der Mobilfunkanbieter werden neue Sendestationen benötigt, die eine höhere Frequenz aussenden können. Für die Installation und den Betrieb der Stationen benötigen die Anbieter sog. Passivtechnik, etwa Masten oder Stromanschlüsse. Diese Technik können die kommunalen Versorgungsunternehmen stellen und damit auch steuernd eingreifen. So soll vor allem verhindert werden, dass Antennen unterschiedlicher Mobilfunkanbieter in Doppelstrukturen aufgebaut werden. Das könnte passieren, wenn die Kommune sich zurückzieht und Netzbetreiber mit der Privatwirtschaft oder anderen Trägern Verträge schließen. Dann besteht die Gefahr für privatwirtschaftlichen “Wildwuchs” von zu vielen und teilweise überflüssigen 5G-Standorten. Ziel des Plattform-Zusammenschlusses ist es, die Anfragen der vier Mobilfunknetzbetreiber so zu bündeln, dass alle denselben Standort gemeinsam nutzen – statt bis zu vier Sendestationen in unmittelbarer Nähe zueinander zu installieren.

Wie wird der Ausbau des 5G-Netzes in Augsburg aussehen?

Die Anzahl der Sendeanlagen und mobilen Geräte wird sich durch 5G erhöhen. Denn 5G sendet in einer Frequenz von 2 bis 3,7 (perspektivisch sogar bis zu 60) Gigahertz. Bisher lagen die Frequenzen für Mobilfunk bei weniger als 2,6 Gigahertz. Je höher die Frequenz, desto geringer ist allerdings die Reichweite. Es braucht für 5G also deutlich mehr Sendemasten, um dasselbe Gebiet abzudecken. Da die 5G-Sendestationen auch kleiner sein können, ist es möglich, sie z.B. an Laternen, Haltestellen oder Wänden zu montieren. Allerdings ist auch zu erwarten, dass die bereits vorhandenen Mobilfunkstandorte überwiegend für 5G mitgenutzt werden können. Wie viele Standorte zusätzlich in Augsburg eingerichtet werden, hängt von den Planungen der Anbieter ab. Aus v.a. wirtschaftlichen und ökologischen Gründen setzen wir GRÜNE uns dafür ein, Doppelstrukturen bei den Sendestationen zu vermeiden. Erdgas schwaben (und durch sie die SWA und die Stadt Augsburg) kann durch das Anbieten von Standorten also regelnd und steuernd in den Ausbau des 5G-Netzes eingreifen.